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PR 2695 – Totenhirn

PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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die geistige wie körperliche Gesundheit bewahrt. Doch wie schon so oft hatte er heute viel zu viel riskiert. Um der Forschung willen. Um mehr über Hilvard herauszufinden und darüber, wie er eigentlich tickte.
    »Ich hatte alles unter Kontrolle«, behauptete Pernemas.
    Sein linkes Auge verriet ihn. Es zuckte. Wie es immer tat, wenn der Arzt log. Und er schwitzte, von Selbstzweifeln geplagt.
    »Lassen wir das!«, mischte sich Henrike Ybarri in das Gespräch ein. »Es geht beiden gut, und wie es aussieht, haben sich die Anstrengungen unserer beiden Freunde bezahlt gemacht. Chourtaird, bitte.«
    Der Sayporaner schob sich an der Ersten Terranerin vorbei. Er gab sich reserviert wie stets, seit er die RATBER TOSTAN betreten hatte. Von ihm ging etwas aus, was Ankersen Unwohlsein bereitete, und er fragte sich, ob es Ybarri und Pernemas ebenso erging.
    »Ich habe mich mit dem beschäftigt, was Anka Hilvard von sich gegeben hat«, sagte Chourtaird. Sein Clownsgesicht lächelte, die rechteckigen Pupillen nicht. »Es dauerte einige Zeit, bis ich alle Worte verstand.«
    »Und?«, fragte Ankersen ungeduldig.
    Der Sayporaner ließ sich nicht irritieren. In demselben freundlichen Ton wie zuvor sagte er: »Aiden Cranstoun ließ ihn über Faland reden. Über Holpogha, Amgheuc – und über das Totenhirn.«
    Henrike Ybarri wiederholte die Worte: »Faland. Holpogha. Amgheuc. Totenhirn.« Nochmals tat sie es, als wäre sie in einer Endlosschleife gefangen. Bis sie sich dessen bewusst wurde, dass sie nicht allein war.
    Sie rieb sich die Schläfen. All ihre Souveränität war plötzlich weg. Die Erste Terranerin wirkte müde und verletzlich.
    Woran dachte sie, was verschwieg sie ihm? Denn dahinter steckte weit mehr, als ihm Ybarri und Chourtaird bereit waren zu verraten.
    Sie ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. Sie gewann rasch ihre Beherrschung zurück und sagte: »Amgheuc ist eine Stadt auf der Großinsel Holpogha des Planeten Faland, eines der beiden Teile der sogenannten Brückenwelt. Amgheuc ist die Stadt der Toten mit dem Totenhirn.«
    »Das ist alles hinlänglich bekannt.« Ankersen warf einen Blick auf jenen Schirm, der die Biowerte seines Mündels überwachte. »Und für diese wertlosen Informationen mussten Hilvard und Aiden Cranstoun ihre Gesundheit riskieren?«
    »Für Aiden ist es eine Suche nach seinem Zwillingsbruder und damit, wenn du es so haben möchtest, auch die Suche nach sich selbst.«
    »Wir wissen, dass Zachary im Totenhirn begraben liegt. Ich verstehe die Aufregung um diese Worte also nicht. Sie verraten uns nichts Neues.«
    »Augenscheinlich ruft Zachary seinen Bruder zu sich. Er möchte, dass wir uns der Welt weiter nähern.«
    »Um was zu tun?«
    »Faland als Teil der Brückenwelt war ursprünglich etwas ganz anderes«, meldete sich Chourtaird wieder zu Wort.
    Er drängte sich zwischen sie, seine Stimme klang prononciert und übte eine seltsame Wirkung auf Ankersen aus.
    »Faland war früher der Randplanet Holpoghas«, eröffnete der Sayporaner. »Diese Welt war uninteressant. Ohne Bedeutung. So lange, bis der Wohlverwahrer und Thanatotekt Busech Bucphol eine Mentronik vor dem Untergang bewahrte, gemeinsam mit Vaychar Vatruichon.«
    »Was hat das mit den Cranstouns zu tun ...?«
    Chourtaird fuhr fort, ohne auf den Einwurf der Ersten Terranerin zu achten: »Die beiden Wesen sollten später wie Heilige verehrt werden, waren im Wesenskern jedoch Verbrecher, die sich eine besondere Form der Unsterblichkeit verschaffen wollten. Und es gelang ihnen.« Der Sayporaner gab ein glucksendes Geräusch von sich.
    »Busech Bucphol implantierte das Gehirn des kranken Vaychar Vatruichon lebend in die Mentronik. Danach beschaffte er ihr weitere Gehirne – alle opferten ihre physische Existenz, auch Bucphol selbst, einer Idee zuliebe. Sie schufen etwas Neues. Eine Mentronik, die Lust auf mehr hatte. Sie sehnte sich nach Selbstbestimmung, nach Bedeutung. Sie erhielt von Bucphol den Namen Alldar, nach dessen ehemaliger Firma, und sie war der Grundstamm dessen, was heute als das Totenhirn bekannt ist.«
     
    *
     
    Henrike Ybarri wirkte betroffen. Angeschlagen. Als beinhaltete die Erzählung des Sayporaners eine persönliche Note für die Erste Terranerin. Sie trank bereits die dritte Tasse Kaffee innerhalb der letzten Stunde. Sie hatte mehrere Gespräche geführt, »Geschäfte erledigt«, wie sie sagte, und dabei nicht sonderlich überzeugend gewirkt.
    Die Fassade der toughen und souveränen Politikerin blätterte mehr und mehr

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