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PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

Titel: PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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Säuseln des Windes. Dafür wurde er das Gefühl nicht los, dass jemand hinter ihm stand.
    Verbock es bloß nicht, Alaska, sagte er sich. Sie kennen dich. Sie werden sich dir zeigen, sobald sie die Zeit für gekommen halten.
    Er ging weiter und ließ es zu, dass sie ihm folgten. Zwischen den Hütten raschelte es. Kleine Büsche bewegten sich, die Blätter und Zweige rieben aneinander.
    Nacheinander warf Saedelaere einen Blick in alle Hütten. Als er die letzte inspiziert hatte, blieb er stehen. Es hatte keinen Sinn weiterzusuchen. Er konnte zurück in den Wald außerhalb der Hütten gehen und würde vermutlich in jene Realität zurückkehren, aus der er gekommen war. Dieses Risiko wollte er nicht eingehen.
    Warten war auch nicht seine Sache, sie hatten schließlich keine Zeit zu verlieren.
    Alaska schnupperte. Er roch Rauch, intensiven Rauch. Und er hörte ein Knistern, das alsbald in ein heftiges Prasseln überging.
    In der Mitte des Dorfplatzes schoss eine Fontäne aus gelbrotem Licht empor – eine optische Täuschung des Augenblicks. Aus dem Nichts tauchte das Feuer auf, gut zwei Meter hoch. Es brannte mitten in der Feuerstelle, und um sie herum sah er Peaner sitzen. Sie ähnelten einer Palisade aus dunklem Holz. Erst wenn sie sich bewegten, verloren sie ihren homogenen Baumcharakter.
    Aufrecht gehend waren sie bis zu drei Meter groß. Der Körper hatte Ähnlichkeit mit einem Stamm und ruhte auf drei Beinen. Ein in der Mitte angeordneter Arm ergänzte die beiden seitlich liegenden. Der Kopf maß einen halben Meter im Durchmesser und ruhte halslos auf dem Körper. Die dunkelgraue, borkige Haut vervollständigte das Aussehen von Bäumen.
    Endlich!
    Alaska trat zu ihnen. »Ich grüße und danke euch, dass ihr mich empfangt.«
    Die Peaner reagierten nicht. Ob sie ihn nicht bemerkten oder ihn ignorierten, konnte er nicht feststellen. Er ging ein paarmal um die Gruppe und die Feuerstelle und blieb dann stehen.
    Irgendwann, nachdem die Flamme ein wenig kleiner geworden war, raschelte es in einem der Wipfel. Ein Peaner öffnete seine borkigen Lider. Drei blutrote Augen sahen Saedelaere an. Er verspürte den Druck hinter seiner Stirn, den er von seinem ersten Besuch auf dieser Welt kannte. Der Peaner baute einen suggestiven Kontakt zu ihm auf.
    »Du bist angekommen«, verstand er die Stimme des Baumwesens. »Das ist gut so. Jetzt können wir endlich miteinander sprechen.«
     
    *
     
    Alaska Saedelaere lauschte dem Klang der Stimme nach. Einen Augenblick lang hatte sie sich wie das Echo der eigentlichen Stimme angehört, ein Echo, das von fern aus dem Wald zu kommen schien. Aber Bäume und Blätter brachen den Schall, sie reflektierten ihn nicht gleichmäßig in eine Richtung.
    Alaska vernahm das zustimmende Gemurmel der Peaner. Wesen von baumähnlicher Gestalt, die am Boden saßen und den Terraner an bizarre Skulpturen erinnerten, die aus Wurzelwerk von Bäumen geschnitzt waren. Auch sie hatten manchmal rot glühende Augen oder filigrane dünne Finger mit Blattknospen.
    Der Peaner, der ihn angesprochen hatte, erhob sich. Die borkige Haut quietschte an manchen Stellen. Der Stamm und die Äste knackten aber nicht, und die Oberfläche des Stammes glänzte wie mit Öl überzogen.
    »Ich bin angekommen«, reagierte Saedelaere auf die Bemerkung des Peaners. »Und ich bin nicht allein.«
    »Mit den anderen wollen wir nicht sprechen.«
    »Sie besitzen Wissen über QIN SHI, und sie kommen aus einer weit entfernten Galaxis. Sie können Escalian helfen.«
    »Ob jemand oder etwas helfen kann, ist noch nicht entschieden. Bedenke, die Zukunft ist nicht determiniert. Sie wird nur durch unser Gespräch verändert und durch alles, was auf dieses Gespräch folgen wird.«
    »Was wird das sein? Wieso gestattet ihr meinen Gefährten keinen Zutritt zu eurem Dorf?«
    Der Peaner antwortete nicht. Er wandte sich dem Wald zu und strebte ihm auf drei dicken Wurzelbeinen entgegen.
    Alaska hatte Mühe mitzuhalten. Als das Baumwesen den Waldrand erreichte, hing der Maskenträger schon ein paar Meter zurück.
    »Sag mir, warum du es so eilig hast!«, rief er dem Peaner hinterher.
     



 
    »Ich kenne dich und weiß, was ich dir zumuten kann«, lautete die Antwort.
    Saedelaere nahm an, dass er das als Großzügigkeit betrachten sollte. Der Baum gab ihm Antwort auf eine Frage, die er bisher gar nicht gestellt hatte.
    »Du hast mich geheilt. Ich danke dir! Aber du gehst zu schnell!«
    Der Peaner verschmolz mit der Umgebung. Überall standen Bäume, die

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