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PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

Titel: PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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als ich kurz den Blick wende, doch es missglückt ihm. Eher wird ein stupides Grinsen daraus.
    Stumm winke ich ab, wische mir aber mit dem Handrücken über die Wangen.
    Ich bin traurig, dass ich nicht auf Terra sein kann. In Zeiten der Gefahr sollte ein Mensch stets dort sein, wo sein Herz ist. Und ich liebe Terra, meine Heimat. Den Bungalow mit dem Labor habe ich nur für einige Zeit angemietet, um in Ruhe außergewöhnlichere Experimente durchführen zu können – annähernd tausend Kilometer von der nächsten menschlichen Siedlung entfernt und quasi nur eine der fast schon aufgelassenen uralten Kupferminen vor dem Haus. Am Rand des Sonnensystems weht bereits ein Hauch der Ewigkeit. Hier fühle ich mich weit weg von allem, was mich in meiner Arbeit blockieren könnte, dennoch erscheint mir alles vertraut.
    Irp reibt sein Gesicht an meinem Handrücken.
    »Ich mag dich, Rya. Ich mag dich sogar sehr.« Er lacht heiser. »Na, was sagst du nun?«
    Gar nichts. Ich bin überrascht und erschrocken zugleich. Indes, richtig ernst meint er es wahrscheinlich gar nicht. Ich denke, Irp spürt, wie es um mich steht, und hat vor, mich zu trösten.
    Vor zehn Minuten hat Jeros Boccillu versucht, mich zu erreichen. Ich habe seinen Anruf ignoriert. Mir ist weder nach Small Talk zumute noch nach tiefschürfenden Gesprächen. Das Einzige, was mich momentan interessiert, ist die Liveschaltung von Augenklar.
    Mittlerweile sind drei oder vier Aufnahmeteams des Trividsenders an vorderster Front. Sie beherrschen ihr Metier, sind keineswegs oberflächlich, wie ihnen schon manchmal vorgeworfen wird. Ich kann die Trauer spüren, die auf dem Mars herrscht. Noch intensiver wirken die Aufnahmen aus den großen Städten Terras: tiefste Niedergeschlagenheit, ein Hauch Endzeitstimmung.
    Ich habe Menschen und Topsider gesehen, die sich schluchzend aneinanderklammern, als könne einer ohne den anderen nicht mehr leben. Mitten in Terrania haben sich andere wimmernd am Boden gewälzt. Tragisch auch der Blick auf Medoroboter und ihre vergeblichen Bemühungen, die Situation in den Griff zu bekommen.
    Die Augenklar- Sprecher prägen die Bezeichnung »ARCHETIM-Schock«. Vielleicht haben sie das von anderen Stellen übernommen, allerdings könnte die Situation gar nicht treffender mit einem einzigen Wort beschrieben werden. Das Sonnensystem steht nachhaltig unter Schock.
    Die Zapfenraumer greifen unsere Schiffe an. Im Raum Terra droht eine größere Schlacht. Ich fühle mich schon deshalb mies, weil ich hier auf Triton in relativer Sicherheit bin. Warum sollten sich die Angreifer ausgerechnet für diesen Bereich interessieren? Hier gibt es nicht mehr als endlose Kupfervorkommen und eine Kälte nahe dem absoluten Nullpunkt.
    Der Fimbul-Winter, unter dem die inneren Planeten stöhnen, ist auf Triton völlig normal.
    Aber ich vermisse die Sterne.
    Und Sol. Auch wenn die Sonne ohnehin nur ein fahler Fleck am Himmel war. Aber sie war da, und nun ...
    Die Übertragung wechselt. Weg von den Raumschiffspulks und dem aufblitzenden Strahlengewitter.
    »Hast du das gehört?«, schreit Irp.
    Ich weiß nicht, was er meint. Fragend schaue ich ihn an, er zeigt auf die Projektion.
    Ein Planet wird rasend schnell größer. Offenbar eine Archivaufnahme, weil der Unterschied zwischen Tag- und Nachtseite deutlich zu erkennen ist. Sol war zu dem Zeitpunkt nicht gelöscht.
    Der Planet kann nur Uranus oder Neptun sein. Die blaue Färbung ist typisch für eine methanhaltige Atmosphäre, denn Methan absorbiert das langwellige rote Spektrum. Die Perspektive zeigt das feine Ringsystem so unglücklich, dass mir nicht einmal dadurch eine Unterscheidung möglich ist. Neptun sollte eigentlich kräftiger blau schimmern als Uranus.
    Es ist Neptun. Der Schattenwurf mehrerer Monde verrät es mir endlich.
    »... keine offizielle Bestätigung erhalten. Wie wir aus eigenen Quellen erfahren konnten, scheinen die Angreifer ausschließlich aus dem Bereich Neptun zu kommen ...«
    »Hörst du?« Irp faucht aufgebracht.
    Ich bedeute ihm, dass er schweigen soll.
    »Zumindest für uns ist die Größe der Invasionsflotte unmöglich zu überblicken. Wir sehen es jedoch als gegeben an, dass mehrere Zehntausend große Einheiten allen Schutzvorkehrungen zum Trotz eindringen konnten. Über das Wie wird man ...«
    Stille, wenngleich nur für wenige Augenblicke.
    »Soeben wurde unsere Annahme bestätigt«, fährt die Sprecherin fort. »Die Angreifer scheinen eine Basis auf Neptun zu unterhalten. Mindestens

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