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PR 2703 – Tod im All

PR 2703 – Tod im All

Titel: PR 2703 – Tod im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Scheiße ... ich ...
    »Ana!«, rief er mit schwächer werdender Stimme. »Hilfe! Mein Bein ...«
    Noch immer leckten Flammenzungen aus riesigen Rissen im Boden. Die Container im Lager waren durcheinandergeworfen worden wie die Bauklötze eines Kindes. Kreuz und quer schwebten sie im Raum, ein tödliches Labyrinth enorm schwerer und enorm träger Körper.
    Ungebeten stiegen in Tassos Geist Bilder auf, wie Ana bewusstlos zwischen den Container trieb und in Zeitlupe zwischen ihnen zerquetscht wurde.
    »Ana?«
    Nach Chasimi musste er nicht mehr rufen, das wusste er. Sie war tot. Wie alle anderen auch. Ana und er waren die letzten Überlebenden.
    Falls Ana noch lebte.
    Falls er selbst lange genug durchhielt.
    Er spürte ein Ziehen im Bereich des linken Beins. Der SERUN versiegelte das Leck. Aber der Verlust an Blut und Sauerstoff würde ihn trotzdem umbringen. Der Tornister funktionierte nicht mehr. Und damit war dieser Anzug kaum mehr als eine tote Hülle. Die zehn Tage, mit denen er noch vor einer Stunde gerechnet hatte, waren soeben auf wenige Stunden zusammengeschrumpft.
    Im Optimalfall.
    Tasso blinzelte und kämpfte gegen die aufkommende Ohnmacht an. Er durfte nicht das Bewusstsein verlieren. Nicht jetzt.
    Irrte er sich, oder wurde es in seinem Anzug schon kälter?
    Ich gehe hier drauf, erkannte er. Das Spiel ist aus. Einmal zu viel riskiert.
    Er bedauerte bloß, dass er niemals den Mut gefunden hatte, Ana oder Chasimi zu fragen, ob sie wirklich liiert waren. Zu gern hätte er gewusst, ob es zwischen ihm und einer der beiden Frauen etwas hätte werden können ...
    Auf einmal tauchte zwischen zwei Containern eine einsame Gestalt auf. Sie trug einen blausilbernen Raumanzug, dessen rechte Seite von Ruß geschwärzt war.
    »Ana?«, fragte Tasso, aber er war sich nicht sicher, ob der Funkkanal noch offen war.
    Die Gestalt glitt näher. Tatsächlich handelte es sich um die Chefingenieurin.
    Ihr Gesicht war verzerrt, als litte sie Schmerzen, und auf ihrer Stirn standen Schweißperlen. Sie schwebte neben Tasso und legte ihren Helm an seinen.
    »Tasso?«, vernahm er ihre gedämpfte Stimme. »Tasso, bist du noch bei mir? Mein Funksender scheint kaputt zu sein. Ich konnte dir nicht antworten.«
    »Ana.« Er schenkte ihr ein mattes Lächeln. »Bin so froh, dich zu sehen.« Ein seltsamer Frieden senkte sich über ihn. Das Bein schien gar nicht mehr so wehzutun. Und irgendwie verloren auch die Flammen, die hinter Anas Rücken emporzüngelten, ihre Bedrohlichkeit. Es fühlte sich an wie zu Hause. Ein kleines Feuer im Kamin. Ana in seinen Armen. Eigentlich ganz gut so.
    Die Chefingenieurin griff nach seinem Arm und gab einige Befehle in sein Multifunktionsarmband ein. Erneut legte sie ihren Helm an den seinen. »Tasso. Dein Sauerstoffaufbereiter ist ausgefallen. In deinem Anzug baut sich eine gefährliche Dosis Kohlendioxid auf.«
    Sie prüfte etwas auf ihrem eigenen Armband. Irrte er sich, oder huschte ein Schatten von Sorge über ihr hübsches Gesicht?
    »Ich verbinde jetzt meine Anzugsysteme mit deinen«, erklärte sie. »Das sollte uns ein wenig Zeit verschaffen. Und dann hole ich uns hier raus. Draußen haben wir eine bessere Chance, von Rettungskräften gefunden zu werden. Außerdem war das noch nicht der Daellian-Meiler.«
    Ha, wusste ich's doch!, dachte Tasso zufrieden.
    Ana machte sich an dem SERUN zu schaffen. Was genau sie tat, konnte er nicht sehen, weil sie hinter ihm an dem kaputten Tornister herumfuhrwerkte. Es dauerte zwei Minuten, dann wechselten plötzlich zwei der Helmanzeigen auf Grün.
    Etwas Kühles strömte an seinem Nacken vorbei in seinen Helm, und es schien auch wieder wärmer zu werden.
    Gleich darauf knackte es in seinem Helmfunk. »Okay, ich habe uns jetzt direkt verkabelt, Tasso. Deine ganze Anzugrückseite ist völliger Schrott. Keine Ahnung, was dich getroffen hat, aber sei dankbar, dass du noch lebst.«
    »Nein«, murmelte Tasso. »Ich bin dankbar, dass du lebst.« Er lächelte schwach.
    Einen Moment lang sah Ana ihn mit seltsamer Miene an. Dann nickte sie. »Ja, ich auch. Ein Hoch auf unsere Null-G-Parcoursläufe. Und jetzt komm. Halt dich an mir fest. Ich bringe uns hier weg.«
    Gehorsam folgte Tasso ihrem Befehl. Ana schlang ihrerseits einen Arm um ihn, mit dem anderen stieß sie sich von der Wand ab.
    Sie glitten durch die Zugangsluke und den sich daran anschließenden Gang bis zu dem herausgerissenen Verbindungsschott und hinaus ins All. Dort angekommen, beschleunigte Ana und jagte mit Tasso

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