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PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Operationstisch.
    Ohne Kinder.
    Ohne Eltern.
    Ohne irgendwen.
    Leblos.
    Ein Totenreich.
    Ein Stadtzentrum gab es nicht. Yonder landete den Gleiter auf einer Struktur, die aus der Luft betrachtet wie eine Straße ausgesehen hatte. Sie stiegen aus. Yonder ließ Samart von der Leine, der wie in einem Anfall von Lauflust davonschoss, aber gehorsam zurücktrottete, als Yonder nach ihm rief.
    Der Belag der Straße imitierte eine bunte Sommerwiese. Rhodan sah Insekten von Blüte zu Blüte wechseln; das Gras warf Wellen wie im Wind.
    Nur dass die Gräser keine Gräser waren und die Insekten keine Insekten, sondern alles bloß Elemente eines dreidimensionalen Bildes.
    Samart kratzte eine Weile mit seinen Krallen über das transparente Material, schnaufte dann enttäuscht und ließ davon ab.
    Am Rand der Straße erhoben sich einige Wohntrichter der Arkoniden; manche standen in Ensembles zu zweit oder dritt zusammen, andere erhoben sich wie Monarchen über das Land. Rhodan sah vollverspiegelte Bauwerke, daneben Gebäude unter einem purpurnen oder smaragdfarbenen Firnis, aber auch Trichter, die über und über bewachsen waren von einer Art flammend rotem Efeu.
    Bughassidow schirmte nach Indianerart die Augen mit der Hand ab und schaute sich um. »Tja«, sagte er. »Mit Hinweisschildern haben es die Arkoniden nicht so.« Er wandte sich an Yonder. »Wo könnte sich das Plasmahirn aufhalten?«
    Yonder kniete sich vor Samart und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Das Tier jaulte leise und machte einen etwas ratlosen Eindruck.
    »Lasst uns ein wenig gehen«, schlug Rhodan vor.
    In einiger Entfernung und in unregelmäßigen Abständen standen Gegenstände auf der Straße. Zuerst erreichten sie einen ovalen Tisch voller Fruchtkörbe, frisch gebackenem Brot, Karaffen mit Wasser – eine Nahrungsschenke, wie es sie auch auf vielen Welten der Liga überall gab. Die Schenke war automatisiert. Rhodan griff nach einer apfelähnlichen Frucht und drehte sie in der Hand.
    »Was ist das?«, fragte er.
    Keine Antwort. Er wiederholte die Frage auf Arkonidisch.
    »Eine Enpulie«, antwortete der Tisch mit einer sanften, säuselnden Stimme in derselben Sprache. »Rheanische Frucht mit mildem Säuregehalt. Wünschst du Angaben zum Brennwert, den Kohlenhydraten, zu Eiweiß, Vitaminen und Zuckergehalt?«
    »Nein«, sagte Rhodan und biss hinein. Wohlschmeckend war fast noch untertrieben – eine einzigartige Leckerei. Er leckte sich den Saft aus den Mundwinkeln. »Wir suchen ein Plasmahirn.«
    »Viel Erfolg«, wünschte der Tisch. Weiterhelfen konnte er ihnen, sosehr er es bedauerte, nicht.
    Auch Yonder und Bughassidow entnahmen einige Früchte; Yonder goss Wasser in die hohle Hand und ließ Samart davon schlabbern.
    Dann gingen sie weiter. Sie passierten einen Brunnen, aus dem scharlachroter, aromatischer Wein quoll. Auf dem Brunnenrand standen kristalline Schöpfschalen bereit. Bughassidow kostete und nickte anerkennend. »Willkommen im arkonidischen Schlaraffenland.«
    Sie wanderten über eine Stunde durch das Tal.
    Dann schlug Samart an und verfiel in einen zielstrebigen Trab.
    Der Schäferhund hatte Witterung aufgenommen.
     
    *
     
    Das Trichterhaus, zu dem Samart sie führte, stand auf einer Lichtung inmitten eines kleinen Waldes von dunklen, zypressenartigen Bäumen. Hinter dem Wäldchen wölbte sich der obere Teil eines arkonidischen Kugelraumers ins Licht. Rhodan entzifferte die arkonidischen Zeichen: HEYDRANGOTHA.
    Rhodan schätzte den Durchmesser des Schiffes auf knapp über 300 Meter – also wahrscheinlich ein Raumer der RAAL-MAT-Klasse.
    Die Lichtung war asphaltiert; der Asphalt wirkte jedoch verwittert, von Furchen und Rissen durchzogen. Aus den Rissen sprossen Gräser.
    In der Nähe des Hauses parkten drei Gleiter, auch sie sichtbar von der Zeit mitgenommen.
    Sie näherten sich dem Eingang des Hauses. Der Stiel des Trichters war keine fünf Meter hoch; der Trichter verbreiterte sich bis auf einen Durchmesser von vielleicht fünfzig Metern in achtzig oder neunzig Metern Höhe.
    Noch bevor sie den Eingang erreicht hatten, glitt eine Tür im Stiel auf, und ein riesenhafter Tausendfüßler schob sich aus dem Portal ins Freie. Das Wesen mochte gute sechs Meter lang sein. Den vorderen Teil seines Leibes hielt es aufgerichtet; der Schädel ähnelte einem extrem vergrößerten Ameisenkopf. Knapp unterhalb des Kopfes wuchsen zwei Arme aus dem Leib.
    Samart duckte die Schultern und knurrte. Yonder nahm ihn an die Leine.
    »Ein Frogh«, sagte Rhodan.

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