PR 2690 – Der fünfte Akt
surreale Ebene ... Er kannte sie zwar nicht, aber das Gefühl, das sie ihm vermittelte, war ihm nur zu gut vertraut.
Es erinnerte ihn an seine Exkursionen innerhalb der surrealen Welten der LEUCHTKRAFT.
Verärgert verdrängte er die aufkommenden Gefühle. Die LEUCHTKRAFT, Samburi Yura, Eroin Blitzer, die ROTOR-G und die SCHRAUBE-B – sie gehörten nicht hierher. Über sie würde er sich noch genug Gedanken machen können, wenn dies alles durchgestanden war.
Alaska Saedelaere konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Er sollte mit dem Avatar ARDENS zusammentreffen, um ihn im Kampf gegen QIN SHI und seine Streitmacht zu beraten und zu unterstützen.
Er hatte den Kampf seiner drei Gefährten bis zu einem bestimmten Punkt mitverfolgt. Auf eine schwer nachvollziehbare Weise fand er synchron statt – und auch wieder nicht, da bei den anderen scheinbar mehr Zeit verstrichen war und sie gegen QIN SHI mehr und mehr Boden verloren hatten.
Aber dies war nicht der Punkt; jedenfalls keiner, den Saedelaere direkt oder indirekt beeinflussen konnte.
Wichtig für ihn war die Frage, ob er überhaupt etwas ausrichten konnte, falls die anderen drei scheiterten. War es möglich, dass es genügte, wenn einer von ihnen gegen QIN SHI einen entscheidenden Vorteil, gar einen Sieg erreichen konnte?
Wendeten sich dann auch die Schicksale der drei anderen zum Guten?
Für ihn war es interessant gewesen mitzuverfolgen, wie die anderen drei Avatare aufgetreten waren.
Jede der drei Entitäten hatte auf ihre eigene Weise mit ihren eigenen Mitteln gekämpft. TAFALLA war aggressiv und unbedacht vorgegangen, NETBURA planend und berechnend, DRANAT trickreich.
Wie würde ARDEN kämpfen?
Saedelaere erinnerte sich nur allzu gut an das Mahnende Schauspiel, dessen ersten drei Akten er beigewohnt hatte, ehe er sich aus der tödlichen Falle befreien konnte.
Die Prinzessin – gespielt von der wunderschönen Mimin Arden Drabbuh – war als kluge, gar weise junge Frau dargestellt worden. Als Einzige hatte sie im Hofnarren mehr gesehen als einen Hanswurst. Sie hatte seine mahnenden Worte ernst genommen und sich nicht von den schönen Worten des Boten und des Kanzlers blenden lassen.
Nur der Zustand ihres alten Vaters hatte sie im Angebot der »Hohen Mächte« einen Vorteil sehen lassen. Sie hatte sich der Verantwortung als Regentin nicht entziehen wollen – aber sie hätte es gern gesehen, wenn der erfahrene König das Reich der Harmonie durch die unsicheren Gewässer steuerte.
Erst gegen Ende des dritten Aktes, kurz bevor Saedelaere sich aus dem Bann des Mahnenden Schauspiels befreit hatte, schien die Prinzessin ihre Taktik geändert zu haben.
Ihr plötzliches Zutrauen zum Boten, der offene Flirt hatten Saedelaeres Verdacht gestärkt, dass sie sich mit ihren eigenen Mitteln um das Wohl des Reiches bemühen würde.
Den Waffen einer Frau. Weiblicher List.
Stellte sich also die Frage, wie viel von der Prinzessin aus dem Mahnenden Schauspiel tatsächlich in ARDEN steckte. Oder umgekehrt.
Nach den bisherigen Erlebnissen erschien es Saedelaere logisch, dass die Grundzüge der Mimen und ihrer Figuren – so, wie er sie damals auf Tolmar und im Schauspiel kennengelernt hatte – durchaus auf die Superintelligenzen übertragbar waren.
TANEDRAR setzte sich aus diesen vier völlig verschiedenen »Individuen« zusammen. Es waren Aspekte einer verschmolzenen Persönlichkeit, die vier, die eins waren.
Aber das beantwortete längst nicht die Frage, weshalb ihn die Peaner auf dieser Ebene abgestellt hatten.
Er musste Arden Drabbuh finden, wenn er ihr helfen, sie beraten sollte.
Aber wie fand man jemanden auf einer Ebene, auf der es außer rotem Sand nichts gab?
Saedelaere trat ein paar Schritte zurück. Stumm sah er zu, wie seine Stiefelabdrücke vom Nebel überdeckt, verschlungen wurden.
4.
Phase 3: Nemo Partijan
(Der Narr erwacht in einer Traumwelt. Drei Gestalten stehen an seinem Lager.)
HOFNARR: »Was ist geschehen? Mir ist ganz anders.«
GEGENWART: »Sein Bewusstsein kehrt zurück. Er verlangt zu wissen, was geschah!«
VERGANGENHEIT: »Einem Verbrechen bist du zum Opfer gefallen.«
HOFNARR: »Einem Verbrechen, sagt Ihr? Da, jetzt erinnere ich mich: Der Kanzler hat mir einen Dolch bis zum Heft in die Brust und mich über die Brüstung des Balkons gestoßen. Aber weshalb lebe ich? Und wo ist das Blut, mit dem mein Hemd getränkt sein sollte?«
GEGENWART: »Du bist zu uns gekommen, in den See der Tränen. Hier gibt es Leben, ja. Aber kein
Weitere Kostenlose Bücher