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PR 2690 – Der fünfte Akt

PR 2690 – Der fünfte Akt

Titel: PR 2690 – Der fünfte Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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Gürtel, aber das Medizinalgerät war nicht mehr da, mit dem sie sich eine weitere Dosis Schmerzmedikamente hätte verabreichen können.
    Sie musste weiter.
    Riftia ignorierte die Schmerzen und die nachlassenden Kräfte. Stufe um Stufe erklomm sie. Noch zwei Decks, nur noch zwei Decks, dann wäre sie Hurku schon ganz nahe.
    Schluchzend stieg sie weiter die Treppe hoch, kletterte mühsam über einen Toten, stieg weiter.
    Irgendwann kamen die schwarzen Flecken zurück. Ihr Sehbereich schrumpfte zusammen. Verbissen arbeitete sie sich weiter hoch und erreichte endlich den Ausgang zu ihrem Deck.
    Noch mehr Sterbende.
    Ihre Hoffnung, dass der Kampfstoff sich noch nicht vollständig über den Fliegenden Palast ausgebreitet hatte, verflog.
    Schwankend setzte sie einen Fuß vor den anderen. Nun war sie ihrer gemeinsamen Kabine schon so nah – sie würde nicht kurz vor dem Ende scheitern.
    Das Bild vor ihren Augen krümmte sich. Riftia schloss ihre Normalaugen und verließ sich auf ihr drittes Auge.
    Noch drei Kabinen, dann war sie da.
    Zu Hause.
    Mit zitternden Fingern betätigte sie den Türöffner. Trat hinein.
    Hurku lag auf ihrem gemeinsamen Bett. Ein dünner Blutfaden rann unter seiner Maske hervor, tränkte die Laken.
    »Hurku?«, murmelte sie.
    Er antwortete nicht. Sie wankte auf das Bett zu, ließ sich niedersinken. Zu ihm.
    Sanft legte sie ihre Hand auf seinen Hals. Fühlte den schwachen Puls.
    Hurku lebte.
    »Hurku?«
    An seiner Mundöffnung bildete sich eine Blutblase. Er versuchte etwas zu sagen.
    Riftia Juntos griff sich an den Hals und zog sich die Maske vom Kopf. Dann tat sie dasselbe mit seiner Maske.
    Sie lächelte, als sie seine wunderbaren, warmen Augen sah.
    »Riftia«, murmelte er. »Du bist ... so schön.«
    Sie presste ihr Gesicht an seines.
    »Wir haben es geschafft«, flüsterte sie und fühlte, wie ihre Kräfte vollständig aufgebraucht waren. Aber das war gut so. Riftia benötigte sie nicht mehr.
    Alles war gut.

5.
    Phase 3: Nemo Partijan
     
    (Der Kanzler sitzt allein in seiner Kammer. Vor ihm steht ein Weinkrug auf dem Tisch.)
    KANZLER, sinnierend: »Was für ein Monster ist das Leben, das einen Hoffnungsvollen sich nach Früchten strecken lässt im Wissen, dass dessen Arme zu kurz sind? Wenn die Aussicht auf das Gute schwindet, bleibt nur ein Kamerad treu an der Seite.« (Schenkt ein, während sich im Hintergrund die Tür langsam öffnet.)
    HOFNARR, zu sich selbst flüsternd: »Da sitzt es, das Scheusal, und schmort in seinem eigenen Saft. Hätte ich bloß den Dolch, dann würde sich der Wein mit Blut vermischen.«
    KANZLER, voller Grausen: »Im Wein leben auch die Dämonen. Mit den Stimmen der Toten sprechen sie zu ihrem treuen Kameraden. Der Wein ist Freund und Feind in der gleichen rubinroten Gestalt.«
    HOFNARR: »Mich dünkt, als wär' mein Gegenspieler nicht mehr derselbe. Die Zunge schwer, die Stimme voller Gram. Büßt der Unhold für seine Taten?«
    KANZLER: »Die Stimme des Narren. Sie sucht mich heim, lässt mich nicht mehr los. Hätte ich seinen törichten Worten nur Glauben geschenkt, als das königliche Siegel noch nicht unter den Verträgen prangte.«
    HOFNARR, laut: »Worte der Weisheit auf deinen feisten Lippen? Muss erst das Unglück geschehen, damit Wunder erwachsen?«
    KANZLER, fährt herum: »Ich höre die Dämonen nicht nur, ich sehe sie auch!«
    HOFNARR: »Der Riss im Schlosse Elicon hat sich verbreitert. Selbst hier drinnen ist er zu bemerken.«
    KANZLER: »Weiche von mir, Geist!«
    HOFNARR: »Welch Labsal für meine Augen, dich im Angstschweiße gebadet zu sehen. Sag, wie ist es, seiner eigenen Verfehlung gegenüberzustehen?«
    KANZLER, wischt sich über das Gesicht: »Hab ich so viel getrunken, dass ich falsche Bilder sehe? Der Kerl erscheint mir, als besitze er noch sein Fleisch und Blut. Aber wie kann das sein?«
    (Im Kanzler erwacht die Erkenntnis.)
    KANZLER: »Des Königs Worte! Er wusste, dass wir die Kappe nochmals zu sehen bekommen würden!«
    HOFNARR: »Das Fleisch und Blut habe ich hinter mir. Und doch steh ich hier und könnte deine Kehle durchtrennen, wenn ich einen Dolch und die Absicht dazu hätte!«
    KANZLER: »Was ist mit dir geschehen im See der Tränen?«
    HOFNARR: »Das wirst du früh genug für dich erfahren, arme Seele. Ich bin nicht hier, um dir Weisheit zu bringen. Eine höhere Aufgabe hat mich zurückkehren lassen.«
    KANZLER: »Du willst nicht mein Leben?«
    HOFNARR: »Es gibt Wichtigeres als das, was du Leben nennst.«
    KANZLER: »Was ist es?

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