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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Bäume, Pflanzen und Erde waren verschwunden.
    Schon wollte sich Saedelaere abwenden, als ihm etwas auffiel: Im Weg der Maschine, die sich nun wieder vorwärtswälzte, lagen spinnenförmige Sholoubwa-Roboter; es erinnerte an das Leichenfeld auf Neuntaus Welt mitten in der Stadt. Der Metallkoloss rollte auf sie zu und saugte sie durch eine stählerne Klappe ein wie in ein gieriges Maul. Wahrscheinlich verarbeitete sie auch die Masse der Roboter zu dem Metallplast, das als flache Ebene zurückblieb.
    Eroin Blitzer machte ihn auf etwas aufmerksam. Saedelaere folgte dem kleinen, ausgestreckten Arm – und entdeckte eine Gruppe von Humanoiden, die sich aus ihrem Blickwinkel bislang hinter der Maschine aufgehalten hatten.
    Dies also waren die Bewohner dieser Welt. Der Anblick versetzte dem Terraner einen Stich. Die Einheimischen saßen mit gekrümmtem Rücken auf gedrungenen Reittieren, die auf stämmigen, aber kurzen Säulenbeinen auf das Metallmonstrum zurasten und einen von vornherein zum Scheitern verurteilten Angriff starteten.
    Die flachen Gesichter der Humanoiden waren wie der gesamte nackte Körper mit einer Art Kriegsbemalung geschminkt. Zumindest vermutete Saedelaere das zunächst. Je länger er hinsah, umso deutlicher wurde jedoch, dass das farbige Muster Teil der natürlichen Färbung der Haut sein musste.
    In jeweils drei Armen schwangen die Wesen Keulen und Knüppel. Als sie nahe genug heran waren, schleuderten sie doppelt geschwungene Speere auf die Maschine. Die automatische Programmierung des Kolosses nahm diesen völlig hoffnungslosen Angriff offenbar nicht einmal wahr und fuhr ungestört mit ihrem Zerstörungs- und Einebnungswerk fort.
    »Ihr einfacher Verstand ist nicht in der Lage zu erkennen, dass sie nicht gewinnen können«, sagte Eroin Blitzer. »Sie stehen auf einer zu niedrigen Entwicklungsstufe.«
    »Es spielt keine Rolle«, warf Neuntau ein.
    »Bedauerst du sie nicht?«
    »Wieso sollte ich? Jedem ist sein Schicksal bestimmt. Mir auch.«
    Saedelaere wollte dem Fatalismus in Neuntaus Worten widersprechen, als er beobachten musste, wie einer der Humanoiden von der Maschine eingesaugt wurde. Einen Augenblick ragte noch eine Hand aus der dunklen Öffnung, im nächsten Moment war sie verschwunden. Nur ein Teil des Speers brach ab und fiel unter die mahlenden Räder des metallenen Monstrums.
    Die übrigen Angreifer rissen ihre Reittiere herum und flohen über die weite Ebene, ritten ein Stück auf die Energiekuppel zu, bogen aber noch weit von ihr entfernt zur Seite ab und verschwanden.
    Verschwanden?
    Wieso verschwanden sie?
    Alaska Saedelaere presste kurz die Augen zusammen, als wolle er eine Illusion vertreiben.
    Er wollte den SERUN ansprechen, den optischen Filtern des Helms einen ...
    ... verschwanden?
    Wieso verschwanden sie?
    Alaska Saedelaere presste kurz die Augen zusammen, als wolle er eine Illusion vertreiben.
    Der Terraner stutzte. Hatte er das nicht soeben schon einmal erlebt?
    Nicht nur die Humanoiden auf ihren Reittieren waren verschwunden, sondern auch die Maschine. Und seine Begleiter.
    Saedelaere stand nackt auf dem Boden. Die Luft vor ihm funkelte, und er hörte ein Knistern wie von elektrostatischer Aufladung.
    Alaskas Hand zuckte zu seiner Maske. Sie war nicht mehr vorhanden. Seine Finger tasteten durch das Cappinfragment, das nicht mehr war als das Gespinst einer Erinnerung. Es sonderte Lichtstrahlen ab, aber sie verschwanden rasch.
    Der Terraner hörte nur noch seinen Atem.
    Der Zellaktivator brannte unter seinem Schlüsselbein, und Saedelaere begriff, dass das lebensverlängernde Gerät ihn ankerte. Sonst wäre er womöglich einfach verweht, ein verlorenes Bewusstsein, dessen Lebensenergie im Nichts verpuffte.
    Er verstand, was mit ihm geschah. Anders als im freien All des Systems war es diesmal plötzlich über ihn gekommen. Er befand sich auf einer anderen Existenzebene, inmitten einer verschobenen Realität. Die Zwergandroiden hatten angedeutet, dass Sholoubwas Experimente in diesem Sonnensystem auf eine Manipulation des Raum-Zeit-Kontinuums abzielten. Genau das war geschehen – und das Phänomen hatte Alaska umschlossen und mitgerissen.
    Das elektrostatische Knistern vor ihm nahm ab. Die Luft schmeckte verbrannt, und ein beißender Gestank kroch in Saedelaeres Nase. Er wollte sich abwenden, die Hand vor den Mund halten, aber sein Körper existierte kaum noch. Die Bewegung verpuffte, ehe er sie ausführen konnte.
    Alaska sickerte als Nebelgespinst in die Natur des Planeten,

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