PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE

»Drei Menschen sind gestorben, und hätte dich deine Kollegin nicht unter Kontrolle bekommen, wären es noch mehr geworden.«
    »Es gab Attentatspläne und Drohungen. Ich musste konsequent reagieren. Und ich wurde von allen Punkten der Anklage freigesprochen.«
    »Man hat dich im Zweifel freigesprochen und dir eine teilbedingte Strafe wegen der Unverhältnismäßigkeit der Mittel aufgebrummt, die du angewandt hast. Der Terranische Liga-Dienst hat alles unternommen, um dich vor einem härteren Urteil zu bewahren.«
    »Ich wurde freigesprochen«, wiederholte Khosrau emotionslos.
    Das führt zu nichts! , ermahnte sich Bull. Er ist ein Soziopath. Du hast dich bereits damals mit ihm unterhalten, und er ist nach wie vor völlig uneinsichtig. Er versteht nicht, was es bedeutet, Fehler zu machen, und wie es ist, Schuld zu verspüren.
    »Lassen wir das!«, sagte er laut. »Erzähl mir, warum du mich gesucht hast. Du bist im Auftrag des TLD hier?«
    »Ich habe meine Anweisungen von der Solaren Premier erhalten.«
    »Von Cai Cheung?« Bull dachte an die zierlich gebaute Frau. Es verbarg sich ein heller Verstand hinter dem hübschen Gesicht. »Was ist passiert? Gibt es Neuigkeiten von Luna?«
    »So ist es«, sagte Khosrau zu seiner grenzenlosen Überraschung. »Und es sind nicht unbedingt die besten.«
    Der Agent erzählte, und je länger er redete, desto weniger blieb vom Zorn übrig, den Bull ihm gegenüber empfand. Es gab weitaus wichtigere Dinge, über die es nachzudenken galt.
     
    *
     
    Joska Oter gesellte sich zu ihnen ins Krankenzimmer. Seine Ungeduld war unübersehbar. Er wollte über die Phänomene sprechen, denen Khosrau während des Transports begegnet war. Doch der Wissenschaftler musste sich gedulden.
    »Soso. Diese Onryonen fahnden also nach Perry und nach meinem besonderen Freund Bostich. Und du bist dir sicher, dass mein Name nicht gefallen ist? Dieses Tribunal fürchtet sich nicht vor mir?«, fragte Bull.
    »Nein.« Der Agent verzog keine Miene. Sein Sinn für Humor war genauso schwach ausgeprägt wie sein Mitgefühl.
    Bull seufzte. »Cai Cheung erwartet demzufolge die Rückkehr der JULES VERNE?«
    »Sie hat mir Anweisungen für dich mitgegeben.« Der Agent beugte und streckte seine Finger, als wollte er die Blutzirkulation anregen.
    »Hat sie uns untersagt, im Linearflug ins Solsystem vorzudringen?«
    »Sie hat sich nicht dezidiert dazu geäußert.«
    »In diesem Bereich hat sie mir also Freiheiten gelassen? Merkwürdig, nicht wahr?«
    »Sie meinte, dass du schon wüsstest, was zu tun sei.«
    Bull nickte. »Na schön. Wir reden später über dieses Thema weiter. Gehen wir nochmals durch, was du während des Transfers durchs Polyport-System erlebt hast.«
    Khosraus Gesicht blieb ausdruckslos. »Anfangs verlief alles normal. Nichts deutete auf Schwierigkeiten hin. Zumindest glaubte ich, dass alles in Ordnung wäre.« Er runzelte die Stirn. »Doch irgendwann, ich könnte nicht sagen, wann genau es war, spürte ich, dass sich etwas geändert hatte.«
    »Inwiefern?«
    »Es fehlte mir etwas.«
    »Es ging Substanz im und am Schiff verloren, meinte die Schiffspositronik?«
    »Ja.«
    »Wir wissen allerdings nicht, ob die Auskünfte ANDEAUS zuverlässig sind. Das Schiffsgehirn ist schwer beschädigt, wie auch die meisten Backup-Systeme.«
    »In dieser Hinsicht vertraue ich ANDEAU.«
    »Ich nicht. Wir haben bereits begonnen, die MORGIANA nach allen Regeln der Kunst zu vermessen und zu untersuchen. Wenn es etwas zu entdecken gibt, werden es unsere Fachleute finden. Nicht wahr, Joska?«
    »Jaja«, sagte der Chefwissenschaftler ungeduldig. »Aber könnten wir zurück zum Transfer kommen? Ich hätte einige Fragen an dich, Ghiyas.«
    »Ich lasse euch nun allein«, sagte Bull und legte Joska Oter zum Abschied die Hand auf die Schulter. »Ich muss Entscheidungen treffen.«
    Er nickte dem TLD-Agenten zu und verließ die Krankenstation. Er fühlte sich erleichtert. Die Nähe zu Khosrau bedrückte ihn. Sie brachte zu viele Erinnerungen hoch.
     
    *
     
    »Ein Handelsstern wäre die logische Wahl, um mittels des Polyport-Netzes so rasch wie möglich in die Milchstraße zurückzukehren«, sagte Jawna Togoya. »Oder wir verwenden die Sonnentransmitterstrecke.«
    »Ich bin für eine konventionelle Anreise«, widersprach Bull. »Mit dem Trafitron erreichen wir einen Überlichtfaktor von vierhundertfünfzig Millionen. Mehr als vierzehn Lichtjahre pro Sekunde ...«
    »Präzise: vierzehn Komma zweisechs.«
    »Sag ich ja. Wir wären