PR 2707 – Messingträumer
Menschen, Rheaner wahrscheinlich, auf einem Forum vor dem bernsteinfarbene Senedd. Aus ihrer Mitte ragte eine schlanke, humanoide Gestalt mit einem Gesicht, das zugleich exotisch und zutiefst menschlich wirkte.
Die Gruppe sang. Am lautesten aber und am hingebungsvollsten sang der Fremde:
»'tis I'll be there in sunshine or in shadow
Oh, Danny boy, oh, Danny boy, I love you so!«
Perry Rhodan schwieg. Viccor Bughassidow war ehrlich verblüfft. »Das ist der Gesandte des Atopischen Tribunals?«
»Er nennt sich Dhayqe«, bestätigte Farye. »Auf den ersten Blick sieht er ja nicht sehr Furcht einflößend aus.«
»Hm«, machte Rhodan. »Wenn der Teufel will, dass man mit ihm zur Hölle fährt, lädt er mit Engelszungen ein.«
Bughassidow zog die Stirn kraus. »Der Teufel? Mit welch merkwürdigen Mächten du doch im Lauf deines Lebens Erfahrungen gesammelt hast.«
»Das Beste kommt noch.«
Oh, Danny boy
Freeman Zennor befand sich in der Nähe der etlichen Hundert Schaulustigen, als die Space-Jet auf dem SPP landete. Den Weg von der Transmitterempfangsstation zum Raumhafen hatte er mit dem Gravopak der SERUNS zurückgelegt und im Schutz des aktivierten Deflektorfeldes.
Immer noch unsichtbar, beobachtete er die wartenden Rheaner. Die Neugier überwog; offene Feindschaft spürte er nicht. Vielleicht war da sogar ein Hauch von Respekt für einen Gegner, der sich ungeschützt in das Taranis-System begeben hatte.
Die amtlichen Pressedienste hatten die Ankunft des Tesqiren angekündigt und dabei die Bitte von Administrator Pinar Cantanzaro ausgerichtet, man möge gewaltsame Konfrontationen mit dem Gesandten des Atopischen Tribunals auf jeden Fall vermeiden. Der Tesqire genieße zwar keine diplomatische Immunität, möge aber als Gast behandelt werden.
Die Polizei Rheas werde dafür sorgen, dass dieser Gast sich weder Zugang zu sicherheitssensiblen Einrichtungen verschaffen noch gegen eines der rheanischen Gesetze verstoßen werde.
Ein ganzer Schwarm gelb leuchtender Paparohnen kreiste über den Aussichtsplattformen des Raumhafens; keine von ihnen versuchte, den positronischen Bannkreis zu durchbrechen, den die Raumhafenverwaltung um den Landeplatz der Jet verfügt hatte.
Der Tesqire stieg aus, sah sich ausgiebig um und winkte dann der Menge zu. Vier wartende und uniformierte Polizisten nahmen ihn in Empfang und eskortierten ihn. Das eisige Schweigen der Zuschauer schien ihn nicht zu irritieren. Noch einmal winkte er der Menge zu und verschwand dann in einem Abfertigungsgebäude.
Auch dort ließ er anstandslos einige Untersuchungen über sich ergehen. Danach bestieg er, nach wie vor von den vier Polizisten begleitet, eine Magnetschnellbahn und ließ sich vom SPP Richtung Stadtmitte von New Trerice bringen.
Freeman Zennor haftete im Schutz seines Deflektorschirms an der Außenhülle des Wagens und schaute durch das Fenster hinein.
Die Polizisten und der Tesqire waren in ein angeregtes Gespräch vertieft.
*
»Das ist ja ein kolossales Bauwerk!«, rief Dhayqe aus und wies auf den gut zweihundert Meter in den Himmel ragenden Würfel, dessen Seiten aus Mosaiken von Bernsteinschalen bestanden.
»Das ist der Senedd«, erklärte einer der Polizisten. »Dort sitzen das Parlament und die Regierung des Taranis-Systems. Und Administrator Pinar Cantanzaro.«
»Gehen wir hinein! Vielleicht tagt das Parlament ja gerade, und ich könnte ...«
»Nein!«, sagte der Polizist.
»Verstehe.« Der Tesqire hatte seine Imitation eines menschlichen Nickens mittlerweile perfektioniert. »Eine geheime Sitzung, Thema: das Atopische Tribunal.«
Einer der Polizisten tippte kurz auf seinen Multikom und las. »Nein. Eine nicht geheime Sitzung über die Verlängerung des Pachtvertrags mit den Arkoniden auf Blostonia.«
»Arkoniden?«, fragte Dhayqe. »Doch wohl keine Invasion?«
»Mit Invasoren schließt man keine Pachtverträge.«
»Schade eigentlich«, seufzte der Tesqire und setzte ein derart untröstliches Gesicht auf, dass die vier Polizisten lachen mussten.
Wie blecherne Hummeln umkreisten die Paparohnen ihre Gruppe. Ein rheanisches Paar, beide vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt, betrachtete den Tesqiren neugierig.
Dhayqe nickte ihnen fröhlich zu. »Kann ich etwas für euch tun?«
»Wir wollten ein Holo machen«, sagte der Junge.
Dhayqe winkte sie heran. Der Tesqire stellte sich zwischen die beiden und legte jedem einen Arm um die Schultern.
Das Mädchen streifte einen Ring vom kleinen Finger und warf
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