PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure
den Nerven seines Gehirns und Sholoubwas Positronik.
Mit der ihm eigenen Wucht hatte er sich in die Arbeit gestürzt. Dabei hatte er bei null anfangen müssen, da Husen seine Geheimnisse mit in sein feuchtes Grab genommen hatte. Cholaquin verfluchte den Umstand, dass er sich nie die Zeit genommen hatte, Husens Testmodell nachzubauen. Nach dem Tod des Oberkonstrukteurs waren die Arbeiten an biopositronischen Robotern eingestellt worden.
Egal, welche Sternenreiche er seither aufgesucht hatte, niemandem war es gelungen, eine funktionierende biopositronische Schnittstelle zu bauen.
Und nun lief ihm die Zeit davon.
Erst als er wieder zu einem längeren Aufenthalt in einem Medotank gezwungen war, kam ihm die entscheidende Idee.
Sobald er wieder des Sprechens mächtig war, stellte er eine Verbindung zu Sholoubwa her.
Der Oberkonstrukteur der Koalition Apon meldete sich sofort.
»Was kann ich für dich tun?«, fragte er.
»Ich habe einen Auftrag für dich«, begann Cholaquin. »Welche Informationen besitzt du über das Projekt Husenbrücke?«
»Ich hatte nie Zugriff auf die Projektdaten.«
»Aber dir ist das Grundprinzip bekannt? Die Schnittstelle zwischen biologischen und positronischen Komponenten?«
»Das Grundprinzip ist mir bekannt.«
Cholaquin holte Luft. Seit das Terram nicht mehr richtig funktionierte, produzierten die Drüsen haufenweise Enzyme, die die körperlichen Abläufe vollkommen durcheinanderbrachten.
»Ich sterbe, Sholoubwa«, sagte er. Es fiel ihm schwer, diesen seinen biologischen Makel dem perfekten Roboter mitzuteilen. »Ich werde innerhalb von drei Wochen an akutem Organversagen sterben, wenn es mir nicht gelingt, zumindest mein Gehirn zu retten.«
»Und nun verlangst du, dass ich das Prinzip der Husenbrücke nachvollziehe, um dein Gehirn mit einer Positronik zu verbinden?«
»Nicht mit irgendeiner Positronik, Sholoubwa. Mit deiner Positronik.«
»Ich verstehe.«
Sholoubwa schwieg.
Als Cholaquin es nicht mehr aushielt, fragte er scharf: »Hast du deinen Auftrag auch verstanden?«
»Ja, das habe ich. Allerdings habe ich zwei Einschränkungen.«
Cholaquin versuchte ruhig zu atmen. »Die da wären?«
»Meine Berechnungen sagen mir, dass eine Husenbrücke nur indirekt eine brauchbare Lösung darstellen kann. Das biologische Alter deines Gehirns beträgt dreiundneunzig Standardjahre. Damit ist es bereits dem alterungsbedingten Zerfall unterworfen, da die Reparaturmechanismen in den Genen mit jeder Zellreplikation schwächer werden. Selbst wenn es mir gelingen sollte, eine Husenbrücke zu konstruieren, würden deine Gehirnkapazitäten laufend schwächer werden, bis es zu einem generellen Absterben der Nervenzellen käme.«
Cholaquin schluckte die Wut über Sholoubwas roboterhafte Arroganz hinunter. »Was wäre laut deinen Berechnungen eine brauchbare Lösung?«
»Ich konstruiere einen neuronalen Transmitter, der die Informationen, die in deinem Gehirn gespeichert sind, in sich aufnehmen und dann weitergeben kann.«
Cholaquin schluckte. »In Ordnung. Unter der Bedingung, dass mein sterblicher Körper anschließend schockgefroren wird, damit ich später daraus einen Klonkörper züchten kann.«
»Zu der zweiten Einschränkung«, sagte Sholoubwa.
Der Konstrukteur rieb sich über das Gesicht. Das Gespräch wuchs zu einem Albtraum heran. »Ich höre?«
»Für den Bau dieser Anlage veranschlage ich zweiundsiebzig Standardjahre.«
Der Schock vertrieb sekundenlang die Schmerzen. »Wie lange?«
»Zweiundsiebzig Standardjahre«, antwortete der Roboter ungerührt. »Erklärung: Dein Gehirn besitzt knapp einhundertfünzig Milliarden Neuronen oder Nervenzellen, die durch einhundertzwanzig Billionen Synapsen miteinander verbunden sind. In diesen Synapsen sind in chemischer Form zwischen vier und fünf Petacryn Daten gespeichert. Um deine gesamte Persönlichkeit in den neuronalen Transmitter zu übertragen, muss dieser in seiner mechanischen Beschaffenheit exakt deinem mowischen Gehirn entsprechen. Selbst wenn ich in Mikrobauweise arbeite, wird die Anlage rund fünfzigmal größer als dein Gehirn.«
Cholaquins Körper zog sich zusammen. »Wenn eine solch große Anlage vonnöten ist, um meine Persönlichkeit auf den neuronalen Transmitter zu überführen, wie willst du es denn anstellen, dass die Daten anschließend auf dich übergehen?«
»Ich sagte, dass eine Husenbrücke nur eine indirekte Lösung sein könnte«, erinnerte ihn Sholoubwa. »Ich werde eine solche Schnittstelle konzipieren und
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