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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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breiten Spektrum, nachdem sie diese analysiert hat. Andersgeartete Technik bleibt unangerührt. Das ist der Grund dafür, dass unsere Schutzanzüge noch funktionieren. Sonst könnten die großen Erdbaumaschinen ebenfalls nicht mehr arbeiten, die wir beim Anflug gesehen haben.«
    Saedelaere widersprach nicht, es klang nach einer guten Erklärung.
    Auf der Kuppe des Hügels standen die Bäume dichter. Die roten Affentiere sprangen mit weiten Sätzen zwischen ihnen umher. Etliche breiteten in der Luft die Arme aus; Hautlappen spannten sich vom Brustkorb zu den Oberarmen. So segelten sie oft viele Meter, ehe sie gewandt einen der Äste packten und sich in die Kronen schwangen.
    Saedelaere beobachtete das Treiben fasziniert. »Was glaubt ihr, was der Konstrukteur in diesem System überhaupt plant? Warum zerstört er es?«
    »Er hat nie große Rücksicht genommen«, behauptete Neuntau. »Meiner Einschätzung nach versucht er, das Raum-Zeit-Kontinuum zu beeinflussen. Aber auf welche Art und mit welcher Absicht, kann ich nicht erkennen. Eroin?«
    »Ich stimme dir zu. Auch, dass wir die Hintergründe ohne weitere Informationen nicht verstehen können. Wir müssen unter die Schutzkuppel gelangen.«
    »Und Sholoubwa höchstpersönlich fragen.«
    Alaska Saedelaere fragte sich, ob in Neuntaus letzten Worten eine Drohung mitschwang. »Was meint ihr mit einer Beeinflussung des Raum-Zeit-Kontinuums?«
    »Das eben wissen wir nicht, Alraska.« Neuntau betonte es, als würde er mit einem unverständigen Kind sprechen. »Aber damit hängen ganz sicher auch die Phänomene zusammen, die wir im freien Weltraum zwischen den Planeten erleben mussten.«
    »Die beginnende Realitätsverschiebung«, sagte Saedelaere nachdenklich. Was mochte der Konstrukteur unter der Schutzfeldkuppel planen?
     
    *
     
    Hinter der Hügelkuppe eröffnete sich zu ihrer Überraschung ein weitläufiges Tal, auf drei Seiten umgeben von weiteren Hügeln. Auf dem Großteil der Fläche wuchs grobhalmiges Gras; vereinzelt wucherten nachtblaue Blumen, deren Blütenkelche sich bewegten, als wehte ein leichter Wind.
    Die energetische Schirmfeldkuppel lag in merklich größerer Entfernung, als die kleine Gruppe angenommen hatte. Aus ihrer Perspektive nahm die Kuppel nun den gesamten Horizont ein. Seitlich, hinter den Hügeln, verlor sie sich in diesigem Wabern wie an einem heißen Sommertag; geradeaus vor ihnen glänzte sie mit flackernden Blitzen, wenn sich die Sonnenstrahlen auf ihr spiegelten und sich brachen.
    Saedelaere und die beiden Zwergandroiden flogen mit ihren Anzügen weiter. Sie schwiegen. Der Terraner hing seinen Gedanken nach. Er fragte sich, was ihn wohl erwartete und ob sie Sholoubwa tatsächlich finden würden. Und wenn, ob sich ihm dadurch letztlich eine Spur eröffnete, die ihn zur Frau Samburi führte.
    Es gab Tage, da fühlte er sich, als wäre er seit Ewigkeiten auf der Suche nach ihr und als könnte diese Suche niemals enden. Ihr Bild in seiner Vorstellung war zu einem Bestandteil seiner selbst geworden, und er fragte sich, ob er ihr doch eines Tages wieder gegenüberstehen durfte. Und wenn es ein ganzes, unsterbliches Leben lang bis dahin dauerte.
    Blitzer wurde zuerst auf die Staubwolke aufmerksam, die sich einen der seitlichen Hügel hinunterwälzte. Aus der Entfernung sah es geradezu träge aus, doch sie musste sich mit rascher Geschwindigkeit bewegen, und sie durchmaß wohl einige hundert Meter.
    Im nächsten Augenblick explodierte der Hügel.
     
    *
     
    Eine der gigantischen Maschinen wälzte sich im wahrsten Sinn des Wortes durch den Hügel. Das metallene Monstrum fraß sich inmitten von Erde und Gestein voran. Es schob Masse vor sich her und quetschte sie unter sich platt.
    Saedelaere und seine Begleiter kamen dem Geschehen näher und erkannten auch den Grund für die Staubwolke. Eine Viehherde floh panisch vor der riesigen Maschine, die ihre Welt zerstörte. Dutzende Tiere wurden von dem metallenen Ungetüm eingeholt und zermalmt.
    Die drei Besucher hielten einigen Abstand, doch um die Schirmfeldkuppel auf direktem Weg zu erreichen, mussten sie die Maschine passieren. Da sie sich rasch voranwälzte, kam es nicht zu großen Verzögerungen. Sie ebnete den gesamten Hügel ein, ruckte dazu mehrfach zur Seite, was dem Rest der Viehherde die Flucht ermöglichte.
    Zurück blieb eine platte Ebene, die nichts mehr mit der ursprünglichen Natur zu tun hatte. Die automatische Konstruktionsmaschine hinterließ eine völlig glatte Metallplastebene.

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