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PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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ihn in die Luft. Der Kameraring drehte sich vier-, fünfmal um die eigene Achse, dann hatte er sich ausbalanciert und schwebte vor der Gruppe. Das Mädchen dirigierte ihn mit ein paar Zurufen. Der Ring weitete sich und zeigte eine Vorschau des Holos. Man sah die beiden Rheaner mit dem Tesqiren in der Mitte.
    »Auch die Polizei!«, rief das Mädchen. Im Holo erschienen die vier uniformierten Begleiter. »So ist gut!«, sagte das Mädchen.
    Der Ring schrumpfte wieder und glitt auf den ausgestreckten kleinen Finger der Rheanerin zurück.
    »So etwas möchte ich auch haben!«, sagte der Tesqire.
    An der nächsten Entnahme für Informationsverarbeitungsgüter zog einer der Polizisten einen Kameraring und ließ sich etwas Entgelt abbuchen.
    »Teuer?«, fragte Dhayqe besorgt.
    »Nur ein paar Minuten«, winkte der Polizist ab. »Ich singe mit Kindern, habe einen Chor mit ihnen, und das ist viel wert. Eine halbe Stunde Chor maximal, mehr kostet so ein Ring nicht.«
    »Du singst? Das ist ja ... Oh, lass hören, bitte!«
    Einige ihrer Begleiter, die sie mittlerweile hatten, klatschten aufmunternd.
    »Also gut.« Der Polizist hatte eine erstaunlich schöne Bassstimme. Er trug ein uraltes Lied vor, das noch von den ersten Siedlern Rheas, ja wohl noch von Terra stammte und die Jahrtausende überstanden hatte. Er sang:
    »Oh, Danny boy, the pipes, the pipes are calling
    From glen to glen, and down the mountain side
    The summer's gone, and all the roses falling
    'tis you, 'tis you must go and I must bide.«
    Und als das Lied zu Ende war und die Menge eine Zugabe forderte, sang plötzlich Dhayqe. Er breitete die Arme aus und schmetterte aus voller Brust die erste Strophe.
    Nach und nach fielen die Umstehenden ein, und schließlich sangen alle:
    »But come ye back when summer's in the meadow
    Or when the valley's hushed and white with snow
    'tis I'll be there in sunshine or in shadow
    Oh, Danny boy, oh Danny boy, I love you so!«
    Freeman Zennor, immer noch unsichtbar, verfolgte die Szene mit ungläubigem Staunen. Er beobachtete, wie viele der Rheaner im engeren Kreis und wie etliche Zuschauer aus der größeren Distanz ihre Kameraringe in die Luft warfen oder ihre Multikoms auf Sendung stellten, und er meinte die Bildlawine, die in diesem Moment in Gang gesetzt wurde, förmlich durch das Taranis-System rollen zu sehen.
     
    *
     
    Endlich meldete sich Marian Yonder und bat sie in einen Hangar. Farye hatte keine Lust, sie zu begleiteten, und verabschiedete sich mit einem kurzen Winken.
    Sie kamen eben rechtzeitig, um den Gleiter einschweben und landen zu sehen.
    Die Tür des Flugzeugs glitt auf, und Yonder trat heraus.
    Um sein Armgelenk lag die Schlaufe einer Leine, und an der Leine führte er ein Tier aus dem Gleiter – einen Schäferhund.
    Rhodan hob erstaunt die Augenbrauen.
    Yonder schnalzte mit der Zunge und ging los. Der Hund schnupperte kurz am Boden und folgte Yonder dann.
    »Das ist Samart«, stellte Yonder das Tier Rhodan und Bughassidow vor. »Er gehört einem Posbi, der in der Alten Oblast der KRUSENSTERN lebt.«
    »Ein intelligenzoptimiertes Tier?«, fragte Bughassidow. Er ging vor dem Hund in die Hocke, packte ihn am Hals ins Fell und raufte es zärtlich. Das Tier ließ es geschehen. Es schnüffelte an Bughassidow und inspizierte dann die Hand, die Rhodan ihm hinhielt. Samarts Nase war feucht und ledrig, ganz wie es sein musste – ein echtes Tier also, kein Roboter.
    »Intelligenzoptimiert? Nein«, antwortete Yonder. »Er ist ein normaler Hund. – Was, Samart? – Aber er soll über einen außergewöhnlich guten Geruchssinn verfügen. Und sein Herrchen – der Posbi – hat ihn den Duft von Zellplasma aufnehmen lassen.«
    Bughassidow lachte. »Wir gehen also auf die Jagd«, sagte er.
    Samart bellte unternehmungslustig. Der altvertraute Klang erfüllte Rhodan mit plötzlicher Zuversicht. Rhea war Menschenland wie tausend andere Welten in der Milchstraße auch. Gut, sie hatten mit der Humanisierung des Alls eben erst begonnen, sie mochten dort an Grenzen gestoßen, andernorts auf Abwege gekommen sein, aber das Projekt, die eigene Zukunft menschlich zu gestalten, hatten sie niemals aufgegeben. Sie würden auch vor einem Atopischen Tribunal nicht kapitulieren. Und wenn das Plasmahirn ein winziger Baustein im großen Ganzen sein sollte, würden sie es finden.
    »Nicht wahr, Samart?«, fragte er laut, als müsste der Hund seinen Gedanken gelauscht haben.
    Da bellte der Hund wie zur Antwort.
    Yonder wies auf den Gleiter,

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