PR 2702 – Das positronische Phantom
Trümmer- und Staubwolke auf den halb zerstörten »Schädel« des elefantenförmigen Luxushotels zu. In den Fokus ihrer Optik kam der übel zugerichtete Körper eines Menschen.
Antoine Marous wandte sich würgend ab.
»Kann man die Wiedergabe nicht abbrechen?«, fragte Shanda Sarmotte. »Offenbar wisst ihr wirklich alle, was nun kommt. Weshalb quält ihr euch selbst?«
Pri Sipiera blickte die Mutantin mit geröteten Wangen an. »Es ist gut, wenn es Perry Rhodan sieht«, sagte sie. »Er soll wissen, wozu die Onryonen fähig sind.«
Das Bild verschwamm erneut, als Jared den Schnelldurchlauf aktivierte.
»Hier ist es.«
Zwei Onryonen kamen ins Bild. Sie verstauten die Leiche von Luc Marous in einer Transportbox.
»Es gelang der Mikrodrohne, sich unbemerkt an der Box zu befestigen. Dadurch kamen wir zu den folgenden Bildern – ich springe zehn Minuten vor.«
Das Bild verschwand kurz, danach wurde Luc Marous' Körper sichtbar, der in einer Art Wanne mit einer gelartigen Flüssigkeit lag. Kabel und Schläuche führten zu seinem Kopf.
Rhodan seufzte. »Mittlerweile weiß auch ich, worauf das hinauslaufen wird. Ich bin dafür, dass wir die Vorführung hiermit abbrechen.«
Antoine Marous wandte sich der Wiedergabe zu. Sein Körper zitterte, als wäre er seit Stunden tiefster Kälte ausgesetzt.
»Jetzt kommt es gleich«, sagte Jared.
Rhodan spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, als Luc Marous plötzlich die Augen öffnete, blinzelte. Jemand sprach auf ihn ein. Dann verschwamm das Bild erneut. Marous' Mund öffnete sich, schloss sich.
»Sie benötigten einige Minuten, um zu den gewünschten Hirnsektionen vorzudringen und sie zu stimulieren. Bevor Lucs neurologisches Netz endgültig überhitzt wurde und erlosch, brachten sie ihn dazu, dies zu sagen ...«
Jared aktivierte erneut den Schnelldurchlauf.
Luc Marous' Lippen bewegten sich schneller, kontrollierter. »Hoffnung«, erklang es leise aus seinem Mund. »Er ist ... endlich hier. Wider...stand anführen. Per...ry Rho...dan.«
»Stell die Aufnahme ab!«, befahl der Zellaktivatorträger.
Jared gehorchte augenblicklich.
»Danke!« Rhodan strich sich über die Stirn. »Sie wissen also nun sicher, dass ich auf Luna bin.«
»Und sie gehen davon aus, dass du den Widerstand künftig anführen wirst«, fügte Toufec hinzu.
»... was ich keinesfalls vorhabe«, erklärte er mit Nachdruck. »Jedenfalls nicht in diesem Moment – und es spricht nichts dafür, dass sich dies in nächster Zeit ändern könnte.«
Pri Sipiera hob die Schultern. »Eins ist klar, Perry: Nun werden die Onryonen nicht eher ruhen, bis ihre Jagd erfolgreich ist und sie dich gefangen haben. Ich sehe unruhige Zeiten auf den Widerstand zukommen.«
Rhodan schwieg. Er wusste, dass er in Kürze eine wichtige Entscheidung würde treffen müssen: Sollte er Luna verlassen, um sich aus dem Konflikt zurückzuziehen? Oder war es seine Aufgabe, an der Seite des Lunaren Widerstandes zu bleiben und den Menschen die Hilfe zu bringen, die sie von ihm erwarteten?
Auf der einen Seite hatte er auf dem Mond die besten Möglichkeiten, mehr über die Onryonen zu erfahren. Andererseits hatten die Onryonen dort auch die besten Möglichkeiten, seiner habhaft zu werden.
Er öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder und warf den Kopf herum. Im Augenwinkel ...
»Seht ihr sie auch?«, fragte Rhodan. »Die Frau im Spiegel ...«
»Das positronische Gespenst«, murmelte Jared. »Das ist das erste Mal, dass ich es hier drin bemerke.«
Alle drehten sich um und blickten in die spiegelnde Fläche, in der eine Frau in mittlerem Alter zu sehen war. Ihr absolut symmetrisches Gesicht mit den dunklen Augen wirkte schön und geheimnisvoll zugleich.
Sie hob einen Arm und bedeutete ihnen, näher zu kommen. Als Rhodan aber einen Schritt auf sie zumachte, verschwanden Spiegel und Abbild der schönen Frau.
»Hier drin hat sie sich tatsächlich noch nie gezeigt«, sagte Pri Sipiera nachdenklich. »Offenbar reagiert sie auf etwas, das zuvor noch nicht da gewesen ist. Etwas oder jemand ...«
»Sie will, dass ich zu ihr komme«, sagte Perry Rhodan. »Sieht das jemand anders?«
3.
22. Juni 1514 NGZ
»Willst du mir nicht endlich verraten, worum es sich bei diesem ominösen Phantom handelt?«, fragte Perry Rhodan, als sie unterwegs waren. »Es steht für mich außer Frage, dass du mehr weißt als deine Leute.«
»Ich weiß nicht, was du meinst. Da musst du dich täuschen«, gab Pri Sipiera zurück. Ihr Gesichtsausdruck
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