PR 2699 – Das Neuroversum
hatte seine letzte Ruhestätte gefunden.
Rhodan, Gucky und Shanda wollten den Hangar gerade verlassen, als sich ein Holo von Oberst Faustus Baeting vor ihnen bildete.
Die Sphäre mit dem Multiversum-Okular, der Versorgungseinheit und der Totenhirn-Plattform schien nur auf diesen Moment gewartet zu haben. In dem Moment, in dem TAFALLA aus der Ortung verschwunden war, hatte die Sphäre beschleunigt. Der Kursvektor ließ darauf schließen, dass ihr Ziel die Ephemere Pforte war.
Gleichzeitig waren die 48 Blütenblätter der Zeitrose im Solsystem bei den 48 Kristallkugeln materialisiert, die längst nicht mehr grell leuchteten.
12.
Rhodan ließ den Blick durch die kleine, schlicht eingerichtete Kabine an Bord der LEIF ERIKSSON gleiten und dann auf dem Glas Rotwein ruhen, das er in der Hand hielt. Das gedämpfte Licht funkelte in der dunklen Flüssigkeit, und die hellen Funken schienen zu tanzen, sich einfach an ihrer Existenz zu erfreuen.
Bull hielt ihm sein Glas hin, und Rhodan stieß behutsam an. Er genoss diese Stunde der Ruhe, die sie sich trotz der frühen Uhrzeit gegönnt hatten. Sie konnten sich jetzt in hektischer Aktivität ergehen, die zu nichts führen würde, oder sich in aller Ruhe ein Glas Wein gönnen, ihre Gedanken klären und wieder Kraft schöpfen.
Um den Alkohol musste er sich kein Kopfzerbrechen machen; der Zellaktivator würde ihn rasch neutralisieren.
Und es gab noch viel zwischen ihnen zu besprechen.
»Wird die LEUCHTKRAFT zurückkehren?«, fragte Reginald unvermittelt.
Rhodan sah seinen alten Freund an. »Ich weiß es nicht. Jedenfalls nicht mehr so zeitig, dass sie uns in die Quere kommen könnte. Aber du willst mit mir nicht über die Kosmokratenwalze sprechen, oder?«
»Nein. Über die Menschheit.« Bull trank einen Schluck. »Habe ich richtig gehandelt, als ich ihr die Wahl ließ? Oder trage ich Schuld am Schicksal derjenigen, die sich für den Verbleib im Solsystem entschieden haben? Am Schicksal der Sayterraner?«
Rhodan lächelte versonnen. »Ich erinnere mich an den Exodus mit der Transferweiche ins Stardust-System. Weißt du noch, was ich damals gesagt habe?«
Bull lachte leise auf. »Mein Name ist Perry Rhodan ...«
»Ich habe gesagt, dass die Menschheit eine Schicksalsgemeinschaft ist ... aber auch eine demokratische Gemeinschaft, in der jeder vor allem einer Instanz Verantwortung schuldet.«
»Seinem eigenen Gewissen.«
»Und dieser Meinung bin ich noch immer. Und sie ist auch die deine, Reginald. Aus den damaligen Auswanderern ist die Stardust-Menschheit geworden, eine starke Gemeinschaft, die sich in Anthuresta behaupten wird. Vielleicht wird sie noch existieren, wenn die Menschheit in der Milchstraße nur noch eine Legende ist, ein Gerücht. Du weißt nicht, was aus den Sayterranern werden wird. Vielleicht bilden sie ja wirklich die Keimzelle für eine Menschheit in einem anderen Universum. Wir werden es nie erfahren, aber wir können es zumindest hoffen, und das ist auch schon sehr viel wert.«
»Du siehst das entstehende Neuroversum tatsächlich als Chance?«
»Als Gelegenheit, der ich nicht im Weg stehen will ... nicht stehen kann, weil ich dazu nicht die Mittel habe. Und als Risiko, das ich nicht beurteilen kann.«
»Perry«, Bull seufzte, »du und dein Verantwortungsgefühl für die Menschheit ...«
»Das Gefühl habe ich seit meiner ersten Rede nach der Rückkehr vom Mond, und daran wird sich nie etwas ändern. Aber ich bin auch nur ein Mensch, ich habe nur begrenzte Einwirkungsmöglichkeiten auf die Aktionen höher gestellter Entitäten. Und ich habe nur ein begrenztes Urteilsvermögen über ihre Handlungen.«
»Aber du kannst sagen, wem du in diesem Spiel wie weit vertraust!«
»Willst du mich mit Delorian aussöhnen?«
Bull schüttelte den Kopf. »Oder du kannst eine Warnung an die Menschheit äußern, sich nicht von phantastischen Zukunftsschilderungen blenden zu lassen und dabei die Kontinuität ihrer Geschichte zu vergessen?«
»Ich kann nur mahnen, nicht den kosmischen Blick zu verlieren. Sich nicht in einem Neuroversum-Kämmerchen einzugraben, denn das wäre das Ende dessen, was Menschen auszeichnet.«
»Oder vielleicht der Anfang?«
Rhodan dachte lange nach, bevor er antwortete. »Ich weiß es nicht. Ich bin mit Delorians Plan versöhnt. Aber nicht mit der Rolle, die ich in diesem Geschehen gehabt habe. Mir ist klar, dass ich wieder einmal an der langen Leine geführt wurde, diesmal von meinem eigenen Sohn.«
»Ich bin auf jeden Fall
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