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PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

Titel: PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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setzen wollte. Nun beschwert sich niemand mehr über den Schichtplan, weil der jetzt Chefsache ist. Die Schiffsbesatzung weiß genau, dass ich es nicht tun müsste, es aber trotzdem auf mich nehme. Sie respektiert, dass ich mir Zeit nehme.« Er räusperte sich und sagte etwas leiser: »Deswegen sehen sie auch darüber hinweg, dass die Planung nicht mehr so perfekt ist wie zuvor.«
    Bull hob die Schultern. »Moment mal! Du sprichst von der Schiffsbesatzung? Bitte sag mir, dass du diesen Wahnsinn nur für die Frauen und Männer in der Zentrale durchziehst.«
    Jellicoes Miene verfinsterte sich. Seine Anspannung schien sich langsam in Verärgerung zu wandeln. Auch gut, fand Bull.
    »Danke, dass du nicht von Unsinn, sondern von Wahnsinn sprichst«, sagte Jellicoe. »Ja, ich mache alle Schichtplanungen. Freitagabend ist für mich jeweils dafür reserviert. Mittlerweile geht es recht schnell. Bei den Technikern und hoch spezialisierten Kräften geht sie im Handumdrehen. Nur in den höheren Ebenen ...« Er brach ab, weil ihm die Luft ausgegangen war. Jellicoe räusperte sich und fügte dann an: »Es ist meine Entscheidung, und ich weiß, dass sie von den Leuten geschätzt wird. Besonders in Zeiten wie diesen ...«
    Bull rieb sich über das Gesicht. »Damit hast du wahrscheinlich sogar recht. Ich habe deine Beliebtheit bei der Besatzung nie infrage gestellt. Gerade in Krisenzeiten schauen die Leute gern zu einem Patron auf, der unermüdlich bei der Sache ist. Ich stelle auch nicht deine grundsätzliche Eignung als Schiffskommandant infrage. Aber ... wie hältst du das durch? Der Job eines Raumschiffskommandanten ist schon dann sehr fordernd, wenn er sich auf seine Grundaufgaben konzentriert.«
    Jellicoe schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Ich nehme nicht an, dass es zu den Aufgaben eines Residenten gehört, zu überprüfen, wie Raumschiffskommandanten ihren Aufgabenbereich managen.«
    »Ich kann nicht einfach die Augen schließen, wenn ich so etwas sehe!«
    »Nein, das kannst du nicht. Und es ehrt dich, Resident. Du nimmst persönlichen Einfluss bei einer Sache, die nicht zu deinen Kernaufgaben gehört.«
    Bull beugte sich vor. »Sag jetzt nicht ›genau wie ich‹!«
    Prester Jellicoe gestattete sich ein flüchtiges Lächeln. »Genau wie ich.«
    »Hast du von einem Mann namens Dwight D. Eisenhower gehört?«
    Jellicoe seufzte. »Eine Dame von der LFT-Führungsbetreuung hat mir ein sehr nettes Zitat von Eisenhower um die Ohren gehauen: Organisation kann aus einem Inkompetenten kein Genie machen.«
    Bull winkte ab. »Das beweist nur, dass auch die Führungsbetreuung ein wenig Betreuung nötig hätte. Du bist alles andere als inkompetent.« Er holte tief Luft. »Eisenhower war nicht nur einer der wichtigsten Präsidenten des vorkosmischen Zeitalters, er war während des Zweiten Weltkriegs Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa. Ich habe ihn zweimal bei Veranstaltungen gesehen und war von seinem Auftreten sehr beeindruckt. Er hat das nach ihm benannte Eisenhower-Prinzip äußerst erfolgreich angewendet. Ist es dir bekannt?«
    Jellicoe hob die Hände. »Erklär es mir.«
    »Eisenhower hatte anstehende Aufgaben nach ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit eingestuft, und zwar nach wichtig-nicht wichtig und dringend-nicht dringend. Das ergibt vier verschiedene Arten von Aufgaben: wichtig und dringend; wichtig, aber nicht dringend; dringend, aber nicht wichtig; und sowohl nicht dringend als auch nicht wichtig.«
    »Und du schlägst mir jetzt vor, dass ich meine Aufgaben genauso einteile?«
    »Ich schlage gar nicht«, sagte Bull und blinzelte vergnügt. »Aber denk mal in Ruhe darüber nach. Wenn du dich nur auf die wichtigen Aufgaben konzentrierst, diese nach ihrer Dringlichkeit erledigst und alle dringenden, aber unwichtigen Aufgaben an deinen Stab oder anderen kompetenten Leuten übergibst, hast du schlagartig mehr Freiräume.«
    »Und wer kümmert sich dann um die unwichtigen und nicht dringenden Angelegenheiten?«, wollte Jellicoe wissen.
    »Gemäß Eisenhower gehören diese Aufgaben in den Papierkorb.«
    Jellicoe pfiff durch die Zähne. »Oh«, machte er. »Dann kann ich die nächste Qualitätsbeurteilung der LFT-Führungsbetreuung also löschen, wenn ich sie zugeschickt erhalte?«
    Bull erhob sich und boxte Jellicoe spielerisch gegen die Schulter. »Jetzt hat er's«, sagte er. »Wie wäre es, wenn wir kurz eure Messe aufsuchen würden? Ich habe das Gefühl, seit Tagen nichts mehr gegessen zu haben.«
    Jellicoe

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