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PR 2691 – Der Howanetzmann

PR 2691 – Der Howanetzmann

Titel: PR 2691 – Der Howanetzmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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NAUTILUS ist so, wie ich sie in Erinnerung habe.
    Pirner ist noch der Pilot, und er ist älter geworden, auch markanter. Er ist der Erste, den ich sehe. Sein knappes Nicken löst Erinnerungen an die Zeit aus, als ich mich immer hier aufhielt und nicht nur gelegentlich zu Besuch erschien.
    Eliah kommt auf mich zu. In seinen Augen lese ich Freude, aber er wirkt etwas steif. Er fasst mich an den Oberarmen und zieht mich kurz an sich. »Es war gut, dass wir dich auf die besten Schulen geschickt haben«, sagt er. »Du hast das Zeug, ganz nach oben zu kommen, mein Sohn. Wie geht's im Studium? Du wirst im nächsten Jahr deinen ersten Abschluss haben, oder?«
    »Theoretisch schon ...«, antworte ich ihm und bemerke sein leichtes Zögern.
    »Also wirst du länger brauchen«, murmelt er. »Na gut.« Seine Enttäuschung ist für mich greifbar, obwohl er sich Mühe gibt, das nicht zu deutlich zu zeigen.
    Ich begrüße die anderen von der Besatzung. Tante Esther ist alt geworden. Zwei Jahre habe ich sie nicht gesehen. Zwei Jahre können viel an einem Menschen verändern. Sie wirkt grau und eingefallen, aber sie ist ohnehin älter als Eliah.
    »Jetzt ehrlich!«, sagt meine Mutter nach einigen Minuten. »Du läufst doch nicht in der Kleidung eines Wissenschaftlers herum und hast nicht einmal das erste Abschlussdiplom in der Tasche. Was ist los?«
    »Nichts.« Ich lache sie an. »Nichts ist los.«
    »Und der Karton mit Sekt? Halt mich nicht zum Besten, Nemo. Die Zeiten, in denen du geglaubt hast, dich vor mir verstecken zu können, sind vorbei. Schon damals wusste ich immer, wo ich dich finden konnte. Glaubst du, ich hätte dich jemals aus den Augen gelassen? Was ist los?«
    »Gut.« Ich hatte noch ein wenig warten wollen. Aber warum nicht gleich. »Am besten gehen wir in die Messe.«
    Ein Roboter füllt die Gläser. Was mich schon als Kind fasziniert hat: Jedes trägt einen kleinen Stabilisator im Stiel. Man kann sie einfach neben sich in die Luft stellen, und es ist unmöglich, sie umzukippen. Keine Massenware, sondern eigentlich ein Scherzartikel, den es so bestenfalls in Antiquariaten zu kaufen gibt. Menschen halten ihre Gläser immer noch gern in der Hand, wenn sie beieinanderstehen und reden.
    »Also?«, drängt Mutter und hebt ihr Glas.
    »Wir sind alle gespannt«, sagt Vater. »Ist etwas mit dem Howalgonium in deinem Rücken?«
    Mutter bedenkt ihn mit einem verweisenden Blick. Als wäre an Bord die Zeit stehen geblieben.
    »Vor euch steht der neue Doktor scientiae hyperphysicorum!«, sage ich.
    Die Stille habe ich erwartet. Die Zweifel erst recht.
    »Aber«, murmelt meine Mutter. »Du bist 1421 NGZ geboren.«
    »Was hat das damit zu tun?« Eliah starrt mich an. Auf seiner Stirn haben sich zwei steile Falten eingegraben. Er trinkt einen kräftigen Schluck und merkt erst dann, dass er voreilig war.
    »Nemo ist erst zwanzig – ist er gerade erst geworden ...«
    »Ach ja«, entsinnt sich Eliah. »Mein Glückwunsch im Nachhinein.«
    »Ich habe euer Hypergramm pünktlich erhalten«, bedanke ich mich.
    »Mit nur drei Jahren Studium kann er den angestrebten Abschluss gar nicht in der Tasche haben«, fährt Mutter fort.
    »Doch!«, sage ich.
    Sie blickt mich entgeistert an.
    »Nach zwei Jahren habe ich bereits im Sommer letzten Jahres promoviert«, sage ich. »Mein Thema lautete ganz einfach Howanetze und ihre Bedeutung für die Hyperkristallversorgung des Stardust-Systems. Bewertung summa cum laude. Den Abschluss des Dr. sc. hyp. habe ich als jüngster Student. Die Urkunden kann jeder einsehen.«
    Vater lässt sein Glas einfach los und klatscht Beifall. Die anderen folgen seinem Beispiel. Dann kommen sie und beglückwünschen mich.
    »Ich habe dir versprochen, dir einen Wunsch zu erfüllen, sobald du den Doktor der Hyperphysik hast«, sagt Eliah. »Weißt du schon, was ich für dich tun kann?«
    »Natürlich weiß ich das.« Ich verblüffe ihn erneut. »Ich hätte gern die NAUTILUS für einen Tag zu meiner Verfügung.«
     
    *
     
    Parga ist der zweite Planet des Stardust-Systems, mit einem mittleren Sonnenabstand von 94 Millionen Kilometern. Im Panoramaholo steht er als deutlich erkennbarer heller Fleck.
    Natürlich wäre Oljo für mein Vorhaben vorteilhafter. Im Bereich des inneren Planeten tummeln sich mehr Howanetze. Ich habe die Position nahe Parga nur gewählt, um bei der Besatzung keine unnötigen Erinnerungen wachzurufen. Der Sonnenabstand ist groß genug, dass wir den HÜ-Schirm jederzeit abschalten können, ohne

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