PR 2690 – Der fünfte Akt
Sicherheitsschotten hatten sich geschlossen. Das dritte schob sich langsam herab. Es hatte einen Teil der Explosionskraft abbekommen, weswegen es nicht sofort heruntergefahren war.
Riftia machte ein paar Schritte, verfiel dann in Laufschritt. In diesem Moment erfolgte die nächste Explosion. Der Boden bebte.
Die rombinische Hydroponikerin verlor das Gleichgewicht, stürzte und rappelte sich sofort wieder hoch. Kreischend sackte das Sicherheitsschott tiefer herab.
Ich muss es schaffen!, schrie sie in Gedanken.
Sie rannte nun, so schnell ihre Beine sie trugen. Als sich am oberen Sichtrand ihres Sehfeldes etwas bewegte, blickte sie hoch – und kam erneut ins Stolpern.
Über den Riss in der Decke hatte sich ein unförmiges metallenes Ding gelegt. Klobige Gestalten fielen heraus, steuerten direkt auf sie zu.
Erneut hörte sie Explosionen. Dann begann der Sog.
Ein Rauschen wie von einem mächtigen Wasserfall setzte ein. Blätter stiegen in die Höhe, Pflanzenreste, kleine Steine.
Riftia rannte durch einen verkehrten Regen aus Humus und Pflanzenteilen. Irgendwo in ihrem Hinterkopf sagte ihr eine Stimme, dass die Angreifer den Prallschirm zerstört hatten. Die Atmosphäre entwich aus der Anlage und würde alles mitnehmen, was nicht fest im Boden verwurzelt war.
Die Hydroponikerin schrie vor Angst. Sie fühlte, wie sie leichter und leichter wurde.
Ich will nicht sterben! Nicht jetzt, nicht auf diese Weise!
Das sich schließende Schott war weniger als zehn Schritte entfernt. In Gedanken zählte sie rückwärts.
Neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier ...
Die Füße verloren den Kontakt mit dem Boden. Riftia wurde hochgehoben.
Geistesgegenwärtig griff sie an ihren Gürtel, packte das Multifunktionswerkzeug und vollführte eine Peitschbewegung. Das Werkzeug fuhr zu seiner vollen Länge aus. Sie drehte das Handgelenk, sodass sich das Ende des Werkzeuges zu einer Dreierharke krümmte.
Sie bekam die untere Kante des Schotts zu fassen und ließ das Werkzeug zusammenschnurren.
Ruckartig wurde sie hinuntergerissen. Sie sah nur noch Humus und Steine, dann schlug sie gegen das Schott.
Riftia griff nach der Kante und ließ das Werkzeug los. Dann drehte sie sich um ihre Achse und zog sich unter dem sich schließenden Schott durch. Der Triffida-Kelch entglitt ihr und wurde weggesaugt.
»Nicht!«, schrie sie.
Die Rombina wollte nach dem Kelch greifen, dann merkte sie erst, dass sie in einer tödlichen Falle steckte. Unter dem Schott waren nur noch drei, vier Handspannen freier Raum. Wenn sie nun verharrte, würde sie vom Schott zweigeteilt werden.
Mit letzter Kraft zog sie sich hindurch.
Aber das Schott schloss nicht vollständig. Ein Zwischenraum blieb, durch den die Atmosphäre des Vorraumes ins Vakuum gesaugt wurde.
Sie wehrte sich gegen den übermächtigen Sog. Sekunden vergingen, in denen sie stetig schwächer wurde. Mit erbarmungsloser Klarheit wurde ihr bewusst, dass sie so oder so verloren war.
Wenn sie nicht durch den Spalt nach draußen gezerrt wurde, würde ihr kurze Zeit später die Luft ausgehen. Das Atmen fiel ihr bereits mit jedem Atemzug schwerer.
Der Sog brüllte und zerrte an ihr. Riftia schrie ihren Zorn hinaus.
Weshalb hatte sie Hurkus Bitte nicht entsprochen? Weshalb war sie nicht einfach bei ihm geblieben? Wenn sie schon starb, wollte sie es zumindest an seiner Seite tun wie eines der großen Liebespaare aus der rombinischen Sagenwelt.
Vor ihren Augen blitzte es. Dann breiteten sich große schwarze Flecken in ihrem Sichtfeld aus.
Riftia merkte, dass sie nicht mehr einatmen konnte.
Das war es also.
Nun kam der Tod und zog ihr die Maske vom Gesicht. Sang ihr letztes Lied, mit dem sie über den großen See ins Totenreich gleiten würde.
Tatsächlich sah sie den Tod. Er sah nicht so aus, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Er war ... viel kleiner und irgendwie steif in seinen Bewegungen.
Er schwebte über ihr, packte sie unter den Achseln und hob sie hoch.
Riftia Juntos wunderte sich. Dann breitete sich das Schwarz in ihrem Sichtfeld aus wie ein Tintenklecks, und Riftia Juntos schloss die Augen.
*
»Riftia! Hörst du mich? Riftia!«
Die Stimme kam ihr bekannt vor. »Hurku?«, flüsterte sie. »Bist du auch hier? Mein armer Schatz. Wenigstens sterben wir gemeinsam.«
»Ich bin es, Angar!«, sagte die Stimme. »Du stirbst nicht. Zumindest nicht jetzt.«
Die Rombina schlug alle drei Augen auf. Über sich erkannte sie eine blaue Maske mit einem Blitzsymbol. »Angar?«, flüsterte
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