PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen
gefestigt. Durch den Umgang mit diesem Alaska ist er das Ertragen von Unharmonischen bereits gewohnt. Der Herzogin ist er treu ergeben, nicht jedoch dem Kanzler oder Craton.«
»Du solltest jetzt das Licht ausmachen. Es wird mir unangenehm.«
Draupadi erfüllte ihren Wunsch. »Falls es dir noch nicht aufgefallen ist«, sagte er, »du fängst an, die Fragen zu stellen und von mir Antworten zu bekommen. Es sollte umgekehrt sein.«
»Noch habe ich mich nicht daran gewöhnt, nicht mehr die Anführerin zu sein. Frage!«
»Was weißt du über den Feind, der das Reich der Harmonie bedroht?«
»Es ist eine Bedrohung aus einer anderen Galaxis, von einer Superintelligenz, die auch diese Anomalie erzeugt hat. Wir sind mit einem Spezialschiff hineingeflogen und fanden dort eine Unmenge völlig fremder Raumschiffswracks. Und wir fanden SIL, eine merkwürdige Entität, die wir mit in den Normalraum geholt haben. Sie war in der Anomalie gefangen gehalten worden.«
»Was hat SIL euch mitgeteilt? Wer hat ihn gefangen genommen?«
»SIL war verwirrt, verrückt, in viele Teile aufgespalten. Seine Aussagen sind widersprüchlich, vielleicht wegen der langen Zeit seiner Gefangenschaft. Die Harmonischen haben ihn weggebracht, ich weiß nichts über sein Schicksal. Aber SIL kannte den Namen dessen, der ihn dorthin verbannt hatte: QIN SHI, eine Superintelligenz.«
»Pridon sagt, diesen Namen habe TANEDRAR auch gegenüber Kanzler Melwai Vedikk erwähnt. QIN SHI ist eine Superintelligenz aus einer Galaxis namens Chanda, die Escalian erobern will. Jene Raumschiffswracks in der Anomalie könnten bedeuten, dass der Feind bereits versucht hat, dieses Gebilde als Tor nach Escalian zu benutzen. Offenbar hatte er damit wenig Erfolg.«
Carmydea Yukk bewegte sich unruhig hin und her. »Wenn du mich losmachen könntest? Die unnatürliche Haltung der Arme kommt einer Folter gleich.«
Er tat es.
Carmydea massierte die Gelenke. »Unter den Wracks fand sich das Beiboot eines Riesenschiffes, das Saedelaere kannte – ein Schiff seines Volkes. Es war entführt und angegriffen worden. Während der Kämpfe stürzte das Beiboot in eine Anomalie und kam hier heraus. Saedelaere behauptet, das könne nur vor einigen Monaten oder wenigen Jahren geschehen sein.«
»Wenn Saedelaere die Wahrheit sagt, kämpft der Feind zugleich gegen Escalian und gegen das Volk des Maskenträgers. Ein mächtiger Feind! Vielleicht übermächtig!«
»Alaska Saedelaere wurde ebenfalls von TANEDRAR gewarnt, erzählte er mir bei unserem Flug zu SIL. Ich habe den Wortlaut noch im Kopf: ›Durch diese Anomalien wird die Invasion des Reiches der Harmonie stattfinden.‹ TANEDRAR kennt diese feindliche Superintelligenz, woher auch immer.«
»Die Jyrescaboro wird sich darauf vorbereiten, dass die Flotte von QIN SHI aus der Anomalie hervorbricht.«
Carmydea Yukk richtete sich von der Liege auf.
»Wir haben dasselbe Ziel«, sagte sie. »Du und ich. Wir wollen die Anerkennung und Gleichstellung der Unharmonischen und die sofortige Abschaffung der Diskriminierung. Siehst du das nicht?«
»Es gibt da etwas, das du nicht weißt«, erhielt sie zur Antwort. »Wir unterhalten uns später darüber.«
12.
Aus dem Ahnenbuch der Familie Trazyn:
Hochzeit und Massaker
Das Hochzeitsfest fiel zusammen mit dem Aufbruch. Die Herzogin wusste dies, weil es der Jyrescaboro gelungen war, mechanische Spürer in den Palästen der Harmonischen unterzubringen. Diese versorgten sie regelmäßig mit Informationen.
Da sie und die anderen Hochzeitsgäste keine Splitter trugen, würden sie von dem Ritual des Aufbruchs nichts mitbekommen. Aber Arjyana sah es zumindest als schlechtes Omen an, wenn ein Freudenfest der Unharmonischen gleichzeitig mit einer Qualphase der Harmonischen stattfand.
Sie glaubte daran, dass alles in Escalian miteinander verknüpft war. Ereignisse lösten andere Ereignisse aus, auch wenn diese viele Lichtjahre voneinander entfernt stattfanden. Deshalb betrachtete sie die Feiernden mit einem steten Gefühl des Unwohlseins, ja der Angst.
Immer wieder kamen Mitglieder der Familie Trazyn und der Familie Mitioni zu ihr, um ihr zum Glück der Tochter zu gratulieren und bei dieser Gelegenheit ein paar politische Bemerkungen fallen zu lassen.
Arjyana ließ es geschehen. Die Feier würde in wenigen Stunden beendet und die Familie Mitioni zusammen mit ihrer Tochter unterwegs zu ihrer Heimatwelt sein. Das musste sie aushalten. Danach würde der Alltag wieder über die Herzogin
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