PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner

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Trafitron-Antrieb brachte sie weg, einem vorerst unbekannten Ziel entgegen. Die JULES VERNE war vollständig einsatzbereit.
    Die Explosion auf Deck 12-3 hatte lediglich marginale Auswirkungen auf andere Schiffsbereiche. Die Sicherheitsvorkehrungen griffen so, wie man es sich vorstellte. Schotten riegelten das betroffene Gebiet ab, NEMO grenzte es mithilfe von Schutzschirmen ein, die nächstgelegenen Bereiche wurden evakuiert, Dekontaminationszonen aufgezogen und vieles mehr. Alles lief nach Plan, und es hätte eines verantwortungsvollen Befehlshabers bedurft, der ruhig an seinem Platz blieb und weitere Anweisungen traf.
    Aber dafür hatte er Jawna Togoya. Ruhiger als sie konnte niemand an die Sache herangehen. Er jedoch war Reginald Bull. Er musste wissen, was da vor sich ging, was geschehen war. Umso mehr, als NEMO den Namen Ghiyas Khosrau fallen ließ.
    Er sprang auf, murmelte einige entschuldigende Worte und stürmte quer durch die Zentrale, hin zum zentralen Ausgang, der zum Antigravschacht führte.
    Joska Oter blickte ihm mit Dackelgesicht hinterher. Einige Offiziere grinsten trotz der ernsten Lage, weil sie mittlerweile hinlänglich wussten, was er war und wie er funktionierte.
    »Ihr kommt mit!« Bull befahl zwei TARAS, ihm zu folgen. Er schnappte sich einen bereitliegenden Schutzanzug. Die Kampfmaschinen schwebten hinterher, ließen sich gleich ihm in den Antigrav fallen. Er schlüpfte rasch in den Anzug, er konnte jede Art der Sicherheit benötigen, die sich ihm bot. Er hatte genau gewusst, dass etwas an Khosrau oberfaul war!
    Es ging einige Etagen hoch. Bull stolperte aus dem Schacht, hinein ins Gewirr der Gänge auf 12-3, nach wie vor mit dem Anzug beschäftigt. Er roch Rauch, der nicht an diesen Ort gehörte. Hätten die Sicherheitsvorkehrungen perfekt gegriffen, wäre dieses Gebiet sauber geblieben. Die Dekontaminierung würde in einem weiteren Bereich als erhofft durchgeführt werden müssen. Die Wucht der Explosion hatte erhitzte, verunreinigte Luft durch die Gänge wie durch enge Kamine gepresst.
    Reinigungsroboter waren dutzendweise an der Arbeit. Sie sahen gespenstisch aus in flackerndem Licht, dessen Störungen wohl ebenfalls der Explosion geschuldet waren. Andere Maschinen mit verschieden langen Werkzeugarmen drangen in den betroffenen Gang vor. Er folgte ihnen, genauso wie Mitglieder der Internen Sicherheit. Sie erkannten ihn und sie kannten ihn. Die Leute machten respektvoll Platz. Selbst ein Epsaler presste sich eng gegen die Wand des Ganges, was ihm nicht sonderlich leicht fiel.
    Bulls Schutzanzug schloss sich endlich. Erste Messungen seiner Positronik ergaben, dass die Verunreinigungen der Luft in diesem Bereich harmlos waren. Die Luft war erhitzt, der Kernbereich der Explosion lag etwa dreißig Meter voraus.
    Dort hatte es Wand- und Deckenverschalungen aus den Halterungen gehoben. Die Platten waren eingedrückt oder zerfetzt. Schläuche, Kabel und Röhren, allesamt Bestandteil der infrastrukturellen Zwischenbereiche, quollen wie Eingeweide aus der Decke.
    Die Luft wurde schlechter. Ätzender Gestank brachte den Schutzanzug dazu, auf interne Sauerstoffversorgung umzuschalten.
    Bull stieß auf eine Wand aus Trümmern. Dort hatten sich Bestandteile mehrerer Kabinen aufgetürmt. Irgendwie waren sie in den Gang geraten – wohl durch die Kaminsogwirkung bedingt und durch Löcher, die die Explosion in die Wände gerissen hatte. Die Materialien waren teilweise miteinander verschmolzen. Drei Terraner versuchten sich an einer Metallstange, die aus dem Amalgam ragte. Sie zogen und zerrten vergeblich.
    »Ich messe zwei Vitalsignale hinter der Barriere an«, sagte ein Mann, der zu Bull aufgeschlossen hatte.
    Aranson Barber. Ferrone und zweites Mitglied jenes Duumvirats, das die Leitung der Medostation innehatte.
    Räumroboter näherten sich. Sie schoben Bull, Barber und alle anderen Besatzungsmitglieder mit sachtem Einsatz von Prallfeldern beiseite.
    »NEMO?«
    »Ja, Bull?«
    »Ich möchte endlich wissen, was geschehen ist!«
    »Es tut mir leid – aber ich besitze keinerlei Informationen darüber. Ich weiß, dass Ghiyas Khosrau in Begleitung zweiter Sicherheitsoffiziere und zweier TARAS den betroffenen Gang benutzte. Dann versagten all meine Instrumente.«
    »Alle?«
    »Alle. Du kannst es mit einer Lokalanästhesie vergleichen. Ich fühle dort nichts.«
    »Und die Emotionauten?«
    »Ihnen geht es ähnlich wie mir. Für sie ist die Erfahrung womöglich noch schmerzhafter.«
    Es wurde immer lauter. Die