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PR 2691 – Der Howanetzmann

PR 2691 – Der Howanetzmann

Titel: PR 2691 – Der Howanetzmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Maske, Alaska. Was willst du mehr?«

8.
     
    Von hinten legen sich zwei zarte Hände auf meine Augen. Die Berührung ist durchaus angenehm, und ein verführerischer Duft hängt mit einem Mal in der Luft.
    »Ein neues synthetisches Lockmittel?«, frage ich und bemühe mich sogar um einen leicht amüsierten Unterton. »Ist es schon praxiserprobt, oder erlebe ich den ersten einschlägigen Feldversuch?«
    Ein leises Räuspern ist die einzige Reaktion.
    »Demetra?«, frage ich. »Airene? Jenniver?«
    »Du bist ein Scheusal, weißt du das?« Das klingt verärgert, die Hände zucken hastig zurück. »Also werde ich heute Abend mit einem anderen groß ausgehen. Wahrscheinlich mit Hardington.«
    »Mit dem Professor? Der Mann ist hundertundacht und könnte dein Urgroßvater sein.«
    Ich wende mich um. Die »Dame« hinter mir hat zwar die Stimme ein wenig verstellt, ich glaube aber, dass ich sie dennoch erkannt habe.
    Richtig. Babada Griehn funkelt mich herausfordernd an. Mit einer ruckartigen Bewegung schüttelt sie ihr langes, zu dünnen Zöpfen geflochtenes Haar in den Nacken zurück.
    »Hardington braucht wenigstens keine Adressdatei, um sich zurechtzufinden«, hält sie mir vor. »Außerdem hat er immer Zeit, im Gegensatz zu dir.«
    »Da hast du recht.« Ich will meiner letztjährigen Studienfreundin einen Kuss auf die Stirn drücken, doch sie weicht mir mit einer geschmeidigen Drehung aus.
    »Womit habe ich recht? Mit der Adressdatei?«, fragt sie vorwitzig.
    »Es wird wohl so sein.«
    Ich lächle in mich hinein, als ich an den blauhäutigen Professor denke. Er ist nicht nur einen Kopf kleiner als Babada, sondern ein wahrer Schrank von einem Mann. Unter den Studenten kursieren seit Jahren Gerüchte, Hardington sei der Verbindung zwischen einem Ferronen und einer Epsalerin entsprungen. Oder umgekehrt. So genau legen sich Gerüchte nicht fest. Hauptsache, einige Schandmäuler können ihrem Frust freien Lauf lassen.
    »Wird wohl so sein ...« Babada ahmt meinen Tonfall gut nach. Solche Dinge beherrscht sie. Nur mit dem Studieren hapert es bei ihr. Sie ist eine Genießerin. Belastbar, wenn es darum geht, Nächte durchzufeiern, aber nicht geeignet, länger als eine Stunde Datenrecherche zu betreiben.
    »Mit deiner Zeitknappheit liege ich also richtig«, bringt sie lauernd hervor.
    »Durchaus möglich. Das kommt darauf an, wann.«
    Vom Stardust Free Port im Südwesten von Stardust City, jenseits des mächtigen Asha-Seluur-Flussarms, hallt dröhnender Donner heran. Die Luft scheint zu vibrieren. Ich recke zwar den Hals, aber der wolkenverhangene Himmel lässt so gut wie nichts erkennen. Ungefähr hundert Kilometer liegt der Handelsraumhafen vom Stadtzentrum entfernt.
    »Da ist heute ganz schön was los«, sage ich, um Babada auf ein anderes Thema zu lenken. »Starts und Landungen am laufenden Band. Stardust City hat sich gemausert. Genau dafür studieren wir, um das alles eines Tages weiter aufbauen zu können.«
    »Du studierst nicht mehr«, berichtigt sie mich sofort. »Ich muss noch.«
    »Stimmt. Für mich beginnt der Ernst des Lebens.«
    Ich blicke über das Gelände der Stardust-Universität hinweg. Die Mittagspause hat begonnen, mindestens zweitausend Studenten drängen ins Freie. Ich habe nur meine letzten Unterlagen abgeholt und bin prompt Babada in die Arme gelaufen.
    »Morgen?«, fragt sie erwartungsvoll.
    »Falls ich rechtzeitig zurück bin. Der Termin steht für mich schon lange fest. Ich werde mit meinen Eltern einen kleinen Rundflug zu den inneren Planeten unternehmen.«
    »Ach ja, deine Leute sind Glücksjäger. Sie waren lange nicht im Stardust-System, oder?«
    »Achtzehn Monate. So lange kreuzte die NAUTILUS draußen in Far Away.«
    Ich schaue wieder nach Südwesten. Zwei Raumschiffe werden kurz sichtbar, weil die Wolkendecke aufreißt. Aber das sind größere Einheiten, kein Kugelraumer der IRIS-Klasse mit nur fünfzig Metern Durchmesser.
    »Die NAUTILUS ist avisiert«, lasse ich Babada wissen. »Eigentlich sollte sie kurz nach dem Mittag landen.«
    Sie bedenkt mich mit einem sehnsuchtsvoll nachdenklichen Blick. »Mit anderen Worten, für uns beide ist heute Abend auch nicht die richtige Zeit?«
    »Heute? Leider nein. Ich freue mich darauf, meine Eltern wiederzusehen. Sie wissen noch nichts ...«
    »Wovon wissen sie nichts?«
    Grinsend hebe ich die Rolle hoch, in der sich meine Urkunden und Diplome befinden. »Das hier. Ich habe Esther und Eliah in dem Glauben gelassen, dass ich noch elf Monate vor mir habe.

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