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PR 2691 – Der Howanetzmann

PR 2691 – Der Howanetzmann

Titel: PR 2691 – Der Howanetzmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Wäre ja auch normal; ich meine, von der Zeit her.«
    Babada taxiert mich eindringlich.
    Ich bin jung und attraktiv, dessen bin ich mir bewusst, ziemlich groß und durchtrainiert. Das hellbraune Haar trage ich kurz, lediglich der dünne Zopf fällt bis zwischen die Schulterblätter. Die Ringe in den Ohrläppchen sind der letzte Schrei im Stardust-System. Allerdings kleide ich mich nicht mehr so bunt wie die Studenten, sondern nach der konservativ eleganten Mode, die sich bei den Stardust-Wissenschaftlern etabliert hat. Über die locker fallende Hose und das Hemd mit steifem Kragen gehört einfach eine weite, üppig wirkende Jacke aus einem sehr leichten synthetischen Stoff. Sie muss bis zu den Knien fallen und wirkt dadurch fast schon wie ein Mantel. Äußerlichkeiten, zugegeben, aber sie zeigen, dass ich dazugehöre.
    »Ich hoffe, du bleibst hier im Stardust-System«, sagt Babada zögernd. »Möglichst auf Aveda. Was hast du für Pläne?«
    »Ich weiß nicht. Das kommt darauf an, wohin mich die Raumgeister treiben.«
    »Geister?« Sie schaut mich verwirrt an. »So kannst du es natürlich auch deuten. Falls du jemanden brauchst, um zu reden, Nemo ...«
    »Ich weiß, wo ich dich erreichen kann.«
    Babada lächelt, aber es wirkt gequält. Dass sie sich mehr von unserer zufälligen Begegnung versprochen hat, ist ihr anzusehen. Sie wirft mir einen gehauchten Kuss zu und eilt davon.
    Nachdenklich schaue ich ihr hinterher. Als sie in die Straße einbiegt, die zum Whistler Boulevard führt, zögert sie kurz. Gleich darauf sehe ich sie mit einem älteren Mann reden, und dann hakt sie sich bei ihm unter.
    Ich drehe mich einmal halb um mich selbst und sehe mich um. Zwei Jahre habe ich an der Stardust-Universität zugebracht, eine vergleichsweise kurze Spanne für das, was ich erreicht habe. Auch das ist nun Vergangenheit.
    Ein klein wenig Furcht habe ich vor der Zukunft. Sie ist nicht nur schneller gekommen als erwartet, sie hat mir auch die Qual der Wahl gebracht. Einige lukrative Angebote, zwischen denen ich mich entscheiden muss. Oder etwas ganz anderes?
    Ich gehe am Flussufer entlang nach Süden. Erst als ich das Stardust-Center fast schon zum Greifen nah vor mir sehe, winke ich ein Gleitertaxi heran und lasse mich nach Whistler Town fahren.
    In einer der Einkaufsstraßen gibt es Spezialitätenläden. In den zwei Jahren meines Studiums haben sich einige Gewohnheiten eingeschliffen. Nirgendwo sonst bekomme ich meinen Lieblingssekt zu ähnlich erschwinglichem Preis. Sekt aus ursprünglich terranischen Trauben. Die Rebstöcke wurden von den ersten Siedlern nach Aveda gebracht.
    Ein Sechserkarton, vielleicht der letzte, den ich hier kaufe. Ich hefte ein Antigravplättchen, so groß wie mein Daumennagel, an den Karton und dirigiere meinen Einkauf mit schwachem Fingerdruck vor mir her.
    An einer Sharing-Stelle stehen sportliche Gleiter. Ich nehme mir eine der Maschinen, weise mich mit dem ID-Chip aus und lasse mich von der Automatik über die Solar Road und die Stardust Street zum Handelshafen bringen. An der Abgabestelle warten schon mehrere Personen, die den Gleiter sofort übernehmen.
    Noch haben sich meine Eltern nicht über Armbandkom bei mir gemeldet.
    Im Abfertigungsgebäude erfahre ich, dass die NAUTILUS erst vor wenigen Minuten gelandet ist. Fast auf der entgegengesetzten Seite des Free Port. Das sind immerhin knapp fünfzig Kilometer.
    Vom Zubringerdienst des Raumhafens lasse ich mich zum Schiff bringen.
    So unbemerkt, wie ich das gehofft habe, gelange ich aber nicht an Bord. Die Besatzung scheint die Außenbeobachtung ständig im Auge zu haben. Jedenfalls sinkt Mutter schon im Antigravfeld aus der Bodenschleuse herab, als ich gerade darauf zugehe.
    »Nemo, mein Kleiner ...«
    Manchmal glaube ich, Esther hätte gern mehr Kinder gehabt. Sie schwelgt in der Zeit, als ich ständig an Bord war und ihr gerade bis zur Leibesmitte reichte. Mittlerweile muss sie sich auf die Zehenspitzen stellen, wenn sie mich umarmen will. So wie jetzt. Ich bücke mich zu ihr hinab.
    Sie tritt einen Schritt zurück und mustert mich vom Kopf bis zum Fuß. »Gut siehst du aus, Nemo! Ein richtig eleganter Mann.«
    »Ich weiß.«
    Esther lächelt. »Aber diese Kleidung. Schmückst du dich da nicht schon mit fremden Federn? Was sagen deine Mitstudenten dazu?«
    »Was sollen sie sagen, Mutter? Ich trage, was mir gefällt, und nicht, was anderen behagt.«
    Kurz darauf betrete ich die Zentrale.
    Nichts hat sich in den letzten Jahren verändert. Die

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