PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE
gespannt zu, während die drei Eingreiftrupps ihre Arbeit abschlossen, routiniert und mit viel Erfahrung. Kein Manöver erschien überflüssig. Sie arbeiteten mit der notwendigen Konzentration, beschützten die MORGIANA und nahmen auch auf die Bordpositronik Einfluss und versuchten sie zu stabilisieren. Vorerst vergebens, wie der Unsterbliche registrierte. Sie akzeptierte zwar Überrangkodes, gab sich dann aber rasch wieder störrisch. So als hätte sie Lücken in den Speichern und müsste immer wieder von Neuem an ihre Pflichten erinnert werden.
Endlich war die MORGIANA eingefangen, und zur Überraschung aller funktionierte auf einmal der Funk wieder. Die Positronik der Minor Globe sendete Signale, die ihre Verwunderung durchklingen ließen, dass sie zwischen Traktorstrahlen festgehalten wurde. Der Rechner tat so, als wäre alles in bester Ordnung.
»Einsatz abgeschlossen«, meldete Major Snijden. »Objekt gesichert.«
Der Unsterbliche atmete tief durch. Seine Finger und Hände schmerzten. Er betrachtete sie und bemerkte, dass er sie die ganze Zeit bewegt hatte, als würde er eine der Space-Jets im Hand-Modus steuern. So, wie er es vor Tausenden Jahren gemacht hatte.
Manche Bewegungs- und Handlungsabläufe änderten sich nie. Sie waren in seinem Kopf abgespeichert und immer noch so präsent, als wäre er derartige Manöver erst gestern geflogen.
Geschafft. Die Space-Jets stiegen höher. Sie ließen Laúm rasch hinter sich und begaben sich auf Kurs KO-selbstlos. Diesmal achteten die Besatzungen auf die Kommandos der leémschen Systemlotsen. Was auf dem Hologlobus wie der Kampf dreier Hummeln gegen eine Biene gewirkt hatte, wurde nun zu einem Routineflug einiger Schiffseinheiten.
»Die Funkverbindung zur MORGIANA steht jetzt«, sagte Jawna Togoya. Die Posbi war gemeinsam mit Bull zur JULES VERNE zurückgekehrt, hatte sich aber nicht in Bulls Arbeit eingemischt. Ishart Mamnah, von dem sie das Kommando übernommen hatte, stand neben ihr und beobachtete die letzten Manöver. Der in Ehren ergraute Schiffsveteran, der seit fünfzig oder mehr Jahren Dienst auf der JULES VERNE tat, wirkte müde am Ende seiner langen Schicht.
»Es befindet sich ein einziger Passagier an Bord, ein gewisser Ghiyas Khosrau«, sagte Jawna Togoya. »Er gehört zum ...«
»... zum Terranischen Liga-Dienst, ich weiß.«
»Du kennst ihn?«
»Ich hatte einmal mit ihm zu tun.« Und er ist mir nicht in sonderlich guter Erinnerung geblieben, fügte Bull insgeheim hinzu.
»Es geht ihm schlecht. Er versteht nicht, was mit ihm geschehen ist und was die TARAS sollen, die eben an Bord kommen.«
»Er soll sich ruhig verhalten und das Prozedere über sich ergehen lassen«, gab Bull Anweisung. »Untersucht ihn aufs Genaueste. Mir ist das alles nicht geheuer. Dass das Polyport-Netz Aussetzer hat, ist hinlänglich bekannt. Mir scheint, als brächte Khosrau darüber hinaus schlechte Nachrichten aus dem Solsystem mit. Was sollte sonst jemand vom TLD hier?«
»Möchtest du mit ihm sprechen?«
»Jetzt nicht. Dafür ist später genug Zeit.« Bull stand auf. »Ich geh mich mal frisch machen.«
Der Unsterbliche verließ die Zentrale, sehr zur Verwunderung der anderen Besatzungsmitglieder. Er galt als Tatmensch, der sich ungewöhnlicher Probleme gern selbst und rasch annahm. Doch nicht heute. Er musste darüber nachdenken, wie er Ghiyas Khosrau entgegentreten wollte. Da gab es eine offene Rechnung, die zu begleichen war.
*
Quick Silver verrechnete eine angemessene Parkgebühr. Zumindest bezeichnete der Roboter sie als angemessen, während Bull über »die unverschämten Forderungen« fluchte.
Er hätte die MORGIANA jederzeit in die JULES VERNE einschleusen können. Doch mit diesem Gedanken würde er sich erst beschäftigen, sobald er wusste, was an Bord der Minor Globe vor sich gegangen war.
»Normalerweise nehme ich die Rolle des misstrauischen Agenten ein«, sagte Khosrau.
»Ich bin bloß vorsichtig. Schließlich warst du an Bord der MORGIANA. Das bedeutet nichts Gutes.«
»Du bist immer noch verstimmt wegen dieser Geschichte damals?«
»Du hast getötet. Grundlos.«
»Ich hatte sehr wohl einen Grund. Ich sah dein Leben in Gefahr. Also habe ich getan, was zu tun war.«
»Du hast überreagiert und wie wild um dich geschossen!«, brüllte Bull den Mann an, der vor ihm lag, völlig entspannt, in einem Bett der Krankenstation. Sein ganzer schöner Plan, dem Agenten mit der notwendigen Ruhe und Beherrschung gegenüberzutreten, war dahin.
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