PR 2668 – Neuntau
der Triebwerke geführt hatte. Um einen Zufall konnte es sich dabei nicht handeln.
Genau wie erwartet fand er keine Erklärung. Er vermochte nicht einmal eine Systemanalyse zu starten; alle Schiffstechnologie war tot. Kein Quäntchen Energie floss mehr in der Kleinwalze.
Zu Saedelaeres Erleichterung hatte auch Nikomus Neuntau den Absturz unbeschadet überstanden. Gemeinsam mit Eroin Blitzer kam der alte Zwergandroide zu ihm. In ihren Schutzanzügen verließen sie das Beiboot.
Der Terraner versuchte, über die Kommunikationsfunktion des SERUNS Funkkontakt mit der SHEYAR aufzunehmen, scheiterte jedoch. Von außen gesehen hatte die Kleinwalze wenig Schaden genommen. Die Hülle schien intakt zu sein, wobei niemand die Integrität der aufliegenden Unterseite beurteilen konnte. Das schwere Schiff hatte sich etwa zwei Meter tief in den weichen Boden gebohrt.
»Also gibt es tatsächlich eine Sicherungsfunktion.« Neuntau klang fast amüsiert und nicht, als sei er soeben dem Tod nur knapp entkommen. »Alles andere hätte mich gewundert. Sholoubwa ist nie sonderlich vertrauensselig gewesen und war nie gut auf Einmischungen von außen zu sprechen.«
»Du hast damit gerechnet, dass so etwas geschieht?«, fragte Saedelaere.
»Du etwa nicht?« Neuntau wandte sich um, kehrte dem abgestürzten Beiboot den Rücken zu. In der Ferne, hinter einem weit geschwungenen Hügel, glitzerte das obere Ende der Schutzfeldkuppel in der Luft. »Wir sollten uns auf den Weg machen. Solange wir die Ursache nicht beseitigen, bekommen wir dieses Schiff nie wieder flott.«
Sie flogen los.
Ein zischendes Geräusch zog Saedelaeres Aufmerksamkeit auf sich. Er hob den Blick. Über ihm flirrte eine Feuerspur über den Himmel. Ein Meteorit durchraste die Atmosphäre und verglühte dabei. Der Gesteinsbrocken zerbrach, und ein Dutzend kleiner Funken verpuffte über dem Terraner.
Blitzer schaute ebenfalls hinauf. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein großer Meteorit einschlägt und die ganze Planetenoberfläche verwüstet.«
»Ich bin davon überzeugt«, widersprach Neuntau mit seiner krächzenden Stimme, »dass Sholoubwa diese Welt weitgehend davor schützt. Die Roboterschiffe fangen die gefährlichsten Asteroiden ab und führen ihre Masse den Hightech-Stationen zu.«
»Roboterschiffe?«, fragte Saedelaere. »Du meinst die ...«
»Die Ameisenstraße, wie du es genannt hast«, unterbrach der alte Zwergandroide. »Wusstest du nicht, dass diese Schiffe unbemannt sind?«
»Ich habe es vermutet. Aber mir stehen nicht deine ... Möglichkeiten der Beobachtung zur Verfügung.« Wie auch immer Neuntau das gelang.
Der Zwergandroide verlangsamte seinen Flug, steuerte dichter an seinen Artgenossen heran. »Da täuschst du dich. Ich habe mich lediglich in die Systeme der SHEYAR eingeklinkt und die Daten auf meine Weise interpretiert. Nichts, was euch nicht ebenfalls hätte gelingen können.«
»Lass das nicht Kommandant Kongaro wissen«, bat Blitzer. »Er ist ohnehin nicht gut auf dich zu sprechen. Es wird ihm nicht gefallen, dass du dich der Instrumente seines Schiffes bedienst, ohne dass er es weiß.«
Alaska Saedelaere beschloss, die Möglichkeit auszunutzen, die sich ihm momentan bot; offenbar befand sich Neuntau in redseliger Stimmung. »Hast du auch eine Erklärung dafür, dass zwar alle Technologie unseres Beibootes ausgefallen ist, aber die Schutzanzüge noch funktionieren?«
Der Zwergandroide antwortete nicht, sondern gab ein nachdenkliches Brummen von sich. Er musste dieses Problem wohl durchdenken. »Eine Frage, die wir dem Konstrukteur stellen werden«, sagte er schließlich. »Vorerst sollten wir uns einfach darüber freuen.« Leise, kaum hörbar, ergänzte er noch, offenbar im Selbstgespräch: »Nicht wahr, Nikomus?«
Saedelaere schaute kurz zurück. Die defekte Kleinwalze war als winziger Punkt in der Landschaft zu erahnen. Der kleine Einsatztrupp näherte sich der Kuppe des weitläufigen Hügels, der zwischen der Absturzstelle und der Energiekuppel lag.
In den Kronen der vereinzelten flachen Bäume tummelten sich affenartige Tiere, deren Fell ebenso leuchtend rot war wie die wenigen Früchte. Im oberen Bereich wuchsen graubraune Blätter so dicht, dass das Rot aus der Höhe nicht zu erkennen gewesen war.
»Sholoubwa hat eine spezifische Störstrahlung über die Schutzkuppel gelegt«, meinte Neuntau plötzlich. »Damit haben wir schon vor Jahrtausenden gemeinsam experimentiert. Sie stört Raumschiffstechnologie in einem
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