PR 2672 – Kosmische Agonie
missbraucht wird, um ihre Kriege auszutragen.«
»Und diese Schohaaken ... sie haben kein Wissen zurückgelassen, nichts hinterlegt oder weitergegeben? Und es gibt keinen Weg, mit ihnen Verbindung aufzunehmen?«
»Nicht in diesem Universum«, antwortete Bully. »Da müsstet ihr uns schon erst in unsere Heimat zurückbringen. Dort wird sich ES sicherlich früher oder später wieder bei uns melden, und wir können ihn befragen.«
»Nur, dass es uns dann nicht mehr weiterhelfen würde«, stellte Anicee trocken fest. »Ich würde eher darauf bauen, dass die menschliche Neugier vielleicht mehr vom Wissen der Schohaaken bewahrt hat, als allgemein bekannt ist. Aber es wäre bei der Suche nach solchen Hinweisen sicher hilfreich, wenn wir genauer wüssten, wie das Problem beschaffen ist. Was für eine Art Siegel soll den Leichnam in der Sonne festhalten?«
Chourwayrs hob die Hände. »Die Sonne selbst. Die Sonne selbst ist das Problem. Sie ist ... Ihr wurde etwas aufgedrückt. Ein Zeichen.«
»Sieh an, jetzt geht es also schon um Autogramme«, murmelte Bull. Der abweisende Blick, den er von Anicee erntete, brachte Shanda beinahe wieder zum Kichern.
»Hat es etwas mit dieser sechsdimensionalen Strahlung zu tun?«, fragte Anicee. »Die Sonne wird oft als ›sechsdimensional strahlendes Juwel‹ bezeichnet. Der Korpus wurde als die Ursache für dieses Leuchtsignal ausgemacht, das immer wieder Entitäten angezogen hat.«
»Energiesüchtige Schmarotzer, auf die wir hätten verzichten können«, ergänzte Bull. »Sie sind der Grund, weshalb ihr das Ding von mir aus haben könnt. Es kann uns nur besser gehen, wenn es weg ist.«
Chourtaird drehte den Kopf so, dass sein milchiges Auge den Residenten betrachtete.
Bist du dir da sicher?, las Shanda in seinen Gedanken. Erst wenn man etwas verloren hat, weiß man, was es für einen wirklich bedeutet hat.
Sie blinzelte einen Moment, als der Satz plötzlich auch für sie persönlich Bedeutung erhielt. Hastig drängte sie die Gedanken zurück. Das war nun wirklich nicht der passende Zeitpunkt.
»Wir würden euch sehr gern davon befreien«, sagte Chourwayrs. »Doch erst muss die Signatur gelöst werden, das Siegel. Es mag mit dieser Strahlung zusammenhängen oder nicht. Sicher ist, dass es nicht aus dieser und nicht aus der nächsten Ebene stammt, sondern der zweifach erhöhten Ebene. Und die Spenta sagen, es stamme aus unvordenklicher Zeit.«
Shanda nahm wahr, was Chourtaird mit diesem Begriff verband, und holte unwillkürlich tief Luft.
»Die Spenta denken in Sonnenzeiten«, sagte sie leise. »Wenn für sie das Zeitempfinden auf der Zeit beruht, die das Licht benötigt, um ein Haus, eine Sonne vom Innersten nach außen zu durchqueren ...«
»... dann ist ›unvordenkliche Zeit‹ ein Vielfaches von 170.000 Jahren. Damit könnte es vielleicht sogar älter sein als die Einlagerung des Leichnams vor etwa zwanzig Millionen Jahren«, ergänzte Bull.
»Die zweifach erhöhte Ebene – das deutet auf die sechste Dimension hin«, unterbrach Anicee Shandas Gedanken. »Wir haben also eine uralte Signatur, die dafür verantwortlich ist, dass ARCHETIMS Korpus nicht mit den Mitteln der Spenta aus der Sonne gelöst werden kann.«
»Eine Signatur, eine Markierung, ein Siegel und ein Schloss«, sagte Chourwayrs. »Und zu jedem Schloss gibt es einen Schlüssel. Wenn ihr wirklich in Eintracht danach strebt, diese Körperlichkeit eines lange weitergegangenen höheren Wesens lösen und einem Sinn zuführen zu wollen, sammelt alles Wissen über diese Signatur, dessen ihr habhaft werden könnt.«
Bully nickte. »Bestens. Wir werden genau das tun. Danke, Chourwayrs!«
»Alles geschieht im Dienste der einzig denkbaren und wahren Zukunft.«
»Und möge sie die Schleier erhalten, wo sie notwendig sind, und Klarheit schenken, wo sie ersehnt wird«, antwortete Chourtaird. Es folgten Abschiedsformeln, die Shanda nicht sonderlich interessierten. Sie zog sich aus den Gedanken des Sayporaners zurück.
Der Resident stand auf und streckte sich. Gewitterwolken lagen über seiner Miene. Er überließ es Chourtaird, die Verbindung zu trennen, sobald dem Sayporaner danach war, und ging in Richtung Schott.
»Wenn mich jemand sucht – ich bin in der Messe. Abflug nach Hause in einer halben Stunde.«
Shanda trat neben ihn und spähte zur Seite in sein Gesicht, während sie gingen. Immer wieder irritierte es sie, dass sie ein wenig größer war, obwohl sie zugleich das Gefühl hatte, zu ihm aufschauen zu
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