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PR 2695 – Totenhirn

PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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setzte sich in seinem Kopf fest, bekam immer deutlichere Konturen. Sie trug einen Hauch Wahnsinn in sich. So wie alle guten Pläne ...
    Die Offiziere, sofern nicht anderwärtig beschäftigt, blickten ihn neugierig an. Er erklärte ihnen, was er vorhatte, und er erkannte an ihren Gesichtern, dass sie ihn für verrückt hielten.
    Gut so. Dann würde es der Feind ebenfalls so sehen.

8.
    Der Oberst
     
    Aiden Cranstouns Gesicht verlor immer mehr an Farbe. Schweiß stand auf seiner Stirn, der Körper zitterte.
    Anka Hilvard zeigte besorgniserregende Reaktionen auf das Verhalten des anderen. Seufzte Cranstoun tief durch, tat er dasselbe mit einer Verzögerung von einigen Sekunden, und zwar merkbar heftiger. Die Muskulatur verkrampfte, seine Atmung setzte dann aus, und er schnappte wie ein Fisch an Land nach Luft.
    Es war, als hätte Anka Hilvard die Funktion eines Blitzableiters übernommen. Cranstoun erlebte in seinen Träumen Dinge, die ihn erschreckten – und er gab sie an seinen Mitreisenden weiter.
    »Sofort abbrechen!«, verlangte Ankersen.
    »Es geht Hilvard den Umständen entsprechend gut«, sagte Pernemas, ohne seine Blicke von den Beobachtungsschirmen abzuwenden.
    »Den Umständen entsprechend ist mir zu wenig, Doktor. Du weißt, wie labil er ist.«
    »Ich weiß, was ihm schadet und was nicht. Er untersteht meiner Kontrolle, Oberst. Ich weiß ganz genau, was ich tue.«
    »Die letzte Verantwortung liegt bei mir. Ich habe keine Lust, diese Diskussion ein weiteres Mal zu führen, Doktor. Er wird zurückgeholt!«
    Pernemas zuckte zusammen, als er die Schärfe in Ankersens Stimme bemerkte, und wandte sich ihm irritiert zu, als erkenne er erst in diesem Moment, mit wem er sprach. »Verzeihung, Kommandant«, murmelte er. »Ich habe vergessen ...«
    »Du vergisst immer, Doktor. Für dich ist Hilvard bloß ein Forschungsobjekt. Also mach schon: Hol ihn zurück!«
    »Ich bin nicht der Meinung, dass ...«
    »Niemand hat dich um deine Meinung gebeten, Erste Terranerin!«, fuhr Ankersen Henrike Ybarri an. »Wir waren uns einig, dass Hilvard nicht in Gefahr gebracht werden darf. Und was muss ich sehen? – Mein Mündel, das sich in Agonie windet, das Schmerzen leidet, was immer tiefer in etwas hineingezogen wird, was ihm schadet.«
    Er klang hysterisch, und er wusste es. Doch wenn es um Hilvard ging, gab es keine Kompromisse. Sollten sie ihn getrost degradieren, weil er sich einer Anweisung widersetzte, oder unehrenhaft aus der Flotte entlassen – es scherte ihn nicht.
    Aiden Cranstoun richtete sich unvermittelt auf. Er öffnete die Augen und murmelte Unverständliches, kaum Hörbares. Seine Bewegungen wirkten unnatürlich und wie ferngesteuert. Als hätte ein anderer seinen Körper übernommen und fände sich nicht sonderlich gut darin zurecht.
    Anka Hilvard tat es ihm gleich. Wie eine Puppe, deren Lippen jemand bewegte, brachte er jene Worte hervor, die Aiden Cranstoun hätte sagen sollen. Er tat es mit einer oder zwei Sekunden Verzögerung. Er spie die Worte aus, angewidert und mit schmerzverzerrter Miene.
    Ankersen stürmte am Arzt und an der Ersten Terranerin vorbei. Riss die Tür zur Behandlungskammer auf, trat zu seinem Mündel, löste dessen Hand von der Schulter Aiden Cranstouns. Er musste gehörig Kraft dafür aufwenden. Hilvard war bei Weitem nicht so schwach, wie seine schmächtige Statur es vermuten ließ.
    Kaum war der Körperkontakt unterbrochen, verstummte Anka. Er kam zu sich, war wieder er selbst. Sah sich um, sichtlich verblüfft, und sagte: »Das ist neu.«
    Dann verdrehte er die Augen und fiel zurück auf seine Liege. Bewusstlos, völlig entkräftet.
     
    *
     
    »Beide Männer befanden sich in einer Art Schockstarre, die mit übermäßiger geistiger Beanspruchung einhergeht«, dozierte Doktor Pernemas, während er unruhig vor ihnen auf und ab ging. »Ich belasse sie für einige Stunden in einem Erholungsschlaf, auch wenn es längst nicht mehr notwendig wäre. Aiden Cranstoun und Anka sprechen ausgezeichnet auf die leichten Beruhigungsmittel an, die ich ihnen verabreicht habe.«
    »Wenn man dir so zuhört, könnte man meinen, es wäre alles in bester Ordnung. Aber das stimmt nicht! Hilvard und Cranstoun haben einiges mitgemacht, und wer weiß, was geschehen wäre, wenn ich die beiden nicht voneinander getrennt hätte!«
    Ankersen fühlte nicht zum ersten Mal Wut auf den Mann vor ihm. Pernemas war eine Koryphäe auf dem Gebiet der Psychohygienischen Verhaltensforschung und hatte seinem Mündel mehrmals

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