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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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erkennen, weil ich ringsum von einem Häusermeer umgeben bin, das in dichten Wogen schwingt.
    Ich gehe die Straße weiter.
     
    *
     
    Vergeht an diesem Ort eigentlich Zeit? Ich werde nicht müde. Das Licht ändert sich nicht. Ich gehe voran, aber ich weiß nicht, ob ich nicht auf der Stelle trete. Die Straßen sind alle gleich, vielleicht mal ein wenig breiter oder schmaler, und die Fassaden der Häuser sind mal gelber, mal mehr rosa, mal viel zu grau. Keine Hilfe bei der Orientierung, weil alles ständig wechselt.
    Kann mir langweilig werden? Kann ich die Geduld verlieren?
    Ja. Und zwar in exakt diesem Augenblick.
    Ich bleibe stehen, hole tief Luft – oder das Äquivalent davon, da bin ich mir nicht sicher – und rufe hinaus: »Genug jetzt! Schluss mit dem Spiel! Ich mache das nicht mehr mit!«
    Wirkung: null.
    Die Häuser schwanken hin und her und singen. Ab und zu gibt es ein Blitzen am Himmel wie ein Wetterleuchten, und dann stieben Funken davon.
    Ich sehe mich um. Es ist nicht erkennbar, welchen Weg ich zurückgelegt habe. Alles sieht gleich aus, hinter mir genauso wie vor mir. Die Straßen krümmen sich, die Häuser wiegen sich, die wenigen Farbflecke bleiben nie am selben Ort, der Himmel ist fahlbleich.
    Stecke ich in irgendeiner Versuchsanordnung, und man beobachtet mich von dort oben? Der Himmel ist nichts weiter als eine künstliche Lampe, und ich bin so klein, dass ich nicht bis zum Ende blicken kann?
    Das Gefühl eines Déjà-vu stellt sich ein. Habe ich etwas in der Art schon einmal erlebt? Wenn ja, wie bin ich damals rausgekommen? Mein linker Arm juckt, und ich kratze mich. Ein kurzer Schmerz durchzuckt mich, als würde mich etwas beißen oder sich in die Haut bohren, etwas sehr Dünnes, Kleines. Wenn ich mich nur erinnern könnte!
    Das nimmt mir gehörig den Mumm. »Genug«, wiederhole ich, aber jetzt flüsternd. »Genug davon.«
    Wirkung: allerdings.
    Zuerst glaube ich nur an eine optische Täuschung. Es ist nicht mehr als ein kurzes Huschen. Vielleicht eine Haarsträhne vor meinem Auge, als ich meinen Kopf schnell herumdrehe.
    Aber dann ist es wieder da, diesmal von der anderen Seite.
    Ich ducke mich bei einem Hauseingang, verharre reglos und spähe aufmerksam.
    Ich bin nicht mehr allein.
     
    *
     
    Auf einmal sind sie da. Menschliche Gestalten, so wie ich, kaum mehr als Schemen. Aber sie kommen von überall her, von Straßenecken, aus Häusern, Treppen herab. Lautlos, geräuschlos bewegen sie sich. Sie gehen scheinbar ziellos dahin, in alle Richtungen, wandern hin und her. Haben sie ein Ziel? Warum sind sie hier, warum sind sie unterwegs? Habe ich etwa genauso gewirkt wie sie? Nähmen sie mich auf dieselbe Weise wahr, wenn sie mich sähen?
    Wissen sie, wer sie sind? Kann ich sie nach dem Weg fragen ... oder überhaupt nach allem, was ich nicht weiß?
    Ich überlege hin und her, was ich tun soll. Diese Gestalten wirken nicht gefährlich auf mich, aber es werden immer mehr. Selbst den Häusern scheint das aufzufallen, denn sie hören auf, zu singen und sich zu wiegen, und neigen sich ein wenig herab.
    Allerdings frage ich mich, wo diese Gestalten herkommen, wenn sie aus einem Haus treten. Habe ich etwas übersehen? Sind es Hohlräume, gibt es Zugänge, ist nicht alles ein Schwindel? Dienen die aufgemalten Türen und Fenster vielleicht der Ablenkung, als Schutz vor dem Feind? Und bin ich als solcher eingestuft?
    So viele Fragen. Ich werde nie eine Antwort erhalten, wenn ich nicht etwas unternehme, und zwar augenblicklich. Vorhin habe ich mich beschwert, dass ich genug von diesem »Spiel« habe, also muss ich tätig werden, da eine Veränderung eingetreten ist. Ob aufgrund meines Verhaltens oder weil es so oder so geschehen wäre, ist egal.
    Da sind Wesen, menschlich aussehende Gestalten – und ich gehe jetzt hin und frage sie nach dem Weg.
    Ich löse mich aus der Deckung ... falls man das so nennen kann. Es gibt keine Schatten, was mir übrigens gerade erst auffällt. Ich habe an der Hauswand gestanden und wäre deutlich erkennbar gewesen. Ich schaue kurz hinunter, tatsächlich, ich werfe auch keinen Schatten. Das Licht kommt von überall und ist immer gleich. Es ist eben alles fahl.
    Bis auf diese Schemen, die sind fast schwarz. Wie ich für sie wohl aussehe?
    Ich trete auf die Straße hinaus, nehme meinen Mut zusammen und steuere forsch auf den erstbesten Schemen zu.
    Aber dann wird mein Schritt langsamer, und ich bin gleich gar nicht mehr so beherzt.
    Denn ... alle bleiben stehen, als sie mich

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