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PR 2695 – Totenhirn

PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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war wie immer viel zu heiß. »Ich könnte mir vorstellen, dass ein Terraner die Gegenwart eines anderen spürt.«
    »Mag sein – aber wir wissen es nicht. Aiden kann, wie wir wissen, bislang bloß mit seinem Bruder kommunizieren. Er benötigt jemanden, der seine Kräfte, so gut es geht, verstärkt.«
    »Das hört sich alles nach verzweifelten Versuchen an, irgendwie irgendetwas zu erreichen.«
    »Du hast recht, Oberst Ankersen. Wir sind verzweifelt.«
    Sie sagte es völlig ruhig. Hatte sich Ybarri eben noch weit geöffnet und ihm einen Einblick in ihre persönlichen Verhältnisse gegeben, gab sie sich nun wieder kontrolliert und kühl.
    Ankersen seufzte. »Dann sollten wir zusehen, dass Cranstoun und Hilvard so rasch wie möglich einen zweiten Versuch unternehmen, zum Totenhirn vorzudringen.«
    Ybarri nickte. »Danke!«
    Er blickte auf die Uhr. Es war bald halb drei. Er tat seit 24 Stunden Dienst, und er war rechtschaffen müde. Er würde ...
    Alarm.
    »Aiden Cranstoun und Anka Hilvard sind aufgewacht«, hörte er Pernemas' aufgeregte Stimme, die gleich darauf von einer anderen, unpersönlich klingenden abgelöst wurde.
    Die Schiffspositronik sagte: »Und QIN SHI hat angegriffen. Bull dringt mit seiner Flotte ins Normaluniversum vor. Die Schlacht hat begonnen.«
     
    *
     
    Alle Schiffseinheiten, die sich im Next-Stop-System aufhielten, wurden alarmiert. Es herrschte Gefechtsbereitschaft, doch vorerst deutete nichts darauf hin, dass sie am Rand der Anomalie als Verstärkung gebraucht würden.
    Ankersen gab konzentriert Anweisungen, während er den Gang zur Krankenstation entlanglief, mit Henrike Ybarri im Schlepptau.
    Flottenadmiral Lygas Barstra setzte ihn über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis. Er erzählte von ersten erfolgreichen militärischen Operationen Bulls, er sprach von vorsichtigem Optimismus. Offenbar hatte der Aktivatorträger Erfolg mit seinen Überraschungsmanövern. Funk- und Ortungssatelliten verbanden Schiffe dies- und jenseits der Anomalie. Die Schiffe der verbündeten Dosanthi wüteten unter den Einheiten QIN SHIS, und die LFT-BOXEN unternahmen das Ihrige, um die Verwirrung aufseiten des Gegners zu steigern.
    Die Krankenstation war erreicht. Ankersen kappte die Holoverbindung zum Flottenkommando und besprach ein Memo für die Besatzungsmitglieder. Er widerstand der Versuchung, in denselben Hurra-Patriotismus wie Lygas Barstra zu verfallen und von einem »Wendepunkt« oder von »überragender Schlachtenführung« zu reden. Er blieb stets Realist.
    Er öffnete das Schott. Pernemas stand über eine Krankenliege gebeugt. Er redete auf Aiden Cranstoun ein, wollte ihn beruhigen, um sich dann gleich darauf Anka Hilvard zuzuwenden, der in seinem Redeschwall ebenfalls nicht zu stoppen war. Es war unverständliches Gebrabbel, das die Translatoreinheiten im Raum nicht zu übersetzen vermochten.
    »Sie haben Kontakt aufgenommen, plötzlich und unerwartet«, sagte Pernemas zwischen Anweisungen, die er drei Mitarbeitern gab.
    Die Assistenten achteten auf Messgeräte, ganze Geschwader von Roboteinheiten schwirrten durch die Luft oder krochen über die beiden Männer. Einige von ihnen wirkten verwirrt, so als wüssten sie mit den Schreiattacken Cranstouns und Hilvards nichts anzufangen.
    Für eine Sekunde kehrte Ruhe ein, als Hilvard sich aufrichtete und Ankersens Anwesenheit bemerkte. Sein Mündel erstarrte in der Bewegung. Aiden Cranstoun tat es ihm gleich, als wären sie über unsichtbare Schnüre miteinander verbunden und synchronisiert worden.
    Hilvard lief rot an und dann blau. Wollte etwas sagen, brachte aber nichts hervor, als wäre ein dicker Brocken in seiner Luftröhre stecken geblieben.
    Ein Sprachbrocken, mutmaßte Ankersen.
    Er stürzte auf sein Mündel zu, stieß einen Assistenten beiseite und klopfte Anka wider besseres Wissen kräftig auf den Rücken.
    Und tatsächlich – sein Mündel stieß ein Stöhnen aus und atmete tief durch wie ein Ertrinkender, der im letzten Moment die Wasseroberfläche durchstoßen hatte.
    Aiden Cranstoun erging es ähnlich, und nachdem er sich erholt hatte, sagte er einige Worte. Anka wiederholte sie. Tief und grollend klang die Stimme.
    Henrike Ybarri starrte ihn entsetzt an.
    Anka Hilvard sagte: »Faland, Michou! Fliegt nach Faland! Rasch!«
    Drei-, viermal wiederholte er die Worte. Dann fiel er nach hinten. Roboter bremsten den Fall seines Oberkörpers mithilfe von Prallfeldern und betteten ihn sanft auf die Liege, wie sie es auch mit Aiden Cranstoun taten,

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