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PR 2692 – Winters Ende

PR 2692 – Winters Ende

Titel: PR 2692 – Winters Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Kenntnis gesetzt, aber ... Wolltet ihr nicht warten, bis ich hier fertig bin?«
    »Ich habe schon viel zu lange gewartet«, stieß Yugen mit brüchiger Stimme hervor. »Und ich habe viele Versäumnisse nachzuholen.«
    »Oh. Konnte Delorian dich also zu guter Letzt ebenfalls überzeugen?«
    »Nein. Nein, du verstehst mich falsch. Das meine ich nicht, ganz im Gegenteil. Ich ... ich wollte dich bitten, mit mir und Aria und deiner Mutter zurück nach Terra zu fliegen.«
    Irmayi sah ihn aus großen, strahlend blauen Augen an, bedauernd und mitleidig, als wäre er ein begriffsstutziges Kind. Ruhig sagte sie: »Yugen, meine wahre Familie ist hier auf Saypor. Bei ihr werde ich bleiben und der großartigen Zukunft entgegenfiebern, die das Neuroversum für uns bereithält.«
    »Was für eine Zukunft? Soviel ich weiß, wirst du dich aufgeben, zumindest deine leibliche Existenz – für ein bloßes Konzept, für eine unbewiesene Theorie. Das, das ... ist praktisch dasselbe wie Selbstmord. Fünfunddreißigmillionenfacher Massenselbstmord!«
    Sie schüttelte langsam den Kopf, lächelnd wie die Sayporaner, auf dieselbe Weise unergründlich. »Glaub mir, ich habe Verständnis für deine Sorgen. Umgekehrt erwarte ich nicht, dass du das volle Ausmaß von Delorians Morgengabe begreifen kannst, obwohl ich es mir wünschen würde. Du bist keiner von uns, du wurdest nicht neuformatiert. Dir fehlt die höhere Einsicht.«
    Yugen rang nach Worten.
    Er wollte seine Tochter zur Rede stellen, sie anschreien, ihr die sayporanische Maske vom Gesicht reißen und wusste doch, dass alles Bemühen vergebens wäre. Irmayi vermittelte erdrückend deutlich mit ihrer kerzengerade aufrechten Haltung, mit jeder Faser des jugendlichen Körpers, dass sie keinen Millimeter von ihrem Standpunkt abrücken würde.
    »Wirst auch du in so was für immer einschlafen?«, fragte Aria in die Stille hinein. Sie zeigte auf die nächststehende, unbenutzte Liege.
    »So kann man das nicht nennen.« Irmayi beugte sich zu der Kleinen hinab und strich ihr mit der Rückseite ihrer flachen Hand über die Wange.
    Viel Distanz lag in dieser Geste, erschreckend wenig echte, geschwisterliche Zärtlichkeit. »Vielmehr werde ich mich auf eine dieser Bänke legen, um für immer zu erwachen«, korrigierte sie milde. »Ich erkläre es dir gern. Willst du das?«
    Aria nickte. In ihren Augenwinkeln bildeten sich Tränen.
    Auch Yugen schluckte. Er spürte einen dicken Kloß im Hals.
     
    *
     
    Irmayi richtete sich wieder auf, streckte die Hand aus und berührte den gläsernen Kokon, der die Suspensions-Bank überspannte.
    Völlig geräuschlos teilte sich die Kuppel der Länge nach. Die beiden Hälften versanken in schmalen Fugen an den Seiten.
    »Greif ruhig hinein«, sagte Irmayi. »Nur zu, dir kann nichts passieren.«
    Vorsichtig kam Aria der Aufforderung nach und berührte die geriffelte, wie Gold schimmernde Liegefläche. »Fühlt sich weich an. Warm, fast wie Haut. Als würde sie leben.«
    »Das muss sie, denn sie wird unser Leben bewahren. Und uns schützen vor QIN SHI. Weißt du, wer das ist?«
    »Ein Böser. Ein Seelenfresser.«
    »Genauer gesagt erntet QIN SHI die komplexeren ÜBSEF-Konstanten von Planeten und integriert sie in seinem metamentalen Verdauungsprozess. Aber hier wird er keinen Zugriff finden, sondern leer ausgehen.«
    »Ob er sich das gefallen lässt?«, warf Yugen zweifelnd ein. »Nachdem er für die Sayporaner die Anomalie gebaut hat?«
    »QIN SHI hat keine Chance, keine Wahl. Er wird gar nicht gefragt.«
    » Das kenne ich«, sagte Yugen sarkastisch. »Obwohl ich keine Superintelligenz bin.«
     
    *
     
    Irmayi lachte nicht. »Delorian fragt dich sehr wohl. Obwohl du kein Neuformatierter bist, bietet er auch dir an, mit ihm und uns im Neuroversum eine neue Entwicklungsstufe der Menschheit zu erklimmen.«
    »Um alles aufzugeben, was mir lieb ist? Und sie «, Yugen zog Aria an sich und drückte sie fest, »im Stich zu lassen?«
    »Ihre Chance wird ein andermal kommen. Deine hingegen verstreicht in wenigen Tagen.«
    »Sie ist deine Schwester!«
    »Wir waren verwandt, auch du und ich, doch sind wir es nicht mehr. Die alten Bindungen sind so obsolet wie eure alte Welt. Bitte finde dich damit ab.«
    »Niemals!« Yugen griff in die Oberschenkeltasche seiner Hose. Er zückte den Thermostrahler, den Letriffa, die Imarterin, ihm abgetreten hatte, und entsicherte ihn.
    »Was soll das werden? Willst du mich etwa mit vorgehaltener Waffe nach Terra entführen?«
    »Du hast's

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