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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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benahm er sich durchaus etwas überkandidelt.
    Der Sayporaner Chourtaird gehörte, wie bereits der Name anzeigte, zur Berufsgruppe Chour. Er war kein Botschafter, kein Formatierer, kein Prokurist, auch kein Inspektor oder Militär. Die Chour waren vielmehr eine Art von gestaltenden Soziologen, die die Entwicklung der sayporanischen Gesellschaft steuern sollten, was jedoch vor langer Zeit völlig aus dem Ruder gelaufen war. Daraufhin waren die Chours entmachtet und degradiert worden.
    Chourtaird gefiel der Weg nicht, den die Sayporaner seitdem genommen hatten. Doch konnten wir ihm wirklich vertrauen? Hatte er sich tatsächlich auf die Seite der Terraner geschlagen, oder verfolgte er eigene Ziele?
    Vielleicht traf beides zu. Ich hatte nichts dagegen, solange seine Ziele auch die unsrigen waren.
    Wie pflegte Toufec manchmal zu sagen? Die zuverlässigsten Freunde sind die Feinde deiner Feinde.
    Der Sayporaner wandte den Blick wieder von dem Aufnahmegerät ab, setzte die Tätigkeit fort, bei der Reginald ihn offensichtlich unterbrochen hatte.
    »Wie ich sehe, arbeitest du fieberhaft«, sagte Reginald.
    Ich musste ein Grinsen unterdrücken. Wenn man das bei einem Sayporaner so sagen konnte ...
    Chourtaird antwortete nicht. Ich fragte mich, wieso Reginald dem Sayporaner solch ein Vertrauen schenkte.
    »An der Justierung des Transitparketts, nehme ich an.« Reginald rief weitere Holos auf. Die terranischen Wissenschaftler beobachteten den Sayporaner, machten Aufzeichnungen. Chourtaird ließ sie einfach gewähren, als nähme er sie gar nicht zur Kenntnis.
    »Das Protokoll des Parketts hat ergeben«, sagte er ruhig, »dass tatsächlich etliche Sayporaner über das Parkett gegangen sind. Mit unterschiedlichen Zielorten. Auch einige Fagesy sind entkommen.«
    Damit verriet er nichts Neues. Etliche Fagesy waren jedoch gefangen genommen worden. Reginald hatte überprüfen lassen, ob ihr Anführer Chossom unter den Gefangenen war, doch das schien nicht der Fall zu sein.
    »Besteht die Gefahr, dass die Sayporaner das Parkett benutzen, um neue Truppen in den TLD-Tower zu schicken?« Reginald sah diese Möglichkeit durchaus. Genau deshalb hatte er das Parkett von Dutzenden TARAS umstellen lassen.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Chourtaird.
    »Und wie kommst du voran?«
    »Ich käme schneller voran, wenn du mich nicht störtest.«
    Reginald unterbrach die Verbindung. Ich fragte mich, wieso er diesem Sayporaner dermaßen vertraute, dass er ihn schalten und walten ließ, wie es ihm beliebte. Aber mir blieb nichts übrig, als seiner Einschätzung zu vertrauen.
    »Also«, sagte Reginald. »Fassen wir zusammen, während Chourtaird an der Arbeit ist. Der Auftrag des Kommandos ...«
    Ich verzog das Gesicht und hoffte, dass niemand es bemerkte. Reginald hatte das schon zweimal mit uns durchgekaut und peitschte es nun ein drittes Mal durch, weil sein sayporanischer Vertrauter noch keine Ergebnisse erzielt hatte.
    »Vorstoß zur und möglichst nachhaltige Ausschaltung der Raumüberwachung für das Weltenkranz-System«, fuhr Reginald ungerührt fort. »Das komplexe Überwachungssystem hat nämlich eine Schwachstelle: das Informationskabinett oder – sayporanisch: – das Thauta Theann.«
    Chourtaird hatte ihn gut instruiert. Ich hoffte es jedenfalls.
    »Dieses Informationskabinett sammelt alle eingehenden Informationen und leitet sie der Akademie für Logistik zu. Diese Monopolisierung der Informationsverarbeitung ist vergleichsweise neu; sie wurde im Zug der Machtübernahme der Akademie durchgesetzt.«
    Das weiß ich schon , dachte ich, hütete mich aber, es laut zu sagen.
    »Allerdings gibt es, was das Thauta Theann angeht, ein kleines Problem: Das Informationskabinett ist, wie Chourtaird uns informiert hat, mobil. Und es ist – da es ein Geheimprojekt der Akademie für Logistik ist – auch nicht bekannt, wie es aussieht.«
    Ich lachte leise auf. »Alles andere wäre auch zu einfach gewesen, oder?«
    Reginald funkelte mich wütend an, sagte jedoch nichts.
    Dann wandte er sich den Details der Mission zu.
     
    *
     
    Chourtaird brauchte insgesamt eine geschlagene halbe Stunde, um das Parkett neu zu justieren. »Als Ziel habe ich ein sogenanntes Taychour auf Druh eingestellt, ein altes und wahrscheinlich weitgehend verlassenes Meditationszentrum der Chour«, teilte er schließlich mit.
    »Warum gerade das?«, fragte Reginald.
    »Es wären auch andere Parkette in Reichweite, aber diese anderen Zielorte könnten von militärischem Interesse,

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