Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

Titel: PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
Vom Netzwerk:
weiter, wenn auch nicht ganz.
    Der Wald um sie herum erhielt eine eigenartige Transparenz. Die Bäume in der zweiten Reihe schimmerten durch die in der ersten Reihe hindurch. Weiter hinten zeichneten sich die Schatten der Hütten ab. Rhodan sog prüfend die Luft durch die Nase.
    Es war der Geruch kalter Holzkohle von einem erloschenen Feuer. Die feuchte Luft trug ihn heran. Hinter diesem durchscheinenden Vorhang entdeckte der Terraner eine Gestalt, die sich bewegte.
    Nebel zog durch das Bild und verhüllte es. Als er sich auflöste, waren die Hütten wieder verschwunden. Die Transparenz des Waldes jedoch blieb.

3.
     
    Ein Meer aus Farben überschwemmte den Wald so schnell, dass Rhodan mit den Augen kaum folgen konnte. Er warf sich hinter einen Baum, denn es sah wie eine Flut bunten Wassers aus. Es schoss auf ihn zu, hüllte ihn ein und verschwand.
    »Ich kann es drehen und wenden, wie ich will«, sagte Nemo Partijan. »Fakten lassen sich daraus nicht ableiten. Es kann so herum oder anders sein. Was die Wirklichkeit und was die Suggestion ist, lässt sich nicht feststellen.«
    »Die Peaner nehmen es anders wahr als wir, davon sollten wir ausgehen«, sagte Alaska Saedelaere. »Ich vermute, sie versuchen gerade, beide Wahrnehmungen deckungsgleich zu machen, und benutzen dazu ihre suggestiven Fähigkeiten.«
    Zwischen den Bäumen bildeten sich milchig weiße Linien, deren Ränder bei jeder Bewegung weiter ausfransten. Sie ähnelten Fäden von Spinnen, die nicht zu einem Netz gewebt waren, sondern einzeln herumhingen. Es wurden immer mehr, bis sie Rhodan und seine Gefährten einhüllten. So weit das Auge reichte, füllten sie die Landschaft.
    »Es ist ein riesiges Netz«, sagte Gucky. »Ich kann einzelne Stränge jetzt mit meinen Sinnen erkennen. Aber es sind keine Gegenstände, es ist abstrakter.«
    »Das Raum-Zeit-Gefüge«, vermutete Nemo Partijan und stieß gleichzeitig einen Seufzer aus.
    »Du hast Anhaltspunkte dafür?«, fragte Rhodan.
    »Ich bekomme wieder Rückenschmerzen. Es dürften Hyperkristalle in der Nähe sein. Daher denke ich, dass Phänomene hyperdimensionaler Art beteiligt sind.«
    Rhodan sah, dass sich die Fäden bereits wieder auflösten. Sie verschwanden nicht spurlos, sondern zogen sich nach und nach zurück. Er schätzte den Zeitraum auf drei, vier Sekunden. Das zeigte eine gewisse Stabilität des Phänomens, die sich bestimmt ausbauen ließ.
    »Weiter!«, sagte er zu der Viererkette. »Wir dürften bald da sein.«
    Er verstand die bisherigen Phänomene als Einzelteile eines Gesamtsystems, das sich aus ihrer Sicht erst noch zusammenfinden musste. Gespannt war er darauf, wie die Peaner es erklärten.
    Alaska hatte bei seinem Aufenthalt als Kranker nicht viel davon mitbekommen.
    Allerdings mussten diese Wesen zu Auskünften bereit sein.
    Die Gruppe bewegte sich Händchen haltend weiter in die Richtung, in der sie die Hütten wussten. Rhodan bildete sich ein, dass die Transparenz ihrer Umgebung ein wenig stärker geworden war. Als letzter Mann der Kette hatte er eine Hand frei und streckte sie aus. Sie verschwand in den Zweigen und dem Stamm des nahen Baumes. Lianen, die von oben herabhingen, schnitt die Hand entzwei. Die unteren Teile fielen zu Boden und versickerten im Moos.
    »Konzentriert euch intensiver!«, forderte Gucky sie auf. »Fordert die Peaner heraus.«
    Rhodan stellte sich den Kreis aus Hütten vor. Diesmal sah er sie sofort. Der Wald um ihn herum verschwand spurlos, als sei er nie da gewesen. Erneut stellte er sich die Frage, was denn nun die perfekte Illusion der Suggestoren war: der Wald, den sie aus dem Orbit schon erkennen konnten, oder das Dorf? Oder beides? Er war gespannt, auf diese Frage eine Antwort zu erhalten.
    Ein paar Zweige eines weidenartigen Gebüschs streiften den Rücken seines SERUNS. Eine Hecke aus solchen Pflanzen säumte das Dorf auf dieser Seite.
    »Und jetzt?«, fragte Nemo Partijan. »Betreten wir das Dorf, oder lassen wir die Ereignisse der letzten halben Stunde erst von den SERUNS auswerten?«
    Rhodan stutzte. Ihm war es nicht wie eine halbe Stunde vorgekommen, eher wie ein halber Tag.
    »Wir gehen hinein«, antwortete er und hoffte, irgendwo zwischen den Häusern auf die Wesen zu treffen, mit denen Alaska bereits zu tun gehabt hatte.
    Zögernd gingen sie weiter. Die Wände der ersten Hütten ragten vor ihnen auf. Das Holz besaß tatsächlich die Maserung von Stroh oder dünnem Schilfrohr, und doch schien es aus einem Guss oder einem Stück zu

Weitere Kostenlose Bücher