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PR 2695 – Totenhirn

PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der ebenfalls ohnmächtig geworden war.
    »Alles unter Kontrolle«, murmelte Pernemas. »Es geht ihnen gut. Der Kontakt war bloß zu viel für sie.«
    »Bist du sicher, dass die beiden mit Zachary kommuniziert haben? Oder steckt etwas anderes dahinter?«
    »Das war nicht Zachary Cranstoun«, sagte Ybarri, deren Wangen sich rot färbten. »Ich kenne diese Stimme. Diese besondere Art, Worte unnötig zu dehnen. Shamsur Routh hat durch Anka und Cranstoun mit uns Kontakt aufgenommen.«
    Ankersen sah sie an. Lange. Er benötigte Zeit, um die Information zu verarbeiten und ihre Bedeutung abzuschätzen.
    Dann befahl er: »Kurs auf Faland!«

9.
    Der Dosanthi
     
    Chimao befreite sich aus den Klammern und trat zurück. Er lief das Rund der Beschaulichkeit entlang, drehte mehrere Runden. Schüttelte seinen Körper, ging in die Knie und ließ sie laut knacksen. Er fühlte sich erbärmlich. Doch immerhin herrschte nun wieder angenehmes Halbdunkel, und zu ihrer aller Erleichterung hingen an den Wandelementen zwischen den Bildflächen einige Dosedo-Flechten.
    Er legte seine Hände in das Grünblau. Atmete tief durch, spülte die bösesten Gedanken aus seinem Kopf. Es gelang nur unzureichend, denn diese winzige Wand brachte bloß geringe Erleichterung.
    Bara Ttamia hing zwei Meter neben ihm. Sie sah erbärmlich aus, unter ihren Augen glitzerte Sekret.
    Er drehte sich beiseite. Es war unschicklich, was er tat. – Doch spielte sein Verhalten überhaupt eine Rolle? Er war in einen Kampf verwickelt, der nicht sein durfte.
    Pirlo Mnacem meldete sich über Funk zu Wort: »Zurück in die Umklammerung, rasch!«, befahl er. »Wir haben ein neues Ziel. Macht schon, macht!«
    Ein neues Ziel ... Sie hatten mittlerweile zwölf Kämpfe ausgefochten, und das innerhalb kürzester Zeit. Man gönnte ihnen keinerlei Erholungsphase. Das Ziel ihrer Verbündeten war, so rasch wie möglich so viel Zerstörung wie möglich anzurichten.
    Chimao erinnerte sich an seine Juniorentage. An den Beginn seiner Adoleszenz, als seine Geschlechtsteile abgetastet worden waren und Ältere befunden hatten, dass er nun in die Reifezeit eintreten würde. Man hatte ihn trotz seines Widerstandes und seines empörten Geschreis von der heimatlichen Wand und auf eine Höhlenlichtung gezerrt. Andere hatten rings um ihn gestanden, ebenso verunsichert und verletzt und verstört wie er. Man hatte ihnen Dinge erklärt, die sie nicht verstanden hatten, und sie dann in das zu grelle Dämmerlicht gestoßen.
    Sie hatten einfach nur dagestanden, tief verbuckelt. Nicht wissend, was geschehen würde.
    Dann waren die Frauen gekommen. Man hatte sie ringsum Aufstellung nehmen lassen. Ältere hatten ihre Drüsennippel berührt und gereizt, sodass sie spitze Schreie ausstießen. Solche, die Seltsames in Chimao bewirkt hatten. Er hatte sich aufgerichtet und einen urtümlichen Schrei ausgestoßen. Instinktiv, ohne es verhindern zu können. Und als wäre dies das Signal gewesen, hatten die anderen Junioren es ihm gleichgetan.
    Dann waren sie aufeinander losgegangen. Hatten gerauft und gebissen, gezerrt und gedrückt. Unbeholfen und ohne zu wissen, was sie eigentlich taten.
    Irgendwann hatte man sie voneinander getrennt. Zwei jüngere Dosanthi aus seiner Wohnwand Gogomo waren liegen geblieben. Er hatte die Verletzungen gerochen. Unter anderen Umständen hätte er Mitleid empfunden. Doch nicht in dieser Situation.
    Die adoleszenten Mädchen hatten ebenfalls gekämpft. Viele von ihnen blieben zurück und beklagten ihre Wunden. Doch alle standen sie bald wieder auf und torkelten zurück in die Heimat, um sich zu stärken. Um Angst und Wut zu vergessen – und am nächsten Tag in weitere Kämpfe getrieben zu werden.
    Chimaos Erinnerungen an diese Zeiten waren lebendig geblieben. Aus heutiger Sicht war es richtig und wichtig gewesen, sie gegeneinander zu hetzen. Sie mussten sich die Hörner abstoßen und ihr aggressives Verhalten in den Griff bekommen. Andernfalls wären die Unruhen in den Wänden eines Tages eskaliert. Das wertvolle Dosedo wäre büschel- und fleckenweise vernichtet, das Volk seiner Lebensgrundlage beraubt worden. Sie hatten die Widernisse und Anstrengungen der Fortpflanzungen kennengelernt. Sie hatten gelernt, dass es insbesondere guttat, gegen andere Dosanthi anzutreten.
    Aber doch nicht, um zu töten!
    »Zurück in die Umklammerung!«, befahl Pirlo Mnacem ungeduldig. »Ihr habt eine Aufgabe zu erfüllen!«
    Chimao gehorchte. Er drängte sich eng an Bara Ttamia, deren Drüsennippel

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