PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs

›Auflösungskommandanten‹ nicht«, sagte Sholoubwa. »Weshalb hast du uns zu dir befohlen?«
    »Meine Tätigkeiten sind nicht abschließend definiert. Ich gehe hin, wo ich gebraucht werde. Ich bringe Dinge zu einem Ende. Das ist mein Hauptauftrag.«
    Das Schlangenwesen erhob sich zu seiner vollen Größe. »Ich bin hier, um Hinterlassenschaften zu beseitigen, die nicht mehr gebraucht werden. Das restliche Personal wird aus Escalian ebenso abgezogen wie du, Konstrukteur.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Sholoubwa, obwohl seine Berechnungen durchaus Anhaltspunkte für den Sinngehalt von Vuuslas Aussage lieferten.
    »Du wirst in Escalian nicht mehr gebraucht. Du hast nach Evolux zurückzukehren, wo dir neue Projekte zugeteilt werden. Um alle anderen Aufgaben im Reich der Harmonie werde ich mich kümmern. Das ist alles, was ich dir zu sagen habe.«
    »Ich verstehe nicht, weshalb die Mächte von Evolux erst tausend Jahre nach dem Scheitern des Projektes die Hinterlassenschaften in Escalian räumen«, sagte Sholoubwa. »Ich verstehe nicht, weshalb ich tausend Jahre nichts von Evolux gehört habe und ausgerechnet jetzt, da das perfektionierte BOTNETZ kurz vor der Vollendung steht, zurückbeordert werde. Und solange ich diese Umstände nicht verstehe, kann ich mich nicht entscheiden, ob ich dem Aufruf zu folgen habe.«
    »Du scheinst meine Worte missverstanden zu haben, Konstrukteur! Dieser Aufruf ist nicht verhandelbar. Es ist ein Befehl!« Vuusla ließ den Oberkörper hin und her pendeln. »Nach meinen Informationen hattest du überdies von Evolux keinen Auftrag, am BOTNETZ weiterzuarbeiten. Der Bote Renyi-Hemdebb hätte das Projekt bereits beenden sollen.«
    Der Schlangenartige blickte argwöhnisch Richtung Himmel und sagte dann mehr zu sich selbst: »Allerdings wundert es mich nicht, dass es zu einem derartigen Durcheinander kommt. Der Tod des Boten und diese seltsame Hintergrundstrahlung in Escalian. Die Probleme beim Anflug ...«
    »Das Unternehmen bei TRYCLAU-3 war von Anfang an chaotisch geplant und wurde ebenso durchgeführt«, unterbrach Sholoubwa Vuuslas verwirrte Ausführungen. »Und nun scheint Evolux in dieser Sache genauso weiterzumachen. Ich werde mich wieder dem BOTNETZ widmen.«
    Vuuslas Kopf schnellte auf Sholoubwa zu. »Das BOTNETZ steht nicht mehr zur Debatte!«, zischte er. »Evolux hat kein weiteres Interesse daran. Du kannst es behalten oder einstampfen!«
    »Dann steht meine Arbeit für die Hohen Mächte auch nicht mehr zur Debatte«, konterte Sholoubwa. »Unser Handel war genau umrissen. Nun ist er abgeschlossen. Das bedeutet, dass ich frei bin, zu gehen und zu tun, wohin und was ich für richtig halte. An einem neuen Handel mit Evolux habe ich kein Interesse. Die Mächte von Evolux wissen nicht, wie sie mich optimal einsetzen können, und ich erhalte keinen angebrachten Gegenwert für meine Arbeit!«
    »›Stolz wie ein Algorrian!‹, so hat er dich genannt, ›obwohl er keinen Gefühlssektor besitzt.‹ Die Worte von Voosla treffen zu, obwohl der Vergleich mit den Algorrian dir zu sehr schmeichelt. Am Ende des Tages kannten sie ihren Platz und die Wichtigkeit ihrer Aufgaben für die Sache der Ordnung. Wir alle folgen den Befehlen ihrer Vertreter und tun gut daran! Du, Konstrukteursroboter, wirst die Konsequenzen zu tragen haben, falls du es vorziehst, deine Befehle nicht zu befolgen!«
    Mit einem seiner Ärmchen tippte Vuusla auf eine Taste an einem seiner Technogürtel. Ein UHF-Fenster erschien direkt vor dem Hoapono. Ohne ein weiteres Wort und ohne Sholoubwa und den Zwergandroiden eines Blickes zu würdigen, durchschritt Vuusla das Fenster, das unmittelbar danach verschwand.
    Verdattert blickte Nikomus Neuntau zu Sholoubwa hoch, bevor er den Blick sofort wieder senkte. »Was werden wir nun tun?«
    Sholoubwa rechnete seine Handlungsalternativen durch. Lange und sorgfältig.
    »Du hast gehört, was der Auflösungskommandant gesagt hat«, sagte er dann. »Wir werden zurück nach Evolux fliegen.«
    Der alte Zwergandroide stieß geräuschvoll Atemluft aus. Er schien erleichtert.
    Sie verließen den Turm. Sholoubwa schloss die Tür. Dann aktivierte er das Energiefeld und versiegelte es mit seinem persönlichen Kode.
    »Was tust du da?«, fragte Nikomus Neuntau.
    »Ich sorge dafür, dass der Turm nicht von Unbefugten betreten werden kann.«
    »Ach so.«
    Seit Sholoubwa angekündigt hatte, dem Befehl von Evolux zu folgen, schien der Zwergandroide wie ausgewechselt. Als hätte er sich eine neue