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PR 2700 – Der Techno-Mond

PR 2700 – Der Techno-Mond

Titel: PR 2700 – Der Techno-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Künstler zu hervorragenden Werken inspiriert. Doch kaum eines kann mit dem direkten Anblick mithalten, den Sie jetzt genießen dürfen.
    Wenn Sie genau hinsehen, können Sie sieben Hauptringe unterscheiden, die durch breite Lücken voneinander getrennt sind. Die markanteste dieser Unterbrechungen, die Cassinische Teilung, wurde bereits 1675 von dem italienisch-französischen Astronomen und Mathematiker Giovanni Domenico Cassini entdeckt, der damals schon die Vermutung äußerte, die Ringe bestünden aus kleinen Körpern. Die meisten dieser eisbedeckten Partikel haben nur die Größe von Staubkörnern, andere messen mehrere Meter.
    Kaum weniger faszinierend als die Ringe des Saturn sind seine Monde. Rhea, Dione, Tethys und Iapetus sind Trojaner, das heißt, sie bewegen sich auf einer gemeinsamen Bahn um ihren Planeten, ebenso Helene, Polydeuces und Dione. Atlas, Prometheus, Pandora und ein paar andere gelten als Schäfermonde, weil sie sich in den Lücken und an den Rändern der Ringe bewegen – wie Hirten, die ihre Herde hüten.
    Doch wir Menschen sind nicht nur ästhetisch, sondern auch praktisch ausgerichtet. Und unter diesem Gesichtspunkt sind uns vor allem die großen Saturnmonde wichtig, die schon mit kleinen Planeten mithalten können – allen voran Titan, der sechste und mit 5150 Kilometern größte Mond des Saturns und momentan auch des gesamten Sonnensystems. Wieso ich momentan sage? Haben Sie noch ein wenig Geduld, Sie werden es bald erfahren.
    Titan gehört zu den Welten des Solsystems, die in sehr großem Unfang an die Bedürfnisse von uns Terranern angepasst wurden. So hat man seine ursprüngliche Atmosphäre, die fast ausschließlich aus Stickstoff bestand, durch eine für Menschen atembare Sauerstoffatmosphäre ersetzt. Sie wird durch künstliche Gravitation festgehalten. Einhundert Atomsonnen heben ihre Temperatur über den Gefrierpunkt. Ansonsten wäre es dort mit einer Oberflächentemperatur von knapp einhundert Kelvin reichlich ungemütlich.
    Port Latrur, mit zwei Millionen Einwohnern die Hauptstadt des Mondes, verdankt seinen Namen den menschenähnlichen Cappins aus der Galaxis Gruelfin, die schon vor 200.000 Jahren eine Basis auf dem Saturnmond einrichteten und ihn Latrur nannten. Auch eine Gruppe von »Weltraum-Touristen«, die von unserem sechsdimensional funkelnden Juwel angelockt wurde.
    Rund vierhundert Kilometer von Port Latrur entfernt liegt das eigentliche Zentrum, die Forschungsstation Titan, eine über hundert Quadratkilometer große Anlage, die auf die berühmte Stahlfestung zurückgeht. Die hat in den finsteren Tagen der Larenherrschaft über die Milchstraße der Überschwere Leticron erbauen lassen, um von ihr aus das Solsystem kontrollieren zu können. Heutzutage haben wir hier eines der bedeutendsten Forschungsinstitute der Menschheit, verbunden mit Werft- und Fertigungsanlagen, in denen die Modulraumschiffe der Raumflotte gebaut werden und die mittlerweile fast den gesamten Mond überziehen.
    Weitaus bedeutender, als sein Durchmesser von nur 390 Kilometern es vermuten lassen würde, ist Mimas, der planetennächste der zahlreichen Saturnmonde. Sie werden ihn aus Ihrem Universum vielleicht kennen, weil er aufgrund seiner Gravitation für die Cassinische Teilung der Ringe verantwortlich ist.
    Im Perryversum kommt ihm eine herausragende Rolle als Medozentrum zu. Insbesondere übersinnlich begabte Patienten, aber auch viele andere wurden und werden hier behandelt.
    Ich werde oft gefragt, wieso man ausgerechnet auf diesem kleinen und von Terra aus recht abgelegenen Mond so viele hervorragend ausgestattete Sanatorien und Kliniken angelegt hat. Offen gestanden, so genau weiß ich das auch nicht. Vielleicht haben die Mediker festgestellt, dass der Ehrfurcht gebietende Anblick eines Saturnaufgangs einen therapeutischen Nutzen bietet, vielleicht hat auch ein gewisses Sicherheitsbedürfnis eine Rolle gespielt. Immerhin stellen kranke Mutanten unter Umständen ein unkalkulierbares Gefahrenpotenzial dar. Oder wollen Sie vielleicht beim Spazierengehen im Park einem verrückt spielenden Telekineten oder Zünder begegnen?
    So ist es eigentlich gar nicht weiter erstaunlich, dass Mimas auch das bestgesicherte Gefängnis des Sonnensystems aufzuweisen hat. Es ist als Hochsicherheitstrakt der Kuntami-Klinik angeschlossen und wie diese im einhundert Kilometer weiten Rund des Herschel-Kraters untergebracht. Das eigentliche Gefängnis, in dem sogenannte para-abnorme kritische Straftäter eingesperrt

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