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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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die einzige bewohnbare Welt des Systems ansteuerten. Bald tauchten sie quasi im Schleichflug in die Atmosphäre des Planeten ein. Ihr Ziel bildete das Gebiet unter der energetischen Schirmkuppel, das die Instrumente der escalianischen Kleinwalze inzwischen klar anmessen konnten.
    Die Kuppel überspannte ein Areal von mehr als fünfhundert Quadratkilometern; was darunter lag, vermochten die Orter allerdings nicht zu erfassen. Sie erstreckte sich in der Mitte des größten Kontinents, der von einem weitläufigen Meer umgeben war.
    Die Holos simulierten freie Sicht aus einem imaginären Cockpit; so konnte Saedelaere verfolgen, wie sie sich dem Kontinent näherten. Eine Inselwelt aus Hunderten kleiner Eilande zog unter ihnen hinweg. Die Wellen peitschten weit über die Küstenlinie der eigentlichen Landmasse.
    In der Ferne walzten gewaltige Maschinen über weite Ebenen; Kolosse aus Metall, die in der Sonne blitzten. Am Horizont verglühte ständig eine Unzahl von winzigen Meteoriten in der Atmosphäre; so hell und häufig, dass die Feuerschweife sogar bei hellem Tageslicht zu sehen waren. Soweit Saedelaere es beurteilen konnte, erreichten sie die Erdoberfläche nicht.
    Einige tiefe Krater legten jedoch nahe, dass es hin und wieder zu Einschlägen kam.
    Anzeichen einer eingeborenen Bevölkerung entdeckten sie aus der Höhe nicht; die primitive Kultur von Jägern und Sammlern, die Blitzer erwähnt hatte, hatte bislang wohl keine großen Bauwerke hinterlassen. Um einzelne Lebewesen zu sehen, flog das Beiboot zu hoch.
    Das Meer verschwand hinter ihnen. Saedelaere hielt auf das energetische Kuppelfeld zu und wunderte sich, dass immer noch niemand eine Reaktion zeigte. Keiner funkte sie an oder versuchte sie abzufangen.
    Ihm kam ein verrückter Gedanke. Was, wenn Sholoubwa auch dieses System längst verlassen hatte? Wenn all die Abläufe, die sie beobachtet hatten, automatisiert abliefen? Robotschiffe und Stationen, die mit stoisch-maschineller Einfalt ihrer vielleicht vor Jahrzehnten zuletzt geänderten Programmierung folgten?
    Sie gingen tiefer, erreichten nun eine Landschaft aus weiten Hügeln mit nur spärlicher Vegetation. Krüppelige, gedrungene Bäume bestimmten das Bild. Große Flugtiere – Vögel mit weißen Schwingen – zogen durch die Luft. Die Kleinwalze flog mittlerweile tief genug, um solche Einzelheiten zu erkennen. Ein Blick auf die Instrumente: nur noch hundert Meter Höhe.
    In diesem Augenblick fielen von einem Moment auf den nächsten die Triebwerke aus. Die Kleinwalze sackte wie ein Stein in die Tiefe.

6.
    Der Existenz
    völlig enthoben
     
    Saedelaere blieb innerlich ruhig, während ein Alarm heulte. Er musste das Schiff unter Kontrolle halten – wenigstens notdürftig. Auch aus einer Höhe von nur hundert Metern würde ein ungebremster Absturz sie alle töten.
    Er zündete ein Notaggregat, das für nicht einmal eine Sekunde Energie lieferte, ehe es ebenfalls ausfiel. Doch dieser Augenblick genügte immerhin, der Walze einen Vorwärtsschub zu verleihen und den rasenden Fall wenige Meter über der Planetenoberfläche aufzuhalten.
    Es blieb keine Zeit, um nachzudenken. Saedelaere handelte intuitiv, versuchte den Aufprall zu mildern, indem er die Walze quer stellte und so die Fluggeschwindigkeit weiter abbremste.
    Das Beiboot schmetterte auf. Der Schlag schleuderte ihn aus seinem Sitz, er krallte sich in den Lehnen fest, fühlte sich einen Atemzug später, als würden ihm die Arme ausgerissen.
    Die beiden Zwergandroiden hielt es nicht auf den Füßen. Sie schlitterten über den Boden. Ein weiterer Stoß riss sie in die Höhe. Sie krachten gegen die Decke. Auch Saedelaere verlor den Halt, flog aus dem Sitz. Nur ihre Schutzanzüge verhinderten schwere Verletzungen.
    Es dröhnte und donnerte, die Beleuchtung flackerte.
    Und endlich ...
    ... wurde es still.
    Das Beiboot lag ruhig. Die Notlandung war einigermaßen gelungen.
    Im Raum herrschte völlige Dunkelheit. Der SERUN funktionierte allerdings noch. Saedelaere schaltete dessen Helmlampe ein. Der Strahl durchschnitt die Finsternis und tauchte die Zentrale in matte Helligkeit. Weite Gebiete blieben jedoch im Schatten.
    »Ich kümmere mich um Neuntau«, kündigte Eroin Blitzer über Funk an. Auch sein Schutzanzug verfügte offenbar noch über Energie und bildete die zweite Lichtquelle im Raum.
    Saedelaere verließ sich darauf, dass sein Begleiter sich erneut meldete, falls er Hilfe benötigte. Er versuchte, den Fehler zu finden, der zum plötzlichen Ausfall

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