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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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einem Brunnen, hätte Toufec wohl gesagt. Das Gesicht wirkte dabei unbewegt.
    Ich schwieg. Was hätte ich darauf antworten sollen?
    Toufec sagte auch nichts, musterte den Dekan genau wie ich.
    Ich ließ den Blick über Paichander gleiten und stellte nun fest, dass seine Arme in eingewölbten Armlehnen ruhten. Die Hände lagen auf kugelförmigen Bedienelementen. Offensichtlich konnte er sein Uteral auf diese Art und Weise steuern, wenn er einmal das Bedürfnis dazu verspürte. Unterleib und Beine waren nicht sichtbar. Sie steckten entweder in den Leben erhaltenden Apparaturen, oder er hatte keinen Unterleib und keine Beine mehr. Transparente und undurchsichtige Schläuche führten an mehreren Stellen in seinen Leib. Gewiss belieferten sie ihn mit Nährflüssigkeit und führten andere, verbrauchte Substanzen ab.
    »Seid ihr hier gut behandelt worden, oder habt ihr Anlass zur Klage?«, fragte er, nachdem fast eine Minute verstrichen war und wir noch immer nichts gesagt hatten.
    Ich ignorierte Toufecs warnenden Blick. »Danke der Nachfrage«, antwortete ich nun. »Unser Gefährte Daniil Veriaso kann deine Gastfreundschaft allerdings nicht mehr genießen. Du hast ihn ja töten lassen.«
    Paichander richtete den Blick nun wieder auf mich. »Der, der sich den Anweisungen widersetzte?«, sagte er leichthin. »Nun ja, euer Angriff war ein kriegerischer Akt. Genau wie die Aktivierung des Schutzanzugs. Die Defensivkräfte der Akademie konnten ihn nicht dulden. Ihnen ist Gehorsam zu leisten. Hätte euer Gefährte gehorcht, wäre ihm nichts geschehen.«
    »Der Angriff auf das Thauta Theann?«, fragte ich schnell nach.
    Aber der Sayporaner tat mir nicht den Gefallen, das zu bestätigen.
    Es war eine seltsame Situation, ein vorsichtiges Abtasten zweier gegnerischer Parteien, von denen eine eindeutig im Vorteil war. Keine Seite wollte freiwillig irgendwelche Informationen preisgeben.
    Mir fiel auf, dass aus Paichanders Ei beständig Luft strömte. Sie roch aber nicht krankhaft-widerlich oder klinisch-aseptisch, sondern frisch, angenehm blumenartig. Sicher war sie sehr sauerstoffreich.
    »Immerhin werden wir dafür sorgen«, nahm der Dekan der Akademie für Logistik den Faden wieder auf, »dass alle noch verwertbaren Organe und Gewebelandschaften des Toten eine pflegliche Aufnahme in einen neuen Leib erhalten. Schließlich sind wir keine Barbaren.«
    »Wir haben andere Bestattungsriten«, sagte Toufec.
    »Das spricht nicht unbedingt für euch, nicht wahr?«
    Ich nutzte die kurze Pause, die der ehemalige Karawanenräuber mir verschafft hatte, um Paichander zu espern.
    Zuerst glaubte ich, die Angst hätte meine Fähigkeit endgültig gelähmt. Ich konnte nichts wahrnehmen. Dann stellte ich fest, dass da durchaus etwas war; abgeschirmt zwar, aber vorhanden. Ich ertastete die mir bereits bekannten Motive: das Gelage, den Marsch, die Müdigkeit.
    Dass ich keinen telepathischen Zugriff auf den Sayporaner bekam, überraschte mich nicht. Ein Wesen wie Paichander würde schon dafür sorgen, dass seine Gedanken die seinen blieben und man nicht in ihnen lesen konnte wie in einem offenen Buch.
    Aber mich verwunderte, dass auch in der Akademie für Logistik diese auf Druh offensichtlich allgegenwärtigen Motive die für mich einzig wahrnehmbaren blieben.
    Ich streifte zur Sicherheit Toufecs Geist. Dessen Gedanken lagen zugänglich, wenn auch etwas verschwommen vor mir. Es lag also nicht an meinen Fähigkeiten oder der Angst, dass Paichander für mich nicht zugänglich war.
    »Wenn ihr keine Barbaren seid«, ging ich in die Offensive, »habt ihr sicher Verständnis für unser Vorgehen. Wir sind hier, um Verhandlungen zwischen unseren Völkern in die Wege zu leiten. Parlamentäre sozusagen ...«
    »Parlamentäre?« Der Dekan runzelte kaum wahrnehmbar die Stirn. »Ein Parlamentär ist ein Unterhändler zwischen Krieg führenden Parteien. Führen wir Krieg gegeneinander?«
    Ich schwieg.
    »Das wäre mir neu. Oder haben wir eine Kriegserklärung von euch erhalten? Dann seht mir bitte nach, dass ich sie nicht zur Kenntnis genommen habe. Deshalb ist euer Status auch ungeklärt. Ihr genießt keine Unverletzlichkeit.«
    Was ich auch sagte, er hatte eine Antwort darauf. Ich hörte auf, mir etwas vorzumachen. Wir waren zu einem Akt der Sabotage in feindliches Gebiet vorgedrungen und gestellt worden. Nun hatten wir die Konsequenzen zu tragen. Wir waren in Paichanders Hand, und er spielte mit uns.
    Dieses Gespräch war nicht das Verhör, das ich erwartet

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