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PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

Titel: PR 2687 – Alles gerettet auf ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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ignorierte.
    Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und wartete.
     
    *
     
    Nichts tat sich. Tödliche Gefahr sieht anders aus.
    Aber tödliche Gefahr hatte die Eigenschaft, den Gefährdeten wach zu halten. Die betäubende Stille in der Akademie dagegen schläferte Toufecs Lebensgeister ein. Seit über zwei Stunden wartete Toufec auf irgendein Ergebnis. Die Nanogenten-Falken sandten Bilder an Pazuzu, und hin und wieder ließ Toufec sich die Bilder zeigen. Immer wieder trafen die Sonden auf verschlossene Türen. Die Türen hielten sie nur für Sekunden auf, dann hatten die Falken den Öffnungsmechanismus betätigt und flogen weiter.
    Er spähte in leere Gänge, leere Räume. Toufec stieß ein paar Verwünschungen aus. Er wies Pazuzu an, ihm eine Schale voller Dattelwein zu generieren, und trank. So wunderbar der Nano-Dschinn ansonsten funktionierte: Was die Komposition dieses Getränks anging, musste er noch lernen. Aber über Geschmacksfragen ließ sich mit dem Dschinn nicht gut streiten. Aures dagegen ...
    Toufec erinnerte sich an ein Gespräch, das er vor Jahrhunderten in der Stadt Aures geführt hatte. Er hatte der Stadt von seiner Jugend erzählt; an manchem hatte sie sich besonders interessiert gezeigt: an Toufecs Fähigkeit, zu riechen und sich beim Geruch von Venuskicher-Eintopf den Geschmack vorzustellen – und daran, dass er die darin erhaltenen Spuren von Eisen, Magnesium und Zink überhaupt schmecken konnte. »Eine amüsante Vorstellung«, hatte die Stadt es genannt.
    »Ja«, hatte Toufec gesagt. »Ungeheuer komisch.«
    Aures hatte sich für Sand interessiert. Toufec hatte erzählt, wie er und sein Bruder Asin die Hand mit Sand gefüllt und den Sand in den Wind geworfen und zugesehen hatten, wie der Wind ihn packte, zerstreute und verwehte.
    Die Stadt hatte gesagt: »Ich stelle mir vor, es war schwer für euch zu berechnen, wohin die einzelnen Körner fliegen.«
    »Es war unmöglich. Tante Selsabil meinte, das könnten nur die Götter der Zukunft.«
    Die Stadt hatte merklich gezögert. »Du hattest eine Tante, die mit den Göttern der Zukunft in Kontakt stand?«
    »Das ist nur eine Redewendung«, hatte Toufec gesagt, sonderbar berührt, und Aures hatte das Thema gewechselt, zurück zu den Kichererbsen und den daraus folgenden Blähungen, für die die Stadt ein durchaus unangemessenes Interesse an den Tag gelegt hatte.
    Später aber, als er vertrauter mit Pazuzu umzugehen gelernt hatte, als er von dem Nano-Dschinn durch die Lüfte getragen worden war, durch Feuer und Finsternis, als Pazuzu ihn in das Erdreich der Welt Sanhaba hatte tauchen lassen, war ihm mitunter, als hätten jene Götter der Zukunft ihn zu sich geholt.
    Auch wenn Pazuzu für solche Anwandlungen nur milden Spott übrighatte.
    »Neue Bilder«, rief ihn der Dschinn in die Gegenwart zurück.
    »Und?«
    »Beunruhigend.«
    Pazuzu speiste die Information unmittelbar in Toufecs Sehzentrum ein. Da war einer der Falken, gesehen mit den Fotosensoren seines Partners, der ihm in einigem Abstand folgte. Die Schwingen der vorwegfliegenden Sonde schlugen wie Libellenflügel. Plötzlich schoss aus der linken Wand ein spinnwebdünner Faden. Für das unbewehrte Auge Toufecs wäre er kaum sichtbar gewesen. Die Sonde flog augenblicklich ein Ausweichmanöver, zog nach oben, ließ sich Sekundenbruchteile später sacken, stürzte an dem Faden vorbei in Richtung Wand.
    Aber der Faden kehrte seinerseits gedankenschnell um und zerschlug den Falken wie eine Peitsche. Die beiden Hälften des Falken versuchten sich umzuformen. Schon sprossen neue Flügelansätze, da wurde eines der beiden Bruchstücke von dem Faden förmlich aufgespießt.
    Toufec sah, dass der Faden die Sondenhälfte durchschlug, wieder austrat und sich an der Austrittsstelle wie eine Kralle spreizte und dornenartige Widerhaken in die Trümmer schlug.
    Dann riss der Faden seine Beute Richtung Wand und verschwand mit ihr darin.
    »Hast du Kontakt zu dem erlegten Falken?«
    »Nur zu der Hälfte, die entkommen konnte.«
    »Die man hat entkommen lassen«, verbesserte Toufec.
    »Erinnerst du dich, dass ich dir gesagt habe, es liege etwas in der Wand der Akademie auf der Lauer?«
    Toufec nickte.
    »Jetzt wissen wir, was es war. Es hat meine Nanogenten ausspioniert und eine Schwachstelle in ihrer Verteidigungsphalanx entdeckt.«
    »Das heißt: Deine Nanogenten sind – oder schlimmer noch: Du bist nicht unverwundbar.«
    »An diesem Ort«, gab Pazuzu zu. »In diesem Haus.«
    Im Palast Azaëls,

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