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PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

Titel: PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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dreißigtausend Raumschiffe, wahrscheinlich sogar mehr. Es stellt sich die Frage, wie das unbemerkt bleiben konnte.«
    »Das frage ich mich ebenfalls«, stelle ich fest.
    »Wir sind nicht auf Neptun«, bemerkt Irp in einem Tonfall, der seinem Arkonidengesicht alle Ehre macht.
    »Wo ist der Unterschied?«, frage ich heftig. Zwei Schritte bringen mich zur zentralen Steuerung.
    »Was tust du?«, faucht der Patchwork-Drache, weil ich die Trivid-Übertragung in den Seitenbereich der Projektion verschiebe. Das Hauptbild wird nun von der Außenbeobachtung des Hauses geliefert.
    Eis, so weit das Auge sehen kann, und das ist wahrlich keine große Entfernung. Über schroffen Felsstrukturen schimmert vage das Blau des Mutterplaneten. Auch Neptuns Atmosphäre ist düster, trotzdem emittiert sie ein wenig Streulicht, das die ewige Nacht der schwarzen Sonne mit fahlem Hauch mildert.
    Ich zoome Neptun heran. Extreme Vergrößerung. Raumschiffe sollten eigentlich zu sehen sein, das energetische Glühen ihrer Schutzschirme, die Triebwerksemissionen, wenigstens solange sie beschleunigen, um dem Schwerefeld des Gasriesen zu entkommen.
    »Nichts!«, sage ich. »Eine Fehlinformation.«
    »Mutter ...« Das klingt unglaublich vorwurfsvoll. »Die Schiffe sind überall, nur nicht mehr da, wo sie herkommen.«
    Was habe ich falsch gemacht bei der Manipulation seiner Chromosomensätze? Irp ist gerade drei Monate alt. Die Southside-Drachen werden mindestens vierzig bis fünfzig Jahre alt – heißt es. Ich kann das allerdings nicht bestätigen, so lange arbeite ich noch nicht mit diesen ...
    ... Tieren? Das Wort verkneife ich mir besser. Obwohl ich während der Drachenzucht nie etwas Auffälliges bemerkt habe: Irgendwoher müssen Irps Intelligenz und seine beachtliche Auffassungsgabe schließlich kommen.
    Er schreit auf und deutet zur Projektion.
    Was er meint, sehe ich erst nach einigen Augenblicken. In der Schwärze hoch über uns glimmt ein winziger heller Punkt. Er wird rasch deutlicher, kann aber offenbar nicht sonderlich groß sein.
    Ein Raumschiff ist das keinesfalls, es sein denn, ein siganesischer Einmeterkreuzer.
    »Wie weit entfernt?«
    »Ich besitze keine Ortungsanlage«, stelle ich klar.
    »Aber einen Shift.«
    Ich habe es kommen sehen, dass Irp das sagen würde. »Ein alter, umgebauter Flugpanzer«, lasse ich ihn wissen. »Demilitarisiert, also keine Waffensysteme, keine hochwertige Ortung, nicht einmal ein Antigravtriebwerk, das ihn flugfähig machen würde.«
    Auf jeden Fall scheint das schwach leuchtende Etwas schon sehr tief zu sein. Es kommt auf uns zu, wird aber wohl einige Kilometer über uns hinwegziehen. Seine Größe wage ich nicht zu schätzen. Nur wenige Meter. Womöglich handelt es sich um ein Wrackteil.
    Ich teste die Vergrößerung. Das Bild wird unruhig.
    »Ein Rettungsboot«, behauptet Irp.
    »Zu groß«, widerspreche ich. »Bestenfalls ...«
    Das Leuchten zieht ein bis zwei Kilometer an uns vorbei. Es sinkt schnell weiter ab, zu schnell. Sobald es aufschlägt, wird es aufplatzen wie ein rohes Ei.
    »Was ist bestenfalls?«, drängt der Drache.
    In dem Moment zucken kurze Energiestöße auf. Ein ruppiges Bremsmanöver, so sieht es aus.
    »Bestenfalls eine Rettungskapsel«, antworte ich.
    »Terranisch?«
    »Oder sie gehört den Angreifern.«
    »Umso besser.« Irp grinst mich herausfordernd an. »Schnappen wir uns einen von denen!«
    »Das geht uns nichts an.«
    »Und wenn sie hierherkommen?«
    »Nein«, beharre ich.
    »Dein letztes Wort?«
    Ich schweige.
    »Servo!«, höre ich Augenblicke später meine Stimme sagen. »Den Shift startbereit machen!«
    »Nein!«, fahre ich auf. »Das geht dich nichts an!«
    Irp breitet die Schwingen aus und stößt sich ab. Dicht über dem Boden flattert er zum gegenüberliegenden Ausgang. Dahinter befinden sich kleinere Lagerräume, die ich nicht nutze, und der zum Hangar führende Drucktunnel.
    »Was soll der Dickkopf?«, rufe ich Irp nach. »Du kannst den Shift nicht fahren.«
    Ziemlich geschmeidig schwingt er herum und steigt bis unter die Decke auf. »Aber du beherrschst das Fahrzeug. Worauf wartest du? Willst du einen Terraner sterben lassen, womöglich mehrere?«
    Ich habe bereits einen Abgleich der Bilddaten angestoßen. Das Ergebnis überrascht mich kaum noch.
    Mit einer Wahrscheinlichkeit um die achtzig Prozent handelt es sich bei dem beobachteten Objekt um die Einpersonenrettungskapsel eines kleineren Raumschiffs.
    Irp trippelt schon ungeduldig vor dem Schott auf und ab und

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