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PR 2673 – Das 106. Stockwerk

PR 2673 – Das 106. Stockwerk

Titel: PR 2673 – Das 106. Stockwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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geblättert. Terrania in sieben Stunden ... Terrania City im Fokus unermüdlicher Nachtschwärmer ... Die Gobi für Wüstenbewohner oder gar Aufregendes Terra für Haluter und andere in der Drangwäsche. Das alles ist mir zu kommerziell. Was hältst du vom Residenzpark und der Solaren Residenz für den Anfang, Flemming?«
    Burnett stutzte und leckte sich über die Lippen. »Ehrlich gesagt ...«, er lachte leise, als ihm auffiel, dass er sich schon Ves Ausdrucksweise bediente, »ich hatte genau daran gedacht.«
    »Na also.« Die junge Frau sprühte vor Unternehmungsgeist. »Worauf warten wir?«
     
    *
     
    Antares City ... Ve Kekolor stand im Randbereich des Residenzparks und schien sich nicht sattsehen zu können. Immer wieder legte sie den Kopf in den Nacken und schaute zur Solaren Residenz hinauf, der stählernen Orchidee, deren Blütenstängel von Schönwetterwolken umspielt wurde. Einen Kilometer über dem Park schwebte die Residenz mit ihren fünf angeflanschten Seitenflügeln, die sie im Sonnenschein wie eine prächtige silberne Orchideenblüte erscheinen ließen.
    Die Residenz, das politische Herz der Liga Freier Terraner, warf einen breiten Schattenstreifen, eigentlich mehrere, die miteinander verschmolzen und sich in flirrenden Lichteruptionen veränderten, je weiter Burnett mit Ve Kekolor durch den Park nach Osten ging.
    »Wir könnten den Antigravlift benutzen, der zur unteren Spitze hinaufführt«, beantwortete er eine Frage seines Schützlings. »Alternativ den Pendelgleiter bis zur Besucherplattform. Der Blick über die Stadt soll in der Tat einmalig sein.«
    »Soll?« Ve bedachte ihn mit einem überraschten Augenaufschlag. »Du warst noch nie da oben? Dann wird es Zeit – für uns beide.«
    »Nicht den volltransparenten Lift«, wehrte er ab.
    Ve schwieg dazu.
    Der bis auf den letzten Sitz belegte Gleiter brachte sie unproblematisch in die Höhe.
    Im Transporter war es Burnett noch nicht aufgefallen, doch als er die Maschine verließ und den Zugang zur Plattform betrat, wäre er am liebsten stocksteif stehen geblieben. Der Eindruck, dass der Boden unter ihm schwankte, wurde für ihn übermächtig. In gut eineinhalb Kilometern Höhe über dem Boden machte sich der Wind deutlich bemerkbar. Burnett blickte zur Decke der Plattform hinauf, aber das half ihm wenig. Er hatte es geahnt, sich vor Ve die Blöße aber nicht geben wollen.
    Sollte er der Frau erklären, dass es ihm zwar nichts ausmachte, in einem Turm tief unter der Erdoberfläche zu arbeiten und zeitweise sogar dort zu leben, aber dass er ab dem sechsten oder siebten Stockwerk normaler Gebäude Höhenangst verspürte?
    Sehr viele Besucher drängten auf die Plattform, das strahlende Wetter zog sie an wie die Insekten. Die Menge schob Ve und ihn unaufhaltsam vorwärts bis an die Glassitverkleidung. Entsetzt schloss Burnett die Augen, er hatte das Gefühl, dass der nächste Rempler ihn ins Nichts stürzen lassen würde, und sah sich schon zerschmettert in der Tiefe liegen ...
    Wieder schloss sich Ves Hand um seine, und in dem Moment wünschte Burnett sich, sie in die Arme zu nehmen.
    »Wir müssen uns das nicht antun«, raunte sie ihm zu. »Es gibt ruhigere Flecken in der Stadt.«
    Vierzig Minuten später spazierten sie Hand in Hand um den Goshun-See.
    Die Sonne berührte schon den Horizont, ihr Widerschein spielte mit Ve Kekolors rotem Haar.
    »Was denkst du gerade?«, wollte er wissen.
    »Dass du ein schweigsamer Fremdenführer bist.« Die junge Frau lachte amüsiert. »Mein Haar ist uninteressant, ich möchte mehr über den Salzsee erfahren – und über die Promi-Siedlung vor uns. Weißt du, welches Haus Rhodan gehört, welches Bull und Gucky? Außerdem interessiert mich, was du gerade denkst.«
    Burnett schreckte zusammen. Von Rhodan und Bull hatte sie gesprochen, er hatte kaum darauf geachtet. Ihr glühendes Haar war ihm wichtig gewesen, ihr im Profil verlockend modelliertes schönes Gesicht, und in Gedanken hatte er eben nach einem Grund gesucht, Ve in dieser Nacht nicht gehen zu lassen. Aber ihm war bloß eine Koko-Interpretation in den Sinn gekommen, die so schroff und abwertend klang ...
    Ve lächelte. Eine Wohltat gegen den bösen, zurückhaltenden Blick, mit dem sie ihn eben gemustert hatte, als hätte sein Gesichtsausdruck seine Gedanken verraten. Zum Glück wusste sie nichts davon.
    »Die Promi-Bungalows?«, sagte er hastig. »Ich glaube, sie liegen alle ziemlich dicht beieinander. Wir müssen noch zwei oder drei Kilometer gehen, mir

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