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PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

Titel: PR 2676 – Der Chalkada-Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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hinein.
    »Mit eurer Gnade hat das nichts zu tun!«, schrie er. Eine rotgelb lodernde Flamme puffte aus dem Riss und zuckte auf den Kuttenträger zu. Seine Konturen leuchteten, als würde er glühen, ehe das Feuer hinter ihm verpuffte.
    Was geht hier vor?, fragte sich Ramoz. Eine Vision? Ein Dialog, der auf irgendeinem Weg direkt in seinen Kopf transplantiert wurde, während er schlief? Denn eins stand fest: Es handelte sich nicht nur um einen einfachen Traum.
     



 
    Der Oraccameo reagierte nicht, weder auf Ramoz' Zorn noch auf die letzten Rauchfahnen, die unspektakulär hinter ihm verwehten. »Noch einmal«, sagte das Wesen stattdessen, »du kannst dich deiner Bestimmung nicht entziehen.«
    »Welcher Bestimmung?«
    »Wenn du das nicht weißt, bist du es nicht wert, unser Pilot zu sein.«
    Und das will ich auch gar nicht! Ramoz behielt diesen impulsiven Gedanken für sich. Die Ränder des Risses glühten, und diesmal tanzten kleine, überschaubare Flammen hervor. Stück für Stück fraßen sie sich vor und hinterließen eine Spur aus schwarzer Asche.
    »Horch in dich hinein!«, fuhr der Kuttenträger fort. »Du wirst deine Bestimmung erkennen. Erfülle sie – die Alternative wäre fürchterlich.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Ramoz, doch mit einem Mal verschwand die Gestalt. Die kleinen Feuer loderten hoch und fraßen die ganze Vision – oder was immer es gewesen war.
    Die Seele der Flotte schreckte hoch und riss die Augen auf.
    Zwei Eindrücke kamen gleichzeitig: Er fror, und in der Zentrale hatte sich nichts verändert. Nemo Partijan arbeitete am Rand des Raumes an seiner Station, beschäftigte sich wahrscheinlich mit Formeln, Daten und Hyperstrukturen, wie er es meist tat. Ramoz konnte seinen Erläuterungen nicht folgen, wie üblich – er erfasste höherdimensionale Phänomene über den Augendorn intuitiv und reagierte auf dieselbe Art darauf.
    »Nemo!«, rief er.
    Der Quintadim-Topologe wandte sich ihm zu. Sein Blick wirkte abwesend, als habe er sich nur mit Mühe von seiner Arbeit losreißen können. »Du bist wach! Ich habe über das Problem nachgedacht, dich vor der Wirkung der Dosanthi-Panik abzuschirmen.«
    »Gleich«, unterbrach Ramoz, der schon an Partijans Tonfall hörte, dass dieser einen ganzen Vortrag halten wollte. »Hast du in den letzten Minuten etwas ... gehört?«
    »Was soll ich gehört haben?« Die Gegenfrage klang verwirrt.
    »War jemand in der Zentrale?«
    Nemo Partijan schüttelte energisch den Kopf; bei seinem Volk eine Geste der Verneinung. Auch Mondra hatte sie etliche Male unwillkürlich ausgeführt. »Du hast geträumt«, behauptete der Hyperphysiker.
    Ramoz hielt es nicht für nötig, darauf zu reagieren. »Ich muss nachdenken. Sag mir nur noch eins: Kannst du mich von der Panikausstrahlung isolieren?«
    »Das wollte ich dir vorhin schon berichten. Die Analyse der n-dimensionalen Messwerte in Verbindung mit den Strahlungs-Höhepunkten der Chanda-Kristalle, die ja bekanntlich in unterschiedlichen Versionen vorliegen, legt nahe, dass ...«
    »Die Kurzfassung«, unterbrach Ramoz.
    Der Quintadim-Topologe räusperte sich. »Ja und nein. Ich vermag niemanden vor der Ausstrahlung völlig zu schützen. Aber ich bin sicher, dass ich die Wirkung auf deinen Augendorn begrenzen kann. Theoretisch kann ich einen Individualschirm rund um dich errichten, sodass du nur auf normalem Weg von der Panik-Strahlung getroffen wirst.«
    »Theoretisch«, wiederholte Ramoz nachdenklich.
    »Es dauert etwa zwei Tage, bis ich es in die Praxis umsetzen kann. Mindestens. Außerdem benötige ich einige Chanda-Kristalle, die ich in ein speziell gefertigtes Aggregat einbauen muss.«
    »Einverstanden«, sagte die Seele der Flotte. »Arbeite daran.« Er überprüfte die Daten des Flugs. Alles innerhalb der normalen Parameter. Bis zum nächsten Orientierungsstopp im Normalraum dauerte es noch knapp fünf Stunden.
    Zeit, die er zur Erholung nutzen wollte. Er schloss die Lider und hoffte, dass nicht erneut ein Kuttenträger vor seinem geistigen Auge auftauchen und orakelhafte Andeutungen über seine Bestimmung von sich geben würde.
    Er schlief augenblicklich ein.

5.
    Zusammenstoß
     
    Protektor Kaowen sah den Planeten unter sich – eine blaue Welt, durch deren Atmosphäre weiße Wolken zogen. Die RADONJU stand so nah, dass die Echtbildholos eine Kugel zeigten, die so groß wie ein Schädel wirkte.
    Als das Flaggschiff eine etwas andere Position einnahm, veränderte sich auch der Blickwinkel auf den Planeten.

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