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PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

Titel: PR 2687 – Alles gerettet auf ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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wunderlich gestreckten Statuen, die Sayporaner darstellten und die sich zeitlupenhaft auf ihren Podesten bewegten, ohne vom Geschehen Notiz zu nehmen. Links von Toufec und den Trümmern des Uterals baumelte von der Decke, beide Beine in einer Schlinge, eine offenbar leblose Zofe wie eine Gehängte.
    Alles tot. Keine Gefahr, beruhigte Toufec sich.
    Aber der Sayporaner in seinem zerstörten Uteral war noch nicht tot. Sein Blut hatte eine Lache gebildet; die Lache schimmerte purpurn, da und dort glitzerte es paillettengleich auf. War das sayporanisches Blut? Auch Blut war ein Organ. Denkbar, dass dieses Sayporaners Blut sich von dem aller anderen seines Volkes unterschied.
    Dieses Sayporaners.
    Die Explosion hatte das Gerät, das zugleich Bett und Gruft war, Pflegestation und Prothese, schwer beschädigt. Die Hülle war an etlichen Stellen aufgeplatzt; es roch nach Urin, Eisen, Ozon, Elektrizität.
    Der Impulsstrahler in Toufecs Hand schmolz und wurde von Pazuzu in den Schwert-Modus zurückgeführt.
    »Ruda«, flüsterte Toufec, während er näher trat. Die rechte Gesichtshälfte des Sayporaners war von Schmerzen entstellt und in steter Bewegung; die andere Hälfte hing leblos. Aber bei aller Verzerrung war eines doch deutlich: Dieser Sayporaner, der in dem Uteral hing, war nicht Paichander.
    Toufec schluckte.
    »Wer bist du?« Die Stimme des Schwerverletzten klang mechanisch. Sie war kalt und unmoduliert.
    »Ich heiße ...« Er überlegte. Das Gefühl, einen tödlichen Fehler gemacht zu haben, verwirrte ihn. »Bist du einer der Pais?«, fragte er den Mann im Uteral, der ihn anstarrte und röchelnde Geräusche ausstieß.
    »Können wir ihm helfen?«, fragte Toufec Pazuzu.
    »Nein.«
    »Ich bin ein Dhae«, sagte die Metallstimme. Trotz ihrer Künstlichkeit merkte man ihr die Qual an, die der Verletzte mit dem Sprechen hatte. »Dhaeconost.«
    Dhae, dachte Toufec. Noch eine Subspezies der sayporanischen Kultur. Was für eine labyrinthische Gesellschaft sie sind. So wenige, so verworren.
    »Was ist ein Dhae?«
    Ein Geräusch fuhr aus dem unsichtbaren Lautsprecher, halb Bellen, halb Motorenheulen. »Noch. Im. Tod. Verhöhnung.«
    »Ich will dich nicht beleidigen«, sagte Toufec. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Aber du siehst aus ... du bist kein ...?«
    »Ich bin Terraner«, sagte Toufec. Wahrscheinlich würde der Dhae nichts mit diesem Begriff anfangen können. »Und du?«
    »Siegel. Forscher«, sagte die Stimme.
    Toufec spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. Von einem Siegel hatte er in den letzten Wochen oft gehört: Sol trug, wie es schien, ein Siegel in sich. Und dieses Siegel war für die Verhaftung des Korpus von ARCHETIM in Sol verantwortlich. Aber das wäre ein zu großer Zufall.
    »Siegelforschung. Noch eine neue Wissenschaft«, murmelte Toufec.
    »Die neues Wissen und neue Irrtümer liefern wird«, hörte er Pazuzu wie aus weiter Ferne sagen. Er blickte sich um. Wo blieben die sayporanischen Medoeinheiten, um das Leben eines ihrer wertvollen Individuen zu retten?
    Der Dhae sagte: »Neu? Nein, alt. Terraner?«
    »Ja«, sagte Toufec.
    »Unter einer Sonne, die auch gesiegelt. Ja?«
    »Ja.«
    Eine Weile hörte Toufec den Sayporaner nur tief und schmerzvoll keuchen. »Hätte das Siegel gern.« Ausatmen. Einatmen. »Erforscht. Die ...« Ausatmen. Einatmen. »... Sphragis – ihr Siegel.«
    »Tu es«, sagte Toufec unsinnigerweise.
    »Ich sterbe«, sagte die Metallstimme denn auch. »Ich habe Durst.«
    »Ich gebe dir zu trinken«, sagte Toufec. »Wenn du mir Informationen zu dem Sonnensiegel gibst.« Wie hatte der Dhae es genannt? »Zu der Sphragis.«
    »Durst.«
    Toufec ging zu einem der Bassins und kniete sich hin. Pazuzu manipulierte die Phenube; ein Teil verdickte sich zu einem zähen Tropfen; der Tropfen gestaltete sich aus zu einer Schale, leicht und dünn, wie chinesisches Porzellan glasiert. Toufec schöpfte damit ein paar Schluck Wasser. Selbst aus der Nähe war das Plätschern der Fontäne kaum hörbar. Er trug die Schale zum Uteral und hockte sich neben den Sayporaner.
    Der Geruch von Ozon und Urin stach ihm in die Nase. Er reichte dem Dhae die Schale. Die Arme des Sayporaners waren wie aus Bruchstücken anderer Extremitäten zusammengefügt, an etlichen Stellen mit Stahlbändern versteift, mit gummiartigen Gelenken versehen. Aus einem der Arme ragten Auswüchse wie abgemagerte, knochige Altmännerdaumen, die sich sinnlos beugten und streckten und dabei leise in den Gelenken knackten.
    Die Hände

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