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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Plötzlich fühlte ich mich unerträglich müde. Am liebsten hätte ich mich auf den nackten Boden gelegt und geschlafen.
    Vorsicht!, dachte ich. Ständige Angst führt zu Depressionen. Noch ein oder zwei Tage hier auf Druh, und du bist Geschichte!
    Toufec blinzelte, zweimal, dreimal. Endlich verstand ich und drang in seinen Geist ein.
    Beim ersten Versuch nahm ich gar nichts wahr, beim zweiten nur unklare, verschwommene Gedanken. Öffne deinen Geist!, dachte ich. Sonst erreiche ich dich nicht!
    Endlich schien er zu verstehen. Er verzog ein wenig das Gesicht, als er seine mentalen Sperren aufgab. Es war ihm unangenehm, die letzten Barrieren aufzugeben.
    Wir werden abgehört, dachte er. Wir müssen auf diese Art und Weise kommunizieren, sonst bekommen sie alles mit. Setz dich und tu so, als würdest du schlafen, sonst werden sie misstrauisch.
    Das ist mir klar. Mitunter setzte ich gezielt die Maske des »naiven Dummerchens« ein, aber dafür war die Lage zu ernst. Ich murmelte einen Fluch, um die Überwacher zu täuschen, setzte mich hin und schloss die Augen. Was sollen wir tun? Einen Fluchtversuch wagen?
    Nur als letzten Ausweg. Pazuzu ist noch nicht wieder ganz hergestellt, vernahm ich klar Toufecs Gedanken . Die nanotechnische Aufrüstung des TARAS hat viel Substanz gekostet, und Pazuzu will keinesfalls nanotechnisch infiziertes Material inkorporieren, wie es in den Regentropfen vorkommt. Beim Schöpfen neuer Materie muss er deswegen sehr sorgfältig vorgehen.
    Wie lange wird das dauern?
    Er kann es nicht genau sagen. Ein paar Stunden, einen Tag. Außerdem ...
    Ja?
    Wohin sollten wir fliehen? Das Transitparkett im Meditationszentrum kommt für uns nicht mehr infrage. Die Sayporaner werden es mittlerweile streng bewachen, weil sie weitere Übergriffe befürchten müssen. Und in der Akademie für Logistik kennen wir uns nicht aus.
    Falls wir uns überhaupt an diesem Ort befinden ...
    Davon gehe ich allerdings aus.
    Also warten wir einfach ab?
    Toufec zögerte mit der Antwort. Ich spürte, dass ihm das auch nicht gefiel. Ich bin nicht der Meinung, dass unsere freundschaftliche Enthirnung unmittelbar bevorsteht.
    Toufec ... Ich werde sterben. Ich verliere meine Psi-Fähigkeiten, und die Angst bringt mich um. Ich bin ihr nicht gewachsen. Ich kann ihr nicht widerstehen.
    Ich spürte seine Betroffenheit. Wie lange noch?
    Ein, zwei Tage halte ich es aus. Vielleicht etwas länger. Aber auf lange Sicht bringt Druh mich um.
    Der geistige Kontakt wurde schwächer. Hatte Toufec sich mir bislang geöffnet, zog er sich nun wieder zurück. Wahrscheinlich, um in Ruhe nachdenken zu können.
    Also gut, vernahm ich plötzlich wieder seinen auf mich gerichteten Gedanken. Wir werden es versuchen, auch wenn Pazuzu nicht ganz betriebsbereit ist. Wir unternehmen einen Fluchtversuch. Ich werde die nötigen Vorbereitungen treffen.
    Und wann?
    Verkauf deine Ware, solange sie dir noch lieb ist. Wenn die Zofe und der Junker sich das nächste Mal nach unserem Wohlbefinden erkunden, schlagen wir zu.
     
    *
     
    Wir mussten schrecklich lange warten, bis der Junker und die Zofe nach uns sahen. Acht Stunden können eine verdammt lange Zeit sein.
    Toufec gab mir das Zeichen, als er die Schritte hörte, die sich der Tür näherten, und ich schloss die Augen. Vor gut einer halben Stunde hatte ich mich auf den Boden gelegt und seitdem so gut wie nicht mehr bewegt.
    Da ich den Kopf von der Tür abgewandt und zu Boden gerichtet hatte, war ich allein auf mein Gehör angewiesen. Ich konnte mir nur zusammenreimen, was geschah.
    Die Tür wurde geöffnet. »Habt ihr ...«, sagte eine Stimme und verstummte sofort wieder.
    Irrivs Stimme.
    Toufec kniete neben mir nieder, und ich spürte, dass er eine Hand auf meine Schulter legte. »Seit geraumer Weile ist sie nicht ansprechbar«, sagte er. »Habt ihr das nicht mitbekommen? Ihr überwacht uns doch. Wie konnte euch das entgehen?«
    »Bitte, tritt zur Seite!«, sagte die Zofe.
    Toufec erhob sich wieder. Ich vernahm das Rascheln seiner Unterkleidung. Dann hörte ich wieder Schritte, diesmal leisere, leichtere.
    Die von Irriv.
    Noch ein Rascheln von Stoff. Die Zofe kniete neben mir nieder.
    Irgendwie ekelte ich mich davor, mich von ihr berühren zu lassen, von diesem puppenähnlichen Wesen mit der weißen Haut und dem Loch in der Stirn. Aber ich konnte es nicht vermeiden.
    Die Hand, die sie nun auf meine Schulter legte, fühlte sich kalt an.
    Toufec räusperte sich.
    Das war das vereinbarte Zeichen.
    Ich schnellte

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