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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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hatte sich noch stärker und schneller verändert. Ich wusste nicht, ob ich meine Stellung in dieser Welt tatsächlich gefunden oder Reginald Bull mich nur in eine bestimmte Rolle gedrängt hatte.
    So oder so, ich konnte nicht mehr zurück.
    »Hals- und Beinbruch!«, sagte Reginald. Seine Stimme klang rau und kratzig. Er gab ein Zeichen, und TARAS schwebten heran, nahmen uns in die Mitte und geleiteten uns durch den Saal zum Transitparkett.
    Obwohl ein Dutzend Spezialisten es bereits ein Dutzend Mal getan hatten, checkte ich noch einmal meinen SERUN und überprüfte die Sprengsätze und Handfeuerwaffen, mit denen ich ausgestattet war.
    Odo Ollowa und Daniil Veriaso trugen ebenfalls SERUNS und waren ähnlich ausgerüstet wie ich. Toufec hingegen war wie gewohnt mit seinem Kaftan und den alten, gut eingelaufenen Lederstiefeln bekleidet.
    Wir erreichten das Parkett und nahmen Aufstellung. Stainless Stan schwebte neben uns. Der Roboter sollte im Einsatz nicht vom Nano-Fahrzeug befördert werden, sondern nebenherfliegen. Immerhin brachte er es auf 500 Kilometer pro Stunde.
    Ich wusste nicht, womit ich gerechnet hatte, mit einer Ansprache, weiteren aufmunternden Worten, vielleicht sogar Salutschüssen, aber nichts dergleichen geschah. Ich schloss den SERUN und sah auf die Uhr.
    Um genau fünf nach sieben aktivierte Chourtaird das Parkett.
    Unter den dünnen, gläsernen Dielen des Parketts kämpfte das violette Wogen und Wabern unablässig gegen die hinderliche Schicht, zerrann wie tausendmal zuvor, floss nach unten, sammelte sich wieder in der Tiefe und stieg erneut auf.
    Diesmal schien es das Hindernis zu durchdringen, sich ganz eng um meinen SERUN zu schmiegen, einzusickern, an den Knochen meines Skeletts emporzusteigen zum Brustkorb, sich darum sammeln und mein Herz in seinen Würgegriff zu nehmen, bis es nicht mehr schlagen konnte.
    Angst.
    Ich hatte fürchterliche Angst.
    Grelles violettes Leuchten stieg auf und erfasste mich. Hätte ich vom Parkett springen wollen, es wäre mir nicht mehr möglich gewesen. Ich konnte nichts mehr tun.
    Meine Begleiter und ich wurden abgestrahlt.
    Auf eine andere Welt.

2.
    Das Taychour
     
    Übergangslos umfing mich nach der grellen Helligkeit im Saal des TLD-Towers Finsternis.
    Nein, korrigierte ich im nächsten Moment, nachdem meine Augen sich ein wenig an die veränderten Bedingungen angepasst hatten. Es war nicht völlig düster. An diesem Ort herrschte ein seltsames, diffuses Halbdunkel, wie nach den stillen Stunden des Tages, wenn das erste Sonnenlicht gegen die noch beharrende Nacht ankämpft, die nicht einsehen will, dass sie verloren hat.
    Wie jeden Morgen. Dafür würde die Nacht am Abend wieder den Sieg davontragen.
    »Los!«, hörte ich eine Stimme über Helmfunk. Ich glaubte, die von Toufec zu erkennen, war mir in diesem Augenblick aber nicht sicher. Die Übertragung war leicht verzerrt.
    »Runter vom Parkett! Macht Platz für die nächste Gruppe!«
    Ich sprang, schaute mich um, lief ein paar Schritte. Toufec und die anderen waren neben mir. Ich nahm immer mehr Einzelheiten auf, versuchte, sie zu verarbeiten, zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen.
    So ein Wellnesscenter hatte ich noch nie gesehen.
    Das Meditationszentrum war ein fast hundert Meter aufragendes, pagodenartiges Zelt aus transparenten Folien. Auch die Zwischenböden und -decken waren weitgehend durchsichtig. Mir wurde schwindlig, ich glaubte, mich übergeben zu müssen. Die Etage, auf der das Parkett stand, befand sich zehn, fünfzehn Meter über dem Erdboden, und ich rechnete damit, jeden Augenblick haltlos in die Tiefe zu stürzen. Natürlich würde der SERUN meinen Fall abfangen, aber das Gefühl war trotzdem da.
    Doch es kam nicht dazu. Der haardünne, durchsichtige Boden trug mein Gewicht problemlos, wie er auch das des Transitparketts, der Sayporaner und aller Einrichtungsgegenstände trug.
    Im nächsten Augenblick hatte ich mich wieder in der Gewalt. Die abrupte Ortsveränderung hatte mir trotz allen Trainings und aller Ausbildung kurzzeitig schwer zu schaffen gemacht. Ich war eben Quereinsteigerin und keine TLD-Agentin mit langjähriger Erfahrung.
    Es war wie beim dreidimensionalen Holo-Garrabo. Wie geübt man auch darin sein mochte, man brauchte immer ein paar Sekunden, bis man sich eingewöhnt hatte.
    Ich schaute nach oben, und das Schwindelgefühl ließ sofort nach.
    Genau wie der Eindruck einer unwirklichen Wahrnehmung. Nichtmutanten hätten anhaltende Schwierigkeiten damit gehabt, sich plötzlich

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