PR 2700 – Der Techno-Mond
Durchmesser nur ein Zwanzigstel dieses Stahlungeheuers ausmachte, mit ihrem Gravitationsfeld schlichtweg zerrissen.
Ein dramatischer Verlust war der Untergang der Eiswelt allerdings nicht. Auf dem öden Brocken hat es ohnehin kaum mehr gegeben als Basen der Raumflotte und eine Quarantänestation für gefährliche Neuankömmlinge aus dem Weltraum. Seit dem Finale für Pluto ist nun auch bei uns Neptun der äußerste Planet des Solsystems.
Neptun hatte unter den nicht eben wenigen Invasionen in unser Sonnensystem ebenfalls zu leiden, vor allem seine Monde. Nereide wurde bei einer Raumschlacht endgültig vernichtet, nachdem er bei einer früheren Invasion schon einmal fast gänzlich zerstört worden war. Auch Triton, der größte Neptunmond, ist seiner Vernichtung mehr als knapp entgangen.
Es dürfte Ihnen klar sein, dass für uns Terraner die fast planetengroßen Monde im äußeren Bereich unseres Systems von weitaus größerem Interesse sind als die riesigen Gasplaneten, um die sie kreisen. Die meisten dieser Monde sind schon seit langer Zeit besiedelt oder werden anderweitig genutzt.
Allein in Tritonia, der Hauptstadt Tritons, leben zum Beispiel gut dreißigtausend Menschen. Unter Schutzkuppeln selbstverständlich, denn die Atmosphäre ist viel zu dünn und besteht außerdem nur aus Stickstoff und Methan. Aber das Leben hier ist durchaus lukrativ. Triton gilt als der bedeutendste Kupferlieferant des Systems.
Der blaue Riese mit den schwachen, azurfarbenen Ringen, den Sie jetzt über sich in der Kuppel unserer Space-Jet auftauchen sehen, das ist Neptun selbst, mit fast fünfzigtausend Kilometern im Durchmesser der kleinste unserer Gasplaneten. Die dicke Atmosphäre aus Wasserstoff, Helium und ein bisschen Methan verbirgt den nur erdgroßen festen Kern vollständig vor unseren Augen. Aber sonderlich viel würden Sie da sowieso nicht sehen: Eis und Steine, Steine und Eis.
Der römische Meeresgott, dem der Planet seinen Namen verdankt, dürfte sich noch am meisten über das »Meer der Träume« freuen, einem Methansee auf der Nordhalbkugel, groß wie das Mittelmeer. Bizarre Kreaturen von der Größe einer Stadt leben da, die, wenn man die irdische Tierwelt zum Vergleich heranzieht, am ehesten an Schnecken oder ähnliche Weichtiere denken lassen. Mit denen haben sie aber nicht das Geringste zu tun. Diese Eiskriecher absorbieren mit der Zeit immer mehr Mineralien, sodass sie sich allmählich verfestigen.
Insgesamt ist Neptun ein eher ungemütlicher Ort. Hier toben die heftigsten Stürme des gesamten Sonnensystems mit Spitzenwerten von über zweitausend Kilometern pro Stunde.
Wir unternehmen jetzt eine kurze Linearetappe zum Uranus. Uranus ist der drittgrößte Planet im solaren System. Für einen Umlauf um Sol benötigt er 84 Erdenjahre, ziemlich genau halb so viel wie Neptun. Wie Ihnen ein Blick aus der Space-Jet-Kuppel zeigt, sieht er auch ähnlich nichtssagend aus: ein Gasball mit ein paar fadenscheinigen Ringen. Kein Platz, an dem man Urlaub machen möchte, schon gar nicht, wenn man weiß, dass einige größere Waffenfabrikanten auf Uranus ihre Vernichtungsmaschinen testen.
Auf Umbriel, Titania, Ariel und den übrigen Monden des siebten Planeten leben aber immerhin 56 Millionen Menschen. Überwiegend Ingenieure und Techniker mit ihren Familien, denn seit Beginn der Raumfahrt werden auf den Uranusmonden Erze abgebaut und in Robotanlagen verhüttet. Wer Raumschiffe baut, braucht Metall, das war vor zweieinhalbtausend Jahren nicht anders als heute. Oberon hat sogar eine eigene Handelskammer.
Auf Miranda treffen Sie allerdings vor allem Geologen und andere Wissenschaftler an. Der kleine Mond ist ein Kuriosum. Bei keinem anderen Himmelskörper des Sonnensystems ist die Kruste so chaotisch und sinnverwirrend aufgebaut wie bei dieser dreihundertfünfzig Kilometer großen Eis- und Steinkugel. Es ist eindeutig so, dass Miranda in ferner Vergangenheit mindestens einmal völlig zertrümmert und wieder zusammengeflickt wurde. Einen Mond reparieren? Das halten Sie nicht für möglich? Warten Sie einmal ab.
Ein Superknast …
So, meine Damen und Herren, diesmal lohnt sich der Blick aus der Troplon-Kuppel ganz gewiss. Ein grandioseres Szenario werden Sie heute wohl kaum mehr zu Gesicht bekommen. Im Lauf der Jahrhunderte hat das Ensemble aus der gelblich leuchtenden und zart gestreiften Planetenscheibe des Saturn, dem prachtvollen Ringsystem und den über dreißig Monden zahllose Dichter und noch mehr bildende
Weitere Kostenlose Bücher