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PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Räumungsroboter gingen mit gehörigem Krafteinsatz zu Werke. Schwere Desintegratoren wurden aufgefahren, die Wände links und rechts des Müllhaufens pulverisiert.
    Bull wartete ungeduldig, bis sich erste Lücken auftaten. Ein nur wenige Zentimeter kleiner Roboter arbeitete sich vor und lieferte erste Informationen über den Unfallort. Weiteres miniaturisiertes Forschungsgerät folgte – Beleuchtungskörper, Schwebekameras, Medoroboter, Messgeräte –, dann Kabel, die sich wie von selbst bewegten. Sie würden NEMOS Sensoren untersuchen und gegebenenfalls Überbrückungshilfen erstellen, sodass sie wieder in das Nervengeflecht NEMOS eingebunden werden konnten.
    Der Trümmerberg bewegte sich, Teile davon gaben nach. Antigrav- und Prallfelder sorgten für den notwendigen Halt. Womöglich lagen Bordmitglieder darunter begraben. Ihnen galten alle Gedanken, alle Hoffnungen und Befürchtungen.
    Sechs Minuten waren seit dem ersten Alarmsignal vergangen, der Durchbruch zum gesperrten Bereich würde bald gelingen.
    Bull nahm Kontakt mit Jawna Togoya auf. »Sind wir in Sicherheit?«
    »Die Onryonen konnten uns nicht folgen, und ihre Linearraumtorpedos konnten uns natürlich im Trafitron-Modus nicht erreichen.«
    »Welchen Kurs nimmst du?«
    »Richtung Omega Centauri.«
    »Ausgezeichnet.«
    Sie hatten das Kharag-Sonnendodekaeder im Inneren des 150 Lichtjahre messenden Sternhaufens genutzt, um von Andromeda in die Milchstraße zu gelangen. Das Gebiet galt als höchst risikoreich zu bereisen, wenn man nicht über die notwendige Erfahrung und ausgezeichnete Sternkarten verfügte.
    Hyperschwallfronten, von nahe beieinanderstehenden, im hyperenergetischen Bereich strahlenden Sonnen erzeugt, erschwerten den Transitionsflug. Die Onryonen waren in Omega Centauri gehörig im Nachteil, selbst wenn sie ihrer Spur folgen konnten.
    »Was ist mit dem Onryonen, den Snijden aus dem aufgebrachten Schiff gefischt hat?«
    »Er wird eben in einem Isolationsraum nahe der Medostation untergebracht. Er ist verletzt, aber er lebt.«
    »Durchbruch!«, meldete sich NEMO zu Wort. »Ich nehme den ... Blindbereich wieder unter Kontrolle.«
    »Übernimm den Laden, Jawna«, sagte Bull hastig und beendete das Gespräch mit der Posbi-Kommandantin.
    Sicherheitsoffiziere schwebten hinter drei TARAS in den nun von grellen Strahlern erhellten Bereich. Bull folgte ihnen, und als sie auf dem Trümmerfeld dahinter landeten, schob er sich an ihnen allen vorbei in den Vordergrund.
    »Es gab mindestens drei Explosionen«, behauptete einer der Sicherheitsleute. »Dort, dort und dort. Vielleicht waren es auch mehr.« Er deutete auf nach außen gewölbte, zerrissene und zerfetzte Wandpaneele. Sie waren geschwärzt, die gezackten Ränder durch große Hitzeentwicklung in bizarr wirkende Formen gezwungen.
    »Was ist mit den Vitalsignalen?«
    »Eines ist vor zwei Minuten erloschen«, sagte Aranson Barber mit zitternder Stimme. »Das andere ist äußerst schwach. Es kommt von ... dort.«
    Der Ferrone deutete nach rechts. Dorthin, wo Deckenverschalungen zu Boden gefallen und unter großer Hitzeentfaltung damit verschmolzen waren. Kunststoff und Metall bildeten eine Art Blase, die wie ein Spiegelei aussah und aus der Kabelwerk hervorragte.
    Und eine Hand, deren Finger zuckten.
    »Hierher!«, rief Barber. Er stürzte auf das Spiegelei zu, tastete nach der Hand, bewegte sie sachte und versuchte, ihr ein wenig Spielraum zu geben. »Ich brauche Hilfe, rasch!«
    Bull kniete neben dem Mediker nieder. Er starrte auf die zusammengeschmolzene Masse und auf diese schrecklich verunstaltete Hand, aus deren abgetrennten Fingerspitzen Knochen hervorlugten.
    Wieder waren es die Bergungsroboter, die Bull sanft beiseiteschoben und dafür sorgten, dass der Schwerverletzte so rasch wie möglich geborgen werden konnte.
    Ein Körper kam zum Vorschein. Bedeckt von Desintegratorstaub, blutig, in eine unmögliche seitliche Position gezwungen.
    »Er ist stabil auf niedrigem Niveau«, sagte Barber, der sich zwischen den Bergerobotern hindurchgequetscht hatte und mit den Diagnosegeräten herumfuhrwerkte.
    Sei-bei-mir eilte eben zu seinem Kollegen, ein seltsames Bild angesichts der drei Laufstängel, deren zwei kaum einmal den Boden berührten. Doch niemand interessierte sich dafür. Aller Aufmerksamkeit war auf den Schwerverletzten gerichtet.
    Sei-bei-mir kroch sanft über dessen Leib. Er missachtete sämtliche Sicherheitsvorkehrungen und war nackt wie immer. Er wog nur wenige Kilogramm, und mit jedem

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