PR 2690 – Der fünfte Akt
die falsche Klinke – und zu Partijans Verwunderung öffnete sich die Tür tatsächlich.
Sie traten hindurch – und Nemo Partijan fand sich in der Zentrale eines Raumschiffes wieder.
»Mein Flaggschiff, der Verwaltungspalast KAPPE! Sieh zu und lerne! Denn das war nur der vierte Akt. Nun folgt der fünfte ... Und wenn es das Letzte ist, was ich auf der Bühne des Lebens vollbringe.«
Nemo Partijan fühlte, wie es ihm heiß und kalt den Rücken hinunterlief.
6.
Phase 4: Alaska Saedelaere
(Die Prinzessin und der Bote liegen zusammen im Bett.)
BOTE, erschöpft: »Nie hätten Wir gedacht, dass in Eurem reizenden Körper eine derartige Urgewalt steckt.«
PRINZESSIN, lächelnd: »War ich Euch zu beherzt in meinem Streben nach körperlicher Nähe und Befriedigung?«
BOTE: »Überrascht, das waren Wir. Aber auf die gute Weise. Euch zu riechen, zu spüren und zu kosten allein wäre ein Erlebnis gewesen, für das sich das Sterben lohnte. Euer Verlangen zu fühlen hat Uns in Unserem tiefsten Inneren berührt. Trunken sind Wir, trunken von Euren Berührungen und den süßesten Küssen, die Wir je geschmeckt haben.«
PRINZESSIN: »Sind es denn viele Küsse, die Ihr mit den meinigen zum Vergleiche zieht?«
BOTE: »Wenige sind es – und sie verblassen allesamt, wenn ich Euren wohlgeformten Mund betrachte. Eure Lippen sind zarter als die Blätter einer Blüte, süßer als jede Frucht, die es geben mag.«
(Sie küsst ihn.)
BOTE, schläfrig: »Welch Wonne, welch Glück Ihr in Uns auslöst. Unsere Sinne vernebeln sich, Uns schwirrt der Kopf, Wir ...«
PRINZESSIN: »Ja?«
BOTE, murmelnd: »Verzaubert habt Ihr Uns. Wir ...«
(Der Bote schläft ein. Die Prinzessin tätschelt seine Wange.)
PRINZESSIN, flüsternd: »Bote? Seid Ihr noch bei mir?«
(Der Bote murmelt etwas Undeutliches.)
PRINZESSIN, leise: »Und ich dachte schon, das Schlafmittel in eurem Glas gelangte nie zu seiner Wirkung.«
(Sie steigt aus dem Bett und schlüpft eilig in einen Hausmantel.)
PRINZESSIN, mit Blick auf den Boten: »Wäre mir doch nur die Kälte eigen, den Boten mit meinem Kissen in den ewigen Schlaf zu entsenden.«
(Zögernd ergreift sie ein Kissen, schleudert es aber gleich wieder zur Seite.)
PRINZESSIN: »Nein, ich kann nicht. Aber das wird auch nicht nötig sein, wenn ich erst den unheiligen Vertrag gefunden und ihn dem Feuer übergeben habe.«
(Sie rafft die Kleider des Boten zusammen und durchsucht sie. Dann durchwühlt sie seine Tasche und zieht einen Stapel Blätter heraus. Im Licht einer Kerze betrachtet sie Seite um Seite, stetig nervöser werdend.)
PRINZESSIN, flüsternd: »Die Verträge sollten hier sein und sind es nicht. Wie kann das sein? Ich habe ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen, seit mein Vater sein Siegel unter die Bestimmungen gesetzt hat.«
BOTE, laut: »Was tut Ihr da?«
(Die Prinzessin erschrickt, versucht dann, die Papiere hinter ihrem Rücken zu verstecken.)
PRINZESSIN: »Ihr seid wach, Liebster! Ich wollte nur ...«
BOTE, sich aus dem Bett erhebend: »Was wolltet Ihr nur?«
PRINZESSIN: »Eure Sachen ordnen, damit alles schön beisammen ist, falls Ihr schnell aufbrechen wolltet.«
BOTE, gefährlich leise: »Weshalb sollten Wir schnell aufbrechen wollen, wenn Wir doch das Wichtigste gerade erst gefunden haben?«
PRINZESSIN: »Das ... das Wichtigste habt Ihr gefunden?«
BOTE, geht langsam auf sie zu: »So dachten Wir zumindest, liebreizende Prinzessin. Nichts schien Uns in den Stunden Unserer Wollust begehrenswerter und wichtiger zu sein als Euer Herz. Es zu erobern hätte Unserem Leben einen tieferen Sinn verliehen, als Wir je zu hoffen gewagt hätten.«
PRINZESSIN, eingeschüchtert: »Weshalb sprecht Ihr von ›schien‹ und ›hätte‹? Ja, Ihr habt mein Herz erobert, Liebster!«
BOTE, ihre Taille umfassend: »Haben Wir das? Haben Wir das wirklich?«
PRINZESSIN, leise: »Das habt Ihr sehr wohl. Ihr wart mein erster Liebhaber. Nie will ich einen anderen haben als Euch!«
BOTE, rau: »Wie können diese wunderbaren Augen, in denen Wir so viel Wärme sahen, nur so falsch sein? Wie kann ein Mund, der Uns liebkoste, der Uns die Welt und ein anderes Leben versprach, so abscheulich belügen?«
PRINZESSIN, ängstlich: »Aber weshalb sollte ich Euch anlügen, Liebster?«
BOTE, die Papiere hinter ihrem Rücken ergreifend, laut: »Weil Ihr von Anfang an ein falsches Spiel gespielt habt! Ihr habt Uns verführt mit Eurer Schönheit, Eurer Koketterie. Den Versprechungen und den Küssen. Und für
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