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PR 2719 – Enterkommando GOS'TUSSAN

PR 2719 – Enterkommando GOS'TUSSAN

Titel: PR 2719 – Enterkommando GOS'TUSSAN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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Naats zu überlassen.«

8.
    Ausgang
     
    Ich habe versagt. Der womöglich wichtigste Auftrag meiner langen Lebenszeit, und ich habe versagt. Warum? Ist meine Angst um mein eigenes Leben durch meinen Beinahetod so ausgeprägt geworden, dass ich nicht mehr bereit bin, es für andere aufs Spiel zu setzen? Habe ich die Sicherheit verloren, dem Tod dank meines Glückes zu jeder Zeit ein Schnippchen schlagen zu können, obwohl ich sogar den Verlust meines Herzens überlebt habe?
    Und wenn ich sie verloren habe – habe ich damit auch einen Teil meiner Legitimation als Unsterblicher verloren?
    Auf einmal hat meine neu erwachte Lust am Leben einen Dämpfer bekommen. Ich habe schon vieles eingesteckt, auch Teilerfolge verpasst, nie aber das Ganze, das Große Spiel dahinter, verloren. Ich bin oft angeschlagen daraus hervorgegangen, aber immer als Sieger.
    Ist es das, was mein neues Leben für mich bereithält? Meine erste neue Lektion? Das Gefühl, wie es ist, zu verlieren?
    Ich glaube, dieser Gedanke macht mir mehr Angst als der an den Tod.
     
    *
     
    Erst als Ronald Tekener gut zweihundert Meter Gang zwischen sich und das Geschehen gebracht hatte, blieb er stehen und lehnte sich in einer leeren Servonische an die Wand. Er schloss die Augen.
    Was jetzt, Spieler?, fragte er sich. Welches ist dein nächster Zug, nachdem der König geschlagen ist?
    Has'athor Famai. Er würde nicht umhinkommen, ihr Meldung zu machen. Sollte er dafür zur Zentralekugel gehen?
    Er schüttelte den Kopf. Der Gedanke, unter ihr doppeltes Augenpaar zu treten und vom möglichen Tod ihres Imperators zu berichten, ließ ihn schaudern. Er hatte keine Zweifel, dass sein Leben danach nie mehr dasselbe sein würde – wenn er es überhaupt lebendig wegschaffte.
    Besser, er versuchte, den Onryonen zu folgen. Womöglich gelang es ihnen, den Imperator wiederzubeleben und zu stabilisieren. Würden sie dafür eine der Medostationen des Schiffes nutzen oder das Risiko eingehen, ihn auf ihr Schiff zu bringen? In einer Medostation standen die Chancen für eine Befreiung besser.
    Ich sehe das Felsentor offen stehen ...
    Die Worte klangen ungerufen in Tekeners Gedanken auf. Er presste die Lippen zusammen. Gedanken an das Jenseits.
    Er hätte nie damit gerechnet, dass Bostichs letzte Worte wie etwas aus einem Delirium klingen würden. Die Klarheit im Denken, die der Imperator immer gezeigt hatte, war etwas, von dem Tekener gedacht hätte, dass es den Mann bis zum letzten Augenblick begleiten würde.
    Was, wenn es das hat?
    Der Gedanke traf Tekener unvermutet.
    Was, wenn eine Botschaft darin steckt? Bostich war immer ein Mann, der mit Netzen und doppelten Böden gespielt hat ... Vielleicht hat er sogar Vorbereitungen für den Fall seiner Gefangennahme getroffen?
    Tekener fuhr mit einer Hand über sein Gesicht. Griff er nach Strohhalmen, oder war es eine reale Möglichkeit?
    Ich sehe das Felsentor offen.
    Was für ein Felsentor?
    Ob es ins Jenseits führt? Oder nach Kolchis?
    Eine Anspielung auf den nahen Tod. Aber was sollte das andere? Kolchis, Kolchis ...
    Kolchis. Natürlich! Jason und die Argonauten!
    Die Erkenntnis elektrisierte ihn. Jetzt wusste er, was Bostich ihm hatte sagen wollen. Etwas über die ARGO. Er musste zur ARGO gehen.
    Aber warum?
    Das würde sich hoffentlich zeigen. Zumindest aber hatte er jetzt ein Ziel.
     
    *
     
    Die Verhältnisse auf dem Flaggschiff waren noch immer chaotisch. Zwar wurden eine ganze Reihe Sektoren wieder in Betrieb genommen, aber die Kämpfe hatten neue Schäden hinterlassen, und gerade die intakten Bereiche waren oft von Onryonen besetzt. Das eigentliche Entern der GOS'TUSSAN schien gerade erst begonnen zu haben.
    Er selbst tat alles, um sich aus den Gefechten herauszuhalten. Die Anzeigen seines Head-up-Displays zeigten ein kritisches Energieniveau und mehrere Schäden bei den Sensoren. Er konnte es sich nicht leisten, Risiken einzugehen. Es gab einen Grund, warum Bostich ihn zur ARGO geschickt hatte, und der war sicher nicht gewesen, zu versuchen, im Handstreich das Flaggschiff zurückzuerobern. Es war essenziell, anzukommen, sonst nichts.
    Kampflärm vor ihm. Zum ungezählten Mal prüfte er den Plan der GOS'TUSSAN, der ihm von Bostich noch in dessen Privaträumen in die Anzugpositronik überspielt worden war. Er war deutlich detaillierter als alles, was man an den Terminals abrufen konnte, und gab auch immer wieder Hinweise auf versteckte Schiffsbereiche.
    Nur dumm, dass ich ohne Bostich keine Ahnung habe, wie man sie

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