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PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

Titel: PR 2682 – Schlacht an der Anomalie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Umgang mit derartigen Situationen hatten. Sie hätten niemals zögern dürfen, trotz der Schmerzen, die sie erlitten hatten, trotz der Verletzungen.
    Nun war es zu spät. Er feuerte weiter, blindlings. Gardeleutnant Pridon wusste, wo der Vierte stehen musste. Der Weg ließ dem Unharmonischen nicht sonderlich viel Bewegungsfreiheit zu den Seiten hin. Die vier Lirbal hatten allesamt hinter ihm gestanden, eng nebeneinander, statt sich zu trennen und ihm weniger Angriffsfläche zu bieten.
    Wieder traf er, wieder fiel ein Körper zu Boden.
    Ein Gegner noch. Der Verwundete. Er bot ein leichtes Ziel, weil er wie ein weidwundes Karimbagnu brüllte. Oh, es war so leicht, jemanden zu töten. Man durfte bloß nicht darüber nachdenken, dass man ein Leben nahm; alles Weitere war ein Kinderspiel. Man zog am Abzug, und jemand kippte um.
    Stille trat ein, bloß unterbrochen von einem seltsamen Rasseln. Atemzüge, die von einem Sterbenden stammten – und von ihm selbst, der er kaum noch Luft bekam, überwältigt von der Anstrengung. Seine Lunge war nach den Verbrennungen, die er vor geraumer Zeit erlitten hatte, längst nicht vollends geheilt.
    Das eine Geräusch ließ nach, der Wächter starb mit einem letzten, tiefen Seufzer. Das andere stammte von Pridon selbst. Der Gardeleutnant fühlte Schmerzen, die er nicht für möglich gehalten hätte. Doch er lebte, wie er zu seiner Verwunderung feststellte.
    Er ließ die Waffe aus den Händen gleiten und rollte in eine Seitenlage, um endlich einmal Erleichterung zu fühlen. Tief Luft holen. Die Muskelkrämpfe ignorieren, ebenso die gezerrten Muskeln in den Armen und im Nackenbereich.
    Weiter. Pridon hatte improvisiert, hatte keinesfalls mit einem Erfolg gerechnet. Sein Tod war ein einkalkuliertes Risiko gewesen. Nun galt es, weiterzumachen, neue Ziele zu definieren.
    Er musste die Fesseln lösen. Auf die Beine kommen. Den Staub aus den Kleidern schütteln, bevor jemand die Wächter vermisste oder ein Besucher, vom Krach aufmerksam geworden, den Park aufsuchte und ihn entdeckte.
    Er versuchte sich zu erinnern, welcher von den vier Lirbal seine Fesseln angelegt hatte. Es war der Bewusstlose gewesen, dem er den Kopf unters Kinn gerammt hatte. Er besaß den Impulsgeber, musste ihn in einer seiner Taschen bei sich tragen.
    Pridon platzierte sich mit dem Rücken neben dem Mann und tastete ihn ab. Es bedurfte höchster Konzentration, mit verschränkten Armen den Körper des Wächters zu untersuchen und Empfindungen richtig zuzuordnen. Links wurde zu rechts und umgekehrt, und es dauerte eine Weile – viel zu lange! –, bis er fühlte, wonach er gesucht hatte. Einen Stab, nur wenige Zentimeter lang, mit einer Verdickung an einem Ende. Er zog das Ding aus der Brusttasche, betastete und aktivierte es.
    Und war frei.
    Die Fesselung löste sich, glitt zur Seite. Er quittierte es mit einem kaum unterdrückten Aufschrei, endlich entspannt, endlich frei vom Gefühl, zusammengeschnürt zu sein.
    Pridon stemmte sich hoch; seine Beine waren wie Gummi, ebenso seine Arme. Alles tat weh, jede Bewegung wurde zur Qual. Er war kaum in der Lage, den Kopf zu heben. In seinem Nacken knirschte etwas, als riebe Knochen an Knochen.
    Er sah sich um. Der Stamm eines Baums gloste, zwei Sträucher waren verkohlt. Offenbar war die Hitzeentwicklung nicht groß genug gewesen, um die Alarmsysteme auszulösen. Eine Überwachung des Masken-Parks per Robotsonden fand nicht statt.
    Dieser Schiffsbereich war tabu. Er galt als Oase der Ruhe, verschönert von kunstvoll verzierten Masken, die in der Luft hingen und die, wenn man geduldig mit ihnen verhandelte, Lieder sangen oder Geschichten erzählten oder sich sogar auf ein Zwiegespräch einließen.
    Gardeleutnant Pridon haschte nach einer der Masken. Sie reagierte widerwillig, doch sie ließ es zu, dass er sie an sich nahm. Es handelte sich um ein älteres Modell, das einst praktischen Nutzen besessen hatte und zum Kunstwerk umprogrammiert worden war. Teile seiner Funktionstüchtigkeit waren womöglich noch erhalten.
    Er schleppte die Leichen und den Bewusstlosen beiseite, einen Körper nach dem anderen, schaffte sie hinter Sträucher und Bäume, bevor er sie mit Laub bedeckte. Zwei Strahler samt zusätzlicher Energie-Packs nahm er an sich, ebenso ein Messer, Essensrationen und diverses technisches Gerät, das ihm bei der weiteren Flucht womöglich helfen würde.
    Gegen die Blutlachen auf dem Boden konnte er kaum etwas tun. Er verrieb die Flecken mit dem Stoff einer zerrissenen

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