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PR 2695 – Totenhirn

PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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quälte diese armseligen Geschöpfe. Holte unter Zwang zutage, was in ihnen vergraben lag.
    Steckte die Bösartigkeit in ihnen oder war sie ihnen angezüchtet worden? War das Erbe der dosanthischen Kultur durch QIN SHI völlig pervertiert worden?
    Sie hatten es mit QIN SHI zu tun. Mit einem Wesen, das sich als Superintelligenz verstand und für das »Moral« ein bedeutungsloser Begriff war. Wer wusste schon, ob die Herkunftsmythologie der Dosanthi stimmte? Er war auf das angewiesen, was in Chourtairds Dossier über die neuen Verbündeten Terras stand. Vielleicht waren die Episteln, von denen im Zusammenhang mit ihnen die Rede war, eine Erfindung QIN SHIS? Ein Mantra, das sie an ihre Furcht erinnerte?
    Bulls Gedanken führten zu weit. Vier Minuten waren seit dem Vordringen der gegnerischen Zapfenraumer vergangen. Das letzte Schiff verging soeben. Jene Dosanthi, die dessen Untergang herbeigeführt hatten, wurden aus der stählernen Umklammerung freigelassen. Sie torkelten in unterschiedliche Richtungen davon. Und dann hörte Bull etwas, das er niemals erwartet hätte.
    Es war eine Art ... Gesang. Er klang arhythmisch – und dennoch meinte er Halbkadenzen aus dem Durcheinander an Lauten herauszuhören. Die Translatoren versagten. Sie fanden keinen Sinn in dem, was die Dosanthi von sich gaben.
    »Rein in den Durchgang!«, befahl Bull. Er seufzte tief. »Wir gehen nach Plan vor.«
    Alles ist in bester Ordnung. Wir tun das Richtige.
    Kaum hatte er seinen Befehl ausgesprochen, wurden die Dosanthi auch schon wieder zusammengetrieben, gesteuert durch weiße Lichtblitze, die sie erschrocken zusammenfahren ließen. Ihre Gewänder schleiften über den Boden, die dünnen Beinchen drohten unter dem Gewicht der breiten Körper zusammenzubrechen. Sie richteten sich auf, fielen vornüber, torkelten aufeinander zu. So lange, bis sie wieder eng beisammenstanden und die Metallklammer erneut zupacken konnte.
    Der Gesang endete. Er wurde von einem hasserfüllten Gezische und Gehuste abgelöst. Die Dosanthi wurden darauf vorbereitet, neuerlich zu töten.
    Die Übertragung endete. Endlich.
    Bull wischte sich Feuchtigkeit von der Stirn und aus den Augenwinkeln. Der Kampf forderte ihn wie immer. Es geschahen Dinge im Krieg, die niemanden unberührt ließen.
    Ach, verdammt, wem machte er etwas vor? Er hatte die Dosanthi eben weinen hören, herzzerreißend laut und völlig verzweifelt. Sie waren dazu verdammt, mit ihrer Angst zu töten. Die Xylthen spielten mit ihren Gefühlen, lenkten sie, machten lebende Waffen aus ihnen.
    So war es wohl schon immer gewesen, und Bull musste bei diesem bösen Spiel mitmachen. Ob er nun wollte oder nicht.
     
    *
     
    Alles lief so wie erhofft. Die gegnerischen Zapfenraumer, die die andere Seite des Durchgangs bewachten, rechneten mit keinerlei Widerstand. Bevor sie sich von ihrer Überraschung erholten, hatten sich die LFT-BOXEN und andere Schiffe der Terraner bereits um sie gekümmert.
    »Das Standarduniversum«, sagte Miriam Wabuthu mit Ehrfurcht in der Stimme. »Wir sind dort, wo wir hingehören. Endlich wieder!«, fügte sie leise hinzu.
    »Die Dosanthi vorneweg!«, befahl Bull, nun wieder ganz kühler Stratege. »Alles gemäß Plan. Denkt daran: Es kommt auf die ersten Minuten an.«
    Diese Worte galten zugeschalteten Offizieren, die einzelne Teile der Flotte kontrollierten. Sie murmelten Bestätigungen, sandten Glückwünsche, erzeugten für einige Sekunden ein veritables Durcheinander auf den Funk-Bandbreiten. Dann trat Stille ein, nur durchbrochen von der Stimme der Bordpositronik der LEIF ERIKSSON, die einen Countdown abzählte.
    »Fünf. Vier. Drei ...«
    Hinter ihnen verwischten letzte Eindrücke violett wabernder Wolkenbänke. Dann kam endgültig die Klarheit des schwarzen Raums zum Vorschein, gesprenkelt von weißen Fleckchen, die scheinbar nach oben wegsackten, als ein Großteil der Verbündeten in den Zapfenraumern auf die feindlichen Einheiten zusteuerte. Die LEIF ERIKSSON flog dahinter, danach kamen die LFT-BOXEN und schließlich die Raumer der Mobilen Einsatzflotte Sol.
    Da war der marsähnliche Planet. Die 48 Schiffe. Eine Vielzahl von miteinander verbundenen Strahlenstreifen.
    Die riesigen Kristallkugeln wirkten unangreifbar. Sie wurden vom Gros der gegnerischen Schiffe beschützt. Von großen feindlichen Raumern, von kleinen feindlichen Raumern. Manche waren im Anflug auf den Durchgang, andere sammelten sich eben erst.
    Xylthen-Protektor Glaudak erteilte lautstarke Befehle an seine

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