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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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wiederzuhaben und frei von invasorischen Einflüssen zu sein. Doch je mehr der Alltag zurückkehrte, desto mehr würde auch die Euphorie abklingen.
    Mit solcherlei Dingen hatte die Erste Terranerin derzeit vordringlich zu tun und eilte von einer Konferenz zur nächsten. Der Resident befand sich derweil mit Tausenden Einheiten der LFT und unterstützenden Zapfenraumern am Rand der Anomalie. Dort hatte sich vor Tagen eine Öffnung ins Standarduniversum gebildet, die bisher gewissermaßen »stabil« blieb. Es war also damit zu rechnen, dass QIN SHI und seine Truppen bald einfallen würden, und darauf mussten sie vorbereitet sein.
    Wie es aussah, ging der Kampf demnächst in seine Endphase.
     
    *
     
    Chefmediker Saram Ialtek persönlich holte die Erste Terranerin von der Gleiterplattform ab, bereits auf der gewünschten Etage. Er begrüßte sie höflich, aber zurückhaltend; das war in Ordnung.
    Er sah gut aus, fand sie, vom Typ her ein wenig indisch, durchtrainiert, um die vierzig Jahre alt. Normalerweise zumindest, denn momentan sah er viel älter aus, was aber ausschließlich an seiner Müdigkeit lag. Der Mann war hoffnungslos überarbeitet, das war deutlich zu erkennen, doch sein Ehrgeiz ließ eine Ruhepause wohl nicht zu. Sie konnte ihm daraus keinen Vorwurf machen, sie selbst sah vermutlich nicht besser aus. Abgesehen davon, dass sie gut achtzehn Jahre älter war als er.
    »Es tut mir leid, dass ...«, begann er, doch sie hob die Hand.
    »Ich habe die Nachricht bekommen. Vielen Dank! Kann ich ... Abschied von ihm nehmen?«
    »Selbstverständlich. Wir haben ihn in einem speziell dafür vorgesehenen Raum aufgebahrt. Sobald alle Formalitäten erledigt sind, können wir ... äh ... ja.« Er unterbrach sich diesmal selbst. »Entschuldigung, aber darin bin ich ungeübt, das ist die Aufgabe der Sterbebegleiter.«
    Sie lächelte. »Ist schon in Ordnung.« Irgendwie konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dem Mediker Shamsurs Tod ... naheging. War er etwa deswegen so müde? Ein Stachel bohrte sich in Henrikes Herz, und sie unterdrückte den Schmerz. Nicht aber den Gedanken, der sich gnadenlos nach oben drängte.
    Sie waren bei ihm und du nicht. Sie haben vielleicht sogar Freundschaft mit ihm geschlossen, haben ihn geschätzt, und du hast den Ehevertrag nie erneuert, hast akzeptiert, dass ihr euch auseinandergelebt habt, weil die Politik wichtiger war. Und nun kannst du dich nur noch von einem Toten verabschieden.
    Saram Ialtek führte sie in einen Gang, der weg von den medizinischen Bereichen und Krankenzimmern führte, auf der Nordseite gelegen, in eine Abteilung, wo alles still und ruhig war. Er betätigte den Taster zu einer Tür, und Henrike eröffnete sich der Blick nach innen.
    Ein kleiner Raum mit einer Fensterfront. Die übrigen Wände wurden mit Holos ausgefüllt, mit langsam wechselnden Bildern von Blumen und Wiesen, Wäldern, Bergen und Seen. Leise, unaufdringliche Musik war zu hören, und Henrikes Nase empfing den zarten Hauch von Jasmin, der sie augenblicklich beruhigte.
    Sie merkte gar nicht, dass sie allein eingetreten war, bis die Tür sich hinter ihr schloss.
    Es gab keine allgemeine Einrichtung in dem Raum, nur die große Schwebebahre, auf der Shamsur Routh, Henrikes Exmann und Vater ihrer Tochter Anicee, lag.
    Zwei Personen waren bereits anwesend, und Henrikes Mund verzog sich unwillig. Was hatte Chourtaird hier zu suchen, ausgerechnet in diesem Moment? Kannte er gar keine Pietät?
    Aber da war auch Anicee, die sich ihr zuwandte, mit Augen, die völlig verändert waren.
    »Wie immer zu spät«, sagte ihre Tochter. » Ma regirrt. «
    Henrike wusste, welche Fehler sie begangen hatte und dass Anicee ihr nicht verzeihen konnte – noch nicht. Dennoch schmerzte es sie. Aber sie verzichtete auf eine Erklärung, dass es ihre Aufgabe als Erste Terranerin war, alles zusammenzuhalten, und dass das Solsystem und seine Bewohner sich in einer schweren Krise befanden. Dass sie trotzdem zwei Besprechungen kurzerhand abgesagt hatte, um endlich zu Shamsur zu kommen, dass sie schon früher hatte eintreffen wollen, es aber einfach nicht möglich gewesen war.
    Das war eben der Preis für die Macht und Verantwortung. Sie hatte es so gewollt, hatte es so gewählt und musste sich den Vorwurf gefallen lassen. Er war richtig – und doch auch falsch.
    »Aber du warst wenigstens hier«, erwiderte sie freundlich. »Und das ist gut, denn ihr beide habt euch sehr nahegestanden. Du hast ihn sicher glücklich damit

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